Gesichtspflegeöl - Anfängerfragen

In diesem Unterforum erörtern wir Themen rund um die Entwicklung, Herstellung und Optimierung von Hautpflegeprodukten (inklusive Fehlersuche).

Moderator: Helga

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Dori
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Gesichtspflegeöl - Anfängerfragen

Ungelesener Beitrag von Dori »

Hallo an alle unrerschrockenen Rührköche!

Unerschrocken deshalb, weil sich bei meiner Planung eines Gesichtspflegeöls, und nach dem Lesen vieler vieler Beiträge im Forum und auf den Infoseiten, sich bei mir so einige Fragezeichen auftaten, die ich ohne Hilfe momentan nicht lösen kann. Und man will ja möglichst zu Anfang schon alles richtig machen. :)

Vorab aber kurz zum Zweck, das ich mit dem Öl verfolge:
Geplant ist eine eher reichhaltige Mischung, unter oder anstelle der normalen Pflege angewandt, eventuell auf mit Thermalwasser angefeuchteter Haut.
Meine Haut neigt zu starker Trockenheit, besonders jetzt im Winter, und ist empfindlich, sie reagiert sowohl manchmal auf Witterungsumstände (kleine rote Flecken) als auch auf einige Cremes (bis hin zum gänzlich glühenden Tomatengesicht). Zicke. Aber es sei ihr verziehen, ich bin 30, trinke zu wenig Wasser (daran arbeite ich), rauche (daran nicht ;)), und kämpfe mich momentan täglich ein paar Stündlein durch Eisschnee und Schneeregen. Wenn ich sie gut behandle, macht sie mir allerdings kaum Probleme. :)


Ich habe mir ein paar Öle herausgesucht, die mir, rein vom Lesen her, "sympathisch" sind:
Jojobaöl
Aprikosenkernnöl
Amaranthöl
Granatapfelkernöl

Jojobaöl soll dabei etwa 50% ausmachen, Aprikosenkernöl 30%, bei den letzten beiden bin ich noch unentschlossen (je 10% ??).
Jojoba gefällt mir als simples, stabiles Basisöl.
Aprikose wegen der Milde (und in dem Portrait las ich was von "strahlender Haut" - wir sind alle nur Opfer der Werbung :D).
Amaranth wegen des regenerationsunterstützenden Effekts.
Und schließlich das Granatapfelkernöl wegen der Anti-Äitsching-Wirkung, und des hohen Gehalts an dieser speziellen Linolensäure.

Gäbe das eine prinzipiell ausgeglichene Mischung? Oder wäre eine Kombination mit anderen Ölen sinnvoller? Insbesondere im Hinblick auf das Fettsäurenverhältnis, da steig ich noch nicht durch.

Amaranthöl soll ja schon "fast" ein Wirkstofföl sein, daher dachte ich daran, es relativ gering zu dosieren. Sinnvoll oder Unfug?

Ich habe gelesen, dass die von mir ausgewählten Öle alle mittelspreitend sind. Da ich mich mit dieser Thematik noch etwas schwer tue - ist das in Ordnung? Oder ist es besser, verschieden spreitende Öle zu kombinieren? Oder kann man das so pauschal gar nicht sagen?

Da ich der Überzeugung bin, dass man zB Kräuter aufgrund ihrer konzentrierten Wirkung nur kurweise verwenden soll, frage ich mich, ob bei den hochwirksamen Wirkstoffölen ähnliches gilt? Sollte man sich auf wenige Wirkstofföle beschränken, und diese öfter mal wechseln und auch pausieren, oder ist es besser, dauerhaft mehrere Wirkstoffe zu verwenden?
Gibt es Wirkstofföle, die sich gegenseitig unterstützen, oder aber so gar nicht zueinanderpassen?

Und schließlich zum Thema Lichtinstabilität: Ich habe die Beiträge hierzu gelesen, und finde Heikes Ausführungen sehr schlüssig und logisch. Pigmentstörungen sind bei mir durchaus ein Thema, daher: wäre die obige Mischung auch tagsüber verwendbar, oder sollte ich mich sicherheitshalber auf eine abendliche Anwendung beschränken?

Puh, das war's dann. Erstmal.
Doch erschrocken? Sorry. :D
Notfalls kann ich auch in kurz.

