Emulgatorfreie Konzepte (?)

In diesem Unterforum erörtern wir Themen rund um die Entwicklung, Herstellung und Optimierung von Hautpflegeprodukten (inklusive Fehlersuche).

Moderator: Helga

Anonymous

Emulgatorfreie Konzepte (?)

Ungelesener Beitrag von Anonymous »

Heike hat geschrieben:
Sternenfunke hat geschrieben:… Nachtkerzenöl […] und es vor allem den Vorteil hat, daß es einen hohen Lecithingehalt hat, der emulgierend wirkt.
:nein: Sterndie, es ist ein tolles Ölchen, aber der reine Lecithingehalt ist meines Wissens »unter ferner liefen« einzuordnen. Gamma-Linolensäure und Linolsäure sind die Werte, die es in die Waagschale wirft. Es hat einige unverseifbare Bestandteile (in Datenblättern stehen in der Regel so um 2 bis 2,5 %), aber dazu gehört nicht nur Lecithin. :-)


Also ich hatte in meiner laaaaaangen Zeit, in der ich ausschließlich Nachtkerzenöl und Hydrolat verschüttelt als Gesichtspflege verwenden könnte, oft stabile und haltbare Emulsionen, nur durch das Schütteln mit der Hand..............das hat mich immer sehr fasziniert. Ich verwendete dafür immer das Maienfelser Nachtkerzenöl und ein Verhältnis von 50:50. :)

Du meinst, das sind auch noch andere Anteile im Nachtkerzenöl, welche die Emulgierfreudigkeit fördern? :lupe: :P

Auf jeden Fall habe ich noch immer eine schneeweiße Creme in meinem Tiegel, eine schöne feste Creme. Ich mach mal später ein Photo. :kleeblatt:

Mir kam vorhin der Gedanke, daß wir doch einfach mal einen Beitrag eröffnen sollten, in dem alle Rezepte gesammelt werden, die sich mit emulgatorfreier Pflege befassen...............damit meine ich das Weglassen der klassischen Emulgatoren.
Es gibt immer wieder Mädels, die so absolut gar nichts vertragen und ich spreche aus eigener Erfahrung, denn ich habe über Jahre so gar nichts vertragen und das war echt frustrierend.

Gut, auch nicht jedes Öl wird vertragen, mit dem man emufreie Cremes oder Lotions zaubern kann, aber vielleicht können wir mit dieser Sammlung doch eine gewisse Hilfe bieten. Ich habe zur damaligen Zeit auch kein Jojobaöl, geschweige denn Bienenwachs o.ä. vertragen. :verlegen:

Ich hatte ne ähnliche Körperhaut wie Tuâl und konnte lange Zeit nur medizinische Ölbäder verwenden. :seufz: Auch heute ist meine Haut noch empfindlich: bei Kratzspüren und so habe ich gleich richtige rote Striemen am Körper, bei der sich die Haut wie ein kleiner Berg nach oben erhebt. GottseiDank hat sich aber die Unverträglichkeit bzgl. vielen Pflegekomponenten inzwischen gelegt.

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Sternenfunke hat geschrieben:Also ich hatte in meiner laaaaaangen Zeit, in der ich ausschließlich Nachtkerzenöl und Hydrolat verschüttelt als Gesichtspflege verwenden könnte, oft stabile und haltbare Emulsionen, nur durch das Schütteln mit der Hand..............das hat mich immer sehr fasziniert. Ich verwendete dafür immer das Maienfelser Nachtkerzenöl und ein Verhältnis von 50:50. :)
Ja, daran erinnere ich mich gut. Ich habe gezielt gesucht, fand aber nirgends einen Hinweis auf einen erwähnenswerten Lecithingehalt. Daher schrieb ich »meines Wissens«, das ist der momentane Stand der Dinge. Ich bin aber für jede Info dankbar, die Licht ins Dunkel bringt. :-) Es gibt eindeutig andere emulgierende Bestandteile, Jojoba enthält kein Lecithin, aber viel Unverseifbares einschließlich Wachsester … vermutlich sind es beim Nachtkerzenöl andere unverseifbare Bestandteile, denn es soll an die 2,5 % davon haben. Sorry, momentan weiß ich noch nichts Exakteres.
Mir kam vorhin der Gedanke, daß wir doch einfach mal einen Beitrag eröffnen sollten, in dem alle Rezepte gesammelt werden, die sich mit emulgatorfreier Pflege befassen...............damit meine ich das Weglassen der klassischen Emulgatoren.
Hier muss ich nachfragen: Lecihin in Ölen gilt nicht als Emulgator, aber hinzugefügtes Lecithin, gleich welcher Form? Unverseifbares entsprechend?
Liebe Grüße
Heike

Anonymous

Ungelesener Beitrag von Anonymous »

Heike hat geschrieben:
Mir kam vorhin der Gedanke, daß wir doch einfach mal einen Beitrag eröffnen sollten, in dem alle Rezepte gesammelt werden, die sich mit emulgatorfreier Pflege befassen...............damit meine ich das Weglassen der klassischen Emulgatoren.
Hier muss ich nachfragen: Lecihin in Ölen gilt nicht als Emulgator, aber hinzugefügtes Lecithin, gleich welcher Form? Unverseifbares entsprechend?

