Creme in Lotion verwandeln

In diesem Unterforum erörtern wir Themen rund um die Entwicklung, Herstellung und Optimierung von Hautpflegeprodukten (inklusive Fehlersuche).

Moderator: Helga

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Alchimista
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Creme in Lotion verwandeln

Ungelesener Beitrag von Alchimista »

Ihr Lieben,
ich habe schon wieder mindestens eine Frage. :seufz:
Ich habe in Anlehnung an Heikes Rezept eine Creme gerührt:
all-over-my-body-anke.pdf
Die Fettphase mit 70°c vielleicht etwas hoch erhitzt, Wasser dazu und mit dem Stabmixer (Kitchenaid) 4 min. im Wasserbad gerührt.
Es tat sich nichts, und die Masse trennte sich noch 2 min wieder. Dann habe ich nach etwas abkühlen,Urea in kaltem Wasser gelöst dazugegeben, und verzweifelt den Mixer noch mal angeworfen. Siehe da, die Creme zog sofort an, 1min gerührt, bombenfest.
Also war die Hitzezufuhr vorher zu hoch, sehe ich das richtig?
Allerdings sollte es eher eine Lotion werden. Muss ich Montanov 68 beim nächsten Mal dafür niedriger dosieren?
Kann ich die Creme jetzt verdünnen?
Vielleicht mit Weingeist, weil der Ph - Wert auch eher bei 4 liegt und Versuche ihn mit Natron höher zu bekommen beim letzten Rührversuch kläglich gescheitert sind. (sozusagen als zusätzlichen Konservierer, falls Rokonsal versagt)
Beim nächsten Mal erhöhe ich vor der Pufferlösung.

Uff!
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Liebe Grüße von Anke

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Lavande
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Ungelesener Beitrag von Lavande »

Alchimista hat geschrieben:
Sonntag, 24. Mai 2020, 17:16
Also war die Hitzezufuhr vorher zu hoch, sehe ich das richtig?
Allerdings sollte es eher eine Lotion werden. Muss ich Montanov 68 beim nächsten Mal dafür niedriger dosieren?
Hallo liebe Alchimista,

Bei Montanov 68 ist 75°C eigentlich gefordert, also war die Hitze nicht zu hoch.
Aber oft ist es ja so, dass die Konsistenz erst bei der Abkühlung anzieht und die Creme erst kalt dann ihre eigentliche Konsistenz hat.
Montanov68 ist -so viel ich weiß- eher ein Emulgator für Cremes (keine Fluids) zwischen ca 30-40% Fettphase.
Insofern würdest Du eine leichtere Lotion eher mit einem anderen Emulgator bekommen.
Heike benutzt ja auch Imwitor in ihrer Formulierung, aber bei 27% Fettphase, Du hast glaube ich 33%, das ist für "Lotionen" m.E. zu viel.
Aber da werden Dir andere bestimmt noch besser helfen können als ich.

Liebe Grüße,
Lavande
Herzliche Grüße
Lavande

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Ulrike
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Ungelesener Beitrag von Ulrike »

Die Zusammensetzung der Fette ergibt zwangsläufig eine hohe Konsistenz. Hier dürfte die Hauptursache liegen.

Ulrike
Ein Kaktus ist nichts anderes, als eine sehr gut bewaffnete Gurke!

carlotta
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Ungelesener Beitrag von carlotta »

Hallo Anke,
nachträglich ist die Konsistenz schwer zu ändern.
Montanov 68 ist ein Emulgator für festere Cremes mit höherer Fettphase und ist eine Mischung aus Cetearyl glucoside und Cetearylalkohol. Der Cetearylalkohol macht die Creme fester und bringt die Konsistenz. Wenn Du gerne eine Lotion machen möchtest, ist Cetearyl Glucoside (ohne Cetearylalkohol) (TEGO® Care CG 90) der bessere Emulgator, da er wirklich sehr dünnflüssige, leichte Lotionen macht. Es gibt auf olionatura auch ein gute Beschreibung zur Anwendung dieses Emulgators.
Lg, Carlotta

Alchimista
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Ungelesener Beitrag von Alchimista »

Vielen Dank Ihr Lieben für die Antworten.
Da ich Heikes Buch habe, lese ich noch mal die Emulgatoren nach. Aller Anfang ist eben schwer.
Die Creme bleibt für meinen Gebrauch in der Konsistenz wie sie ist. (Der beste Ehemann von allen, mit Problemhaut, mag es halt etwas flüssiger)
Habt Ihr vielleicht noch einen Tipp wieviel Natron ich auf 100g nehmen muss, um den PH - Wert ca. 1,5 Punkte zu erhöhen?
Rechnen ist meine absolute Schwäche :argverlegen:
Liebe Grüße von Anke

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Nine
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Ungelesener Beitrag von Nine »

@alchimista:
Du hast ein gepuffertes System, weil du Urea mit drin hast (wobei, nicht Urea puffert, sondern NaLactat und Milchsäure, aber wegen Urea braucht man den Puffer), d.h. ein etwaiger pH-Anstieg durch zersetzendes Urea wird damit sinnvoll "abgepuffert". Das bedeutet jedoch im Umkehrschluss,, dass der pH-Wert nicht mehr veränderlich ist, solange die Pufferkapazität nicht ausgeschöpft ist. Und das soll sie ja nicht sein, damit durch die Urea-Zersetzungsprodukte keine pH-Shift in Bereiche erfolgt, bei denen der Konservierer nicht mehr wirkt.