Viele Grüße
Schöne Grüsse aus dem Wald4tel

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pflanzenölscheich
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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

dori hat geschrieben:rauche (daran nicht ;))
Der Verzicht auf den Friedhofspargel :kicher: vermindert den oxidativen Stress Deiner Haut allerdings mehr als alle in pflanzlichen Ölen enthaltenen Antioxidantien. ;D

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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

Zu den Ölen, die Du Dir vorgenommen hast: Sind sie nur "am grünen Tisch" ausgewählt worden, oder hast Du sie alle schon einmal in Deinem Gesicht getestet? Meine Frage bezieht sich auch auf das Einziehverhalten, das durch etwas Lecithin optimiert werden könnte. Gerade für die Gesichtspflege bietet sich hier besonders natives Traubenkernöl an. Was das Spreiten betrifft, kannst Du vielleicht mit etwas Squalan nachregulieren, aber das würde ich erst entscheiden, nachdem die einzelnen Öle und hernach ihre Mischung einmal erprobt wurden.

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Dori
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Ungelesener Beitrag von Dori »

Das ist mir klar. :wink:

Dies soll ja auch gar nicht Zweck des Öls sein, so dass mir diese - zwar wahrlich wichtige und richtige - Ermahnung bei meinen Fragen leider nicht weiterhilft.



Allet am grünen Tisch, grasgrün. Ich hatte allerdings sowieso geplant, die Öle vorab einzeln zu testen (schon wegen der Verträglichkeit).
Lecithin/Traubenkernöl und Squalan werden auf meiner Liste vermerkt.
Also lässt sich die Frage des Spreitverhaltes (gehört dazu auch das Einziehverhalten?) am besten durch Ausprobieren klären?
Schöne Grüsse aus dem Wald4tel

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pflanzenölscheich
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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

Aprikosenkernöl empfinde ich auch als gutes Gesichtsöl, das auch keinen übetriebenen Fettglanz erzeugt. Zu Amaranthöl kann ich keine Erfahrungswerte beisteuern, aber sein Hauptnutzen wäre das enthaltene Squalen (5-8%) - Menschen mit Akne (wie zum Beispiel ich) müssten da vielleicht aufpassen. Granatapfelsamenöl ist herrlich regenerierend und macht die Haut spürbar elastischer, hüllt aber auch ziemlich ein. Ja, die Punicinsäure ist ein ganz besonderer Saft. :D Damit will ich sagen, dass es vielleicht zu einem gewissen Glänzen kommen könnte, wenn Du damit gleich unter die Leute gehst.

Fragen der Lichtstabilität sind mehr im Sommer ein Thema - kaum jetzt bei verhangenem Himmel. :seufz:

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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

Wenn Du übrigens ein Öl mit Lecithin einplanst (wie zum Beispiel das allseits beliebte Traubenkernöl), dann kannst Du mit Leichtigkeit auch flüssige Hydratisierer wie Glycerin und/oder Panthenol in Dein Gesichtsöl einbauen.

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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

Eine andere Frage ist, ob Dir in winterlichen Zeiten wie diesen ein leicht okklusiver Effekt gut täte oder nicht. Falls Dein Gesicht es einhüllender mag, könntest Du auch Pflanzenbuttern (Shea, zum Beispiel) in Deine Ölmischung aufnehmen. Wenn man das richtig ausbalanciert, entsteht dabei trotzdem ein flüssiges aber etwas schützenderes Öl.

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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

Das Einziehverhalten eines Öls hängt von mehreren Faktoren ab - unter anderem auch von der Verfügbarkeit hauteigener Emulgatoren. Ganz linear ist die Relation zwischen dem Spreit- und dem Einziehverhalten jedenfalls nicht. Um das Ausprobieren führt also gewissermaßen kein Weg herum - auch deshalb, weil zu klären ist, ob es Deine Haut eher ölsäure-, linolsäurebetont oder ausgeglichen am liebsten hat.

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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

Zu Spreitverhalten und Penetration in die Hornschicht hat Heike hier einen interessanten Beitrag geschrieben. :)

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Dori
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Ungelesener Beitrag von Dori »

Lieben Dank für die vielen Infos :), Heikes Beitrag werde ich gleich mal lesen.

Wie es meine Haut bei Ölen am liebsten hat, kann ich nicht so recht sagen. Bisher habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich "trockene" Öle bezüglich des Hautgefühls nicht so sehr mag. Es darf also ruhig etwas glänzen, bzw wie man heute auf verneudeutscht sagt "glowen". :D
Schöne Grüsse aus dem Wald4tel

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Ungelesener Beitrag von haselmaus »

Ich empfinde 50% Jojobaöl als sehr viel. Es kommt am Ende natürlich auf dich und deine Hautbedürfnisse an, ich würde es aber eher etwas geringer einsetzen.