Nein, Lecithin in Ölen ist ja eine natürlicher Bestandteil und darum geht es ja auch: alle natürlich vorkommenden emulgierenden Bestandteile in Ölen, Fetten etc. die also von Natur aus eh vorhanden sind, sollten dabei Anwendung finden.

Was nicht rein sollte: alle Industrie-Emus..............dazu zählen auch Fluidlecithin S und Lysolecithin etc. :wink:

Bei UdA mache ich ne Ausnahme, denn das ist ein isolierter Bestandteil vom Avocadoöl und ne Wohltat für viele Häute, aber bereits Lanolin und Wachse sind aus meiner Sicht grenzwertig, da sie sehr oft nicht vertragen werden. Ausnahme kann Jojobaöl sein...............

Was meint Ihr alle dazu? :oha: Es kann ja ne Sammlung entstehen, die so nach und nach wächst aus dem Forscherdrang heraus :wink: ..................so wie gestern meine Creme für Tuâl, die ich spontan rühren mußte, weil ich selbst wissen wollte, ob es funzt :nixzauber: ..................da war mein innerer Forscher gleich ganz entzückt von der Idee und wollte sie sofort umsetzen :hexe: ..........meine Hände freuen sich nun darüber.
:freude:

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Sternenfunke hat geschrieben:Nein, Lecithin in Ölen ist ja eine natürlicher Bestandteil und darum geht es ja auch: alle natürlich vorkommenden emulgierenden Bestandteile in Ölen, Fetten etc. die also von Natur aus eh vorhanden sind, sollten dabei Anwendung finden.

Was nicht rein sollte: alle Industrie-Emus..............dazu zählen auch Fluidlecithin S und Lysolecithin etc. :wink:
Das ist ein hochinteressantes Thema. :-) Ich denke jetzt laut, und es ist ein rein persönliches Statement. Nicht nicht mal eine feststehende Meinung, sondern Brainstorming, Ausloten von Perspektiven. :knutsch:
Zwischen UdA und unseren Lecithinen besteht herstellungstechnisch kein großer Unterschied, Lecithine sind Teil der unverseifbaren Komponenten. Und Lysolecithin macht unsere Haut selbst, wenn sie durch hauteigene Phospholipasen die Linolsäure des Phosphatidylcolins beispielsweise aus Lipodermin abknippst, um sie z. B. in Ceramide einzubauen.

Wenn wir so ganz konsequent sind, dann dürfen wir streng genommen nur Rezepturen aus naturbelassenen Lipiden zulassen. Kein UdA, kein Lipodermin, kein Lecithinprodukt, kein Cetylalkohol (auch isolierter Fettalkohol), keine Stearinsäure usw., nicht mal Milchpulver, da es auch nicht mehr das naturbelassene Produkt darstellt und Verarbeitungsprozesse gesehen hat. :oha:

Oder … man einigt sich auf natürliche »Emulgatoren« im Verbund (also in den naturbelassenen Lipiden) und auf ihre isolierten Pendants - was die Möglichkeiten etwas erweitert und auch stabile Sachen jenseits von Quasiemulsionen wie die Cold Cream beinhalten. Der Vorteil ist, dass man freier in der Kombination wird. (Fast) nur Jojobaöl in der Fettphase ist auf Dauer kein so großes Highlight, finde ich – die Seele will doch Vielfalt. ;-)

Soll ich das Thema abknipsen und ein eigenes draus machen? :gruebel: Ich finde das so spannend.
Liebe Grüße
Heike

sony

Ungelesener Beitrag von sony »

Heike hat geschrieben:Soll ich das Thema abknipsen und ein eigenes draus machen? :gruebel: Ich finde das so spannend.
:ja: Ich finde es auch spannend, und würde es deshalb auch lieber in einem extra Thread sehen, hier würde es unter gehen.