Kurzgefasst: Du kannst deinen pH-Wert nicht sinnvoll anheben ;-) Ist er denn wirklich bei 4? Das wundert mich etwas, weil ich außer deinem Puffersystem jetzt nichts sehe, was einen so niedrigen pH-Wert verursachen sollte?! Vielleicht noch mal nachmessen?

LG Nine

Alchimista
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Ungelesener Beitrag von Alchimista »

Hallo Nine,
noch mal zum Verständnis:
Wenn ich eine Creme/Lotion mit Urea herstellen möchte kann ich Milchsäure und Natriumlaktat nur in der Konzentration
0,5%/1,6% zufügen.
Eine nachträgliche Korrektur mit Milchsäure würde die Pufferkonzentration verändern, genauso wie eine z. B. 5% Natriumlaktat Beigabe. Außerdem ist nach der Zugabe vom Puffer nichts mehr am Ph - Wert zu ändern. ( Das ist der Zweck des Puffers)

Das heißt für mich, dass ich, wenn ich Rokonsal zum konservieren
nehmen möchte, ziemlich genau 5,4 treffen muss.
Ich glaube Helga und Marie setzen den Wert mit L-Argenin vorher höher.

Ich habe meine Creme gerade noch mal nachgemessen mit Lymphan Indikator Rolle, er liegt bestenfalls bei 4,2.
Liebe Grüße von Anke

Alchimista
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Ungelesener Beitrag von Alchimista »

Bei meinem letzten Rührversuch sah es genau so aus. Da war ich noch der Annahme, dass Natronlösung den PH- Wert anheben könnte.

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Liebe Grüße von Anke

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Nine
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Ungelesener Beitrag von Nine »

Ja, genau!
Alchimista hat geschrieben:
Montag, 25. Mai 2020, 14:31

Das heißt für mich, dass ich, wenn ich Rokonsal zum konservieren
nehmen möchte, ziemlich genau 5,4 treffen muss.
Das widerrum versehe ich jetzt nicht, wieso "ziemlich genau 5,4"? Bei Verwendung von Rokonsal soll der pH-Wert nicht über 5,4 liegen, dadrunter schadet seiner Wirkung jedoch nicht. pH 5 z.b. wäre völlig in Ordnung

Alchimista hat geschrieben:
Montag, 25. Mai 2020, 14:31
Ich habe meine Creme gerade noch mal nachgemessen mit Lymphan Indikator Rolle, er liegt bestenfalls bei 4,2.
Wie hoch der Wert ungepuffert war, weißt du jetzt natürlich nicht mehr, oder?
Alchimista hat geschrieben:
Montag, 25. Mai 2020, 14:31
Ich glaube Helga und Marie setzen den Wert mit L-Argenin vorher höher.
Auf den zeitlichen Ablauf kommt es nicht an...

Milchsäure und NaLactat (im richtigen Verhältnis zueinnander) haben im Gleichgewicht einen pH-Wert von etwa 4,2. Durch Zugabe von Säuren oder Laugen verschiebt das "Pufferpaar" sein Gleichgewicht entweder in Richtung Milchsäure oder in Richtung Salz und kann so etwa eine pH-Wert-Schwankung von plus/minus 1 ausgleichen. pH 5 zum Beispiel wäre für eine gepufferte Creme prima und hätte noch Pufferkapazität, bei pH 5,5 wäre diese jedoch schon erschöpft.

Deine Creme ist also puffertechnisch topp :D Ist dir der niedrige pH-Wert unangenehm? Hautphysiologisch halte ich ihn nicht für bedenklich.

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Nine
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Ungelesener Beitrag von Nine »

jetzt haben wir uns überschnitten :-) Das "ja, genau" bezog sich auf den ersten Teil deines vorletzten posts !
Welchen Wert hat denn dein Wasser?

Alchimista
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Ungelesener Beitrag von Alchimista »

Das ist ja spannend. Als ich die PH-Wert Tests bekommen habe, habe als erstes das Leitungswasser getestet. Es lag bei 7, wie sich das gehört. Eben gerade habe ich das von mir benutze abgekochte Wasser getestet (wär ich nicht drauf gekommen). Der Wert liegt bei 6.

Die ungepufferte Lösung hatte ich nach der 1. Erfahrung auch getestet. Ich meine, dass der Wert so bei 4,5 lag.

Die saure Creme ist mir nicht unangenehm. Ohne Test und dieses Forum wüsste ich überhaupt nichts über den PH-Wert.
Ich nehme es einfach immer sehr genau und habe es gerne, wenn ich die Materie beherrsche und nicht umgekehrt.

Ein bisschen mehr Urea, oder NaLactat würde den Ph- Wert also nach oben verschieben, wenn ich Dich richtig verstanden habe.

Deine ausführlichen Antworten helfen mir sehr. Die Kosmetik Chemie ist deutlich komplexer als ich mir das erträumt habe. Und der Chemie Unterricht zu lange her. :gruebel:
Liebe Grüße von Anke

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