Zu den Wirkstoffölen: Lichtstabilität ist jetzt im Winter wohl nicht so ein Thema, oxidative Stabilität ist meiner Meinung nach aber immer ein Thema, Sauerstoff haben wir schließlich ständig um uns. Insofern würde ich auch im Winter Wirkstofföle nicht zu frei dosieren, 10% oder 20% sind aber auf jeden Fall im Rahmen.

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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

haselmaus hat geschrieben:oxidative Stabilität ist meiner Meinung nach aber immer ein Thema, Sauerstoff haben wir schließlich ständig um uns.
... und die Wirkstofföle ebenso in ihrer Flasche, wo sie aufbewahrt werden. Vor Sauerstoff können wir unsere Rohstoffe nirgends schützen, und bei aller Vorsicht sollte man doch realistisch bleiben, finde ich. Ein Gesichtspflegeöl wird am besten in der kleinstmöglichen Flasche aufbewahrt und dürfte ohnehin tropfenweise zu dosieren sein, was die absolute Menge ungesättigter Fette in der Haut geringer halten müsste, als wenn man mit einem Spatel großzügig aus einem Cremetiegel schaufelt. Gerade in der kalten Jahreszeit wird es sogar in leicht überheizten Räumen immer noch kühler sein als an einem sonnigen Frühlingstag. Vorsicht ist gut, aber Angst müssen wir keine haben. :)

Katharina
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Ungelesener Beitrag von Katharina »

dori hat geschrieben: Jojobaöl soll dabei etwa 50% ausmachen, Aprikosenkernöl 30%, bei den letzten beiden bin ich noch unentschlossen (je 10% ??).
Jojoba gefällt mir als simples, stabiles Basisöl.
Ich gehe da konform mit Haselmaus. :ja: Jojobaöl ist ein sehr schönes Öl, das seine Stärken hat, aber es ist ein flüssiges Wachs, daher erscheint mir der Anteil auch recht hoch. 30% auf die Gesamt-EK sind meiner Meinung nach völlig ausreichend.
In der Mischung fehlt mir, auf die roten Flecken in deiner Haut abzielend, das Unverseifbare der Avocado. 1% EK ist völlig ausreichend. Dazu würde ich noch Sheabutter einsetzen und das schon aufgeführte Lipodermin. In meinen Augen auch für reine Ölmischungen ein absolutes Mussunbedingtmitrein. :ja:
dori hat geschrieben:Lecithin/Traubenkernöl und Squalan werden auf meiner Liste vermerkt.
Extrem gute Wahl. :D Achte bei Traubenkernöl darauf, dass es sich um natives Öl handelt, da es sonst nicht über das begehrte Lecithin verfügt. :)
Freundlich grüßt
Katharina

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Dori
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Ungelesener Beitrag von Dori »

Vielen lieben Dank, ihr habt mir schon mal sehr weitergeholfen. :)

Könnte ich also zB 30% Jojoba und 50% Aprikose verwenden? Oder sollte definitiv noch ein anderes Öl dazugegeben werden? Also zB nur 30 % Aprikosenkernöl und dafür 20% Traubenkernöl.
Eigentlich wollte ich meine Zutatenliste ja zu Beginn kurz halten...

Das Unverseifbare der Avocado klingt ebenfalls sehr interessant.

Ich seh schon, letztlich sollte ich bloß zusammenmischen, was ich gerne esse... Amaranth, Traube, Granatapfel, Avocado... Schokoplätzchen. :D

Reine Ölmischungen sind also nicht so ideal?
Schöne Grüsse aus dem Wald4tel

Katharina
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Ungelesener Beitrag von Katharina »

dori hat geschrieben:Reine Ölmischungen sind also nicht so ideal?
Wenn du dich auf einen begrenzten Zeitraum beziehst, ist reine Ölpflege immer eine wunderbare Sache für die Haut. Jedoch auf Dauer gesehen (und mit zunehmendem Alter :oha: ) benötigt die Haut Substanzen, die ihr Feuchtigkeit nicht nur zufügen, sondern sie auch binden. Besonders dann, wenn es, wie in deinem Fall, schwer fällt Feuchtigkeit von Außen, durch regelmäßiges Trinken, :saufen: zuzuführen. Hier findest du eine sehr gute Erläuterung zum Thema »Hautpflege nur mit Öl«. :)
Freundlich grüßt
Katharina