Anonymous

Ungelesener Beitrag von Anonymous »

sony hat geschrieben:
Heike hat geschrieben:Soll ich das Thema abknipsen und ein eigenes draus machen? :gruebel: Ich finde das so spannend.
:ja: Ich finde es auch spannend, und würde es deshalb auch lieber in einem extra Thread sehen, hier würde es unter gehen.
Sony, wie kommst Du darauf, daß das Thema hier untergehen könnte :gruebel: :lach:

:ja: Heike. Unbedingt. Extra Thread.

So. Ich habe nachdem ich hier gelesen haben, nun entschieden, auf die Schnelle, eine kleine Testmenge von Sterndies Creme zu machen. Ich habe nur raff. Nachtkerze da und bin jetzt nach der Diskussion hier ziemlich gespannt, wie sich raff. versus unraff. verhält .... bis später ...

Anonymous

Ungelesener Beitrag von Anonymous »

Ja, laßt uns das Thema gesondert diskutieren. ;D

Ich finde, es ist einen extra thread wert, weil es nicht wenige Menschen gibt, die mit dem Selberrühren hadern, weil sie nach Umstellung von KK durch das Selbstgerührte plötzlich mit reagierenden Häuten konfrontiert werden, wie sie es von KK so gar nicht kannten, weil KK eben viel "lebloser" ist als die wunderbaren Rohstoffe in Reinform :oha: .................ihr wißt was ich meine. :wink:

Andererseits gibt es Menschen, die sehr, sehr empfindliche Häute haben: entweder schon immer irgendwie oder es passiert plötzlich im Laufe des Lebens................so wie es bei mir vor 15 Jahren der Fall war im Gesicht. Dann steht man nämlich erstmal da und weiß nicht mehr, was man machen soll :/ ...............ich hatte heftige allergische Reaktionen auf eine WALA-Creme und war ziemlich gefrustet :schreck: ..................und ich habe eigentlich nie so richtig KK verwendet, sondern viel aus dem Reformhaus und später dann Weleda.

Heike, dann laß uns den goldenen Mittelweg beschreiten ;D , in dem man auch die Stöffchen mit reinnimmt, die Du erwähntest. :wink:

Wir können es ja so machen: jeder bezieht sich auf die Schwerpunkte, die er für sinnvoll erachtet und das wäre in meinem Fall einfach der, daß ich Rezepte poste, die auch kein Lecithin-Emulgator enthalten................außer Lipodermin. :mrgreen:

Ich bin halt geprägt durch meine Erfahrungen und diese haben mich sehr eingeschränkt................das kann jemand nicht unbedingt nachvollziehen, der diese Thematik nie hatte.
Pflege geht aber auch unter sehr eingeschränkten Bedingungen. Klar, man erhält nicht diese Konsistenzen etc. wie mit Emulgatoren, aber man hat trotzdem die Möglichkeit die Haut zu pflegen, ohne ganz auf ne Creme oder Lotion verzichten zu müssen. Bei gestressten Häuten muß man oft total runterfahren und das über einen längeren Zeitraum.

Anonymous

Ungelesener Beitrag von Anonymous »

Tuâl hat geschrieben:
So. Ich habe nachdem ich hier gelesen haben, nun entschieden, auf die Schnelle, eine kleine Testmenge von Sterndies Creme zu machen. Ich habe nur raff. Nachtkerze da und bin jetzt nach der Diskussion hier ziemlich gespannt, wie sich raff. versus unraff. verhält .... bis später ...

Schön, da bin ich aber gespannt wie ein Flitzebogen. ;D

Tuâl, Du mußt Geduld haben mit dieser Art von Creme, die wird sich erst nach Stunden so richtig entwickeln.

Beobachte sie und rühre einfach immer wieder drin rum. :) Du kannst auch im Nachhinein noch etwas Lipodermin hinzufügen, aber bitte gehe bei Deiner Haut nicht über 5%, bezogen auf die Gesamtmenge...............ansonsten kann die positive Wirkung schon wieder kippen.
Mit UdA kannste hochgehen auf 7%, aber dann ist Schluß. :kicher:

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

Sternenfunke hat geschrieben:Heike, dann laß uns den goldenen Mittelweg beschreiten ;D , in dem man auch die Stöffchen mit reinnimmt, die Du erwähntest. :wink:
Das sind ja nur Gedanken. Es gibt verschiedene Definitionen zum Thema, so wird ja auch das DMS-Konzept als emulgatorfrei publiziert, eine Position, die sicher nicht alle teilen.

Ich merke eben für mich, dass die Erweiterung meines persönlichen Pflegekonzepts auf isolierte natürliche Rohstoffe meiner Haut erst das anbieten konnten, was sie brauchte. Extremes Beispiel: mein Trockenheitsekzem, durch das ich UdA entdeckt habe. Sheabutter, Avocado und die üblichen Verdächtigen haben das alleine nicht geschafft. Auch bin ich so flexibeler in den Phasenanteilen, denn viel Fett mag meine Haut auf Dauer nicht, die will viel Wasser, zusammen mit dem Fett emulgiert.

Auf Olionatura etikettiere ich beispielsweise Produkte ohne klassische Emus als »emulgatorfrei« (natürlich mit der Info, wie das aufzufassen ist). Aus meiner individuellen Perspektive ist das zutreffend, da mir wichtig war, eine Abgrenzung zu den klassischen Emulgatoren zu treffen. Per se emulgieren tun viele Substanzen. Das führt bisweilen zu Gesprächen; Anja und ich haben uns mal darüber ausgetauscht.

Tja … wie also definieren?
Mich interessieren Eure Gedankenmodelle.
Wir können es ja so machen: jeder bezieht sich auf die Schwerpunkte, die er für sinnvoll erachtet und das wäre in meinem Fall einfach der, daß ich Rezepte poste, die auch kein Lecithin-Emulgator enthalten................außer Lipodermin. :mrgreen:
Gut. :-)
Liebe Grüße
Heike

Mixine

Ungelesener Beitrag von Mixine »

was macht ihr den hier? :lupe:

ok ... nicht erschiessen ;D ... ist ja nur brainstorming .. hat wohl nicht 100% mit dem zu tun was hier besprochen wird ... aber vielleicht doch?

zu ölen: im verdauungstrackt werden sie durch die gallensäuren "emulgiert" (um die verdaung zu unterstützen, emulgierte fette wie z.b. margariene sind besser verdaulich) ... habe ich neulich in der apothekenrundschau (?) gelesen ...

sooo und dann habe ich an meine nicht mehr vohandene kentnisse in chemie (ich kanns selbst nicht glauben dass ich mal chemie-gymnasium besucht habe ... aber das ist schon so lange her ... 20 jahre?) denken müssen und auch an Herrn Heinrich Otto Wieland ... im menschlichen verdauungstrackt sind es phospholipide die für die emulgierung zuständig sind ... da wären wir aber wieder bei "ich glaube ich werde depressiv" und lecithinen ;D ...

wenn das kein teufelskreis ist :evil: ... tja dann war ich wieder bei kosmetik und lecithinen und als ich mehr wissen wollte landete ich wieder auf der seite von von herrn Dr. Lautenschläger - wenn das kein teufelskreis ist :evil:

Anonymous

Ungelesener Beitrag von Anonymous »

Also um ganz kurz zur eigentlichen Fragestellung zurückzukommen:

Emulgatorfrei bedeutet für mich emulgatorfrei. Basta.

Ganz wurscht, ob es sich um einen "bösen" KK-Emugator oder einen BDIH-konformen NK-Emulgator oder einen natürlichen Emulgator (Lecithin, Lysolecithin, Gallensäure-/derivat) handelt - emulgieren tun sie alle, und darum geht es schließlich. Ich finde es merkwürdig (um nicht zu sagen: fragwürdig), wenn Cremes, die als Emu Lecithin oder LL oder ähnliches enthalten, als "emulgatorfrei" ausgelobt werden. Das sind sie natürlich nicht.

Für mich stellt sich die Frage, ist Emu-frei das wichtige Kriterium für Hautverträglichkeit? Oder frei von Emulgatoren A bis ... X? Und der Rest ist okay? Wenn es um die emulgierende Eigenschaft geht, sollte kein Unterschied zwischen gängigen Emus und Lecithinderivaten gemacht werden. Aber geht es wirklich darum? Warum ist die Frage überhaupt wichtig? Um welche Hautprobleme geht es? Mir fällt zunächt die POD ein. Weiter die Neurodermitis und Psoriasis. Und dann noch diverse Empfindlichkeiten, die sich nicht so leicht klassifizieren lassen, aber dennoch absolut ernstzunehmen sind. Und nu?

Grüßle,
wilma

Anonymous

Ungelesener Beitrag von Anonymous »

Heike hat geschrieben:Auf Olionatura etikettiere ich beispielsweise Produkte ohne klassische Emus als »emulgatorfrei« (natürlich mit der Info, wie das aufzufassen ist). Aus meiner individuellen Perspektive ist das zutreffend, da mir wichtig war, eine Abgrenzung zu den klassischen Emulgatoren zu treffen. Per se emulgieren tun viele Substanzen. Das führt bisweilen zu Gesprächen; Anja