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Ungelesener Beitrag von Dori »

Danke für die Erklärung und den Link! :)

Ich muss hinzufügen, dass von vornherein nicht geplant ist, das Öl dauerhaft zu verwenden.
Ich werde es erstens meistens unter meiner Feuchtigkeitspflege auftragen (tagsüber sowieso, da ich auch im Winter UV-Schutz verwende), und zweitens hatte ich zunächst an eine Art Kur über die Wintermonate gedacht.
Hier kommt auch wieder meine Überlegung zu der Dauer der Verwendung einzelner Wirkstofföle generell ins Spiel.

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Katharina hat geschrieben:
dori hat geschrieben:Reine Ölmischungen sind also nicht so ideal?
Jedoch auf Dauer gesehen (und mit zunehmendem Alter :oha: ) benötigt die Haut Substanzen, die ihr Feuchtigkeit nicht nur zufügen, sondern sie auch binden.
Man kann Feuchtigkeitsbinder wie Glycerin und Panthenol mittels lecithinhältiger Öle auch einer Ölmischung einverleiben - als minimale und in ihrer Beschaffenheit ausgezeichnet konservierte "Wasserphase" sozusagen. Wenn man dieses Gemisch dann mit Maß und Ziel in gut genässte Haut einmassiert, wird und bleibt sie hydratisiert - wie ich jeden Tag feststelle, wenn ich eine solche Mischung auf meiner eigenen Haut anwende. Es wäre in diesem Fall ein gangbarer Weg, um der reinen Ölpflege wirkstofftechnisch etwas auf die Sprünge zu helfen.

Um die Rohstoffe und die eigene Haut wirklich gut kennenzulernen, würde ich anfangs übrigens möglichst wenige Zusatzwirkstoffe einbauen, also etwa hochkonzentriertes Phosphatidylcholin aus Lipodermin erst dann verwenden, wenn das Lecithin aus beispielsweise Traubenkernöl nicht gereicht hat. Dazu bedarf es aber des Experimentes, was die Vorgangsweise "lange grübeln, endlich rühren, beim ersten Mal perfekt" leider zu Grabe trägt. Menschliche Häute sind sehr unterschiedlich. Schließlich geht es ja nicht darum, die überladenen INCI-Listen kommerzieller Hersteller nachzubilden, sondern die persönlich optimale und minimale Pflege zu finden.

Mein Rat ist also, das Rezept langsam aufzubauen, damit Du immer weißt, was Du gerade tust und wie es im Vergleich zur vorigen Version wirkt.

haselmaus
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pflanzenölscheich hat geschrieben:
haselmaus hat geschrieben:oxidative Stabilität ist meiner Meinung nach aber immer ein Thema, Sauerstoff haben wir schließlich ständig um uns.
... und die Wirkstofföle ebenso in ihrer Flasche, wo sie aufbewahrt werden. Vor Sauerstoff können wir unsere Rohstoffe nirgends schützen, und bei aller Vorsicht sollte man doch realistisch bleiben, finde ich. Ein Gesichtspflegeöl wird am besten in der kleinstmöglichen Flasche aufbewahrt und dürfte ohnehin tropfenweise zu dosieren sein, was die absolute Menge ungesättigter Fette in der Haut geringer halten müsste, als wenn man mit einem Spatel großzügig aus einem Cremetiegel schaufelt. Gerade in der kalten Jahreszeit wird es sogar in leicht überheizten Räumen immer noch kühler sein als an einem sonnigen Frühlingstag. Vorsicht ist gut, aber Angst müssen wir keine haben. :)
Nein, Panik verbreiten möchte ich nicht. :gebete: Aber im Anfängerthread wollte ich doch darauf hinweisen. Übrigens sehe ich in deiner Aussage eher einen Hinweis darauf, dass man gerade bei Wirkstoffölen sehr kritisch mit dem Shop sein sollte und dann auch zuhause die bestmögliche Lageroption wählen sollte (kleine, voll gefüllte Flaschen, kühl) - ebenfalls ein guter Tipp für Anfänger.
Die Oxidation auf der Haut geht deutlich schneller, weil es viel mehr Sauerstoff gibt - das Öl liegt als dünner Film vor. Man kann das schnell überschlagen: 10ml Öl mit 1cm² Oberfläche, 0,1ml Öl auf 10cm² Gesichtsoberfläche ergibt grob einen Faktor 1000. Dafür liegt das Öl dort natürlich nicht so lange rum, sondern wird zügig gespalten und verarbeitet, es ist zudem meist in einer stbilisierenden Ölmischung...
Wirkstofföle können natürlich gerade bei veränderten Hautzuständen wahre Wunder bewirken, Harald du bist da unser unangefochtener Experte! Ich glaube nur nicht daran, dass hochkonzentrierte WÖ-Mischungen bei normalen Hautzuständen sinnvoll sind. Ich glaube da reicht wenig aus. Das wollte ich loswerden :seufz:

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Liebe Haselmaus, ich sehe uns in trauter Einigkeit. :monsieur:
Im Winter wird gerade im Gesicht, das Wind und Wetter ausgesetzt ist, ohnehin ratsam sein, es mit einem gerüttelt' Maß an gesättigten Fettsäuren zu beschützen - wodurch der Anteil an Ungesättigtem sich automatisch in einem erträglichen Ausmaß einpendeln wird. Letztlich wird die jeweilige Haut entscheiden, was sie braucht. Darüber hinaus ergibt Ungesättigtes keinen Sinn und sollte wegen der vergrößterten Oxidationsoberfläche in der Tat vermieden werden. :ja:

Das eigentlich hochungesättigte Öl in Doris Liste ist Granatapfelsamenöl, und da kann ich aus jüngster Erkenntnis einen Erfahrungswert beisteuern: Bereits mit 1% kann es in einer Ölmischung gesunde Haut elastischer machen und die Regeneration verbessern. Man braucht gerade von diesem Öl nur für kranke Hautzustände (wie zum Beispiel meinen) manchmal etwas mehr.
haselmaus hat geschrieben:Harald du bist da unser unangefochtener Experte!
Oh, danke schön! *Knacks*
Hätte ein Knicks werden sollen, aber man wird ja auch nicht jünger. :kichern:

Wenn man die Ölmischung schrittweise aufbaut, wie ich es oben vorschlug, wäre es für gesunde Haut natürlich ein interessanter Ansatz, zunächst eher von der gesättigten Seite zu kommen und die Mischung bei Bedarf (wenn sie zu abdichtend wirkt und/oder zu stark glänzt) schrittweise um ungesättigte Anteile zu bereichern.

Dottoressa
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Liebe Dori,

als Zusatzstoff wäre auch noch Urea zu empfehlen, 1 - 3 % staubfein gemahlen/gemörsert wären als Hydratisierer sicherlich nicht schlecht. Bei den Rezepten auf der "Hauptseite" ist beim Cranberry Balm die positive Wirkung von Harnstoff in Ölgelen beschrieben. Außerdem ist dann die Zersetzungsneigung von Harnstoff kein Problem mehr. Ich gebe in meine Augenbutter ebenfalls ein wenig Harnstoff und empfinde das als sehr vorteilhaft.
Liebe Grüße, Dagmar

bastiwast

Ungelesener Beitrag von bastiwast »

Liebe Dori,

Dein Hautbild erinnert mich total an meines vor 1,5 Jahren, als ich hier "gelandet" bin. Zu den super guten Ideen und Tips kann ich eigentlich gar nicht mehr viel hinzu fügen.

Die guten Stöffchen für Dein Hautbild hast Du schon bekommen. Als ich anfing habe ich noch klassische Emulgatoren verwendet, damit gingen diese Trockenheitsstellen und das Spannungsgefühl ganz toll weg, doch ich bekam leichte Unterlagerungen (war damals wirklich das kleinere Übel). Heute bin ich weg von den kl. Emus und verwende nur noch Natrosol und Emulmetik. Damit sind auch die Unterlagerungen verschwunden und ich habe eine wunderbare Haut bekommen.

Was ich noch verwenden muss sind: Ectoin, Vitamin E und d-Pathenol.

Dann gibt es noch diese "Kann" Rohstoffe. Doch diese solltest Du wirklich erst später ergänzen....

Den Tip mit wenigen Rohstoffen zu beginnen wurde ja auch schon erwähnt und das ist wirklich super wichtig. Denn auch bei Dir scheint die Barriereschicht der Haut durcheinander zu sein. Nun hast Du die Wahl der Qual und ich weiß ganz genau, wie Du Dich fühlst. Doch es lohnt sich, das kann ich Dir versprechen!

Liebe Grüße,
Andrea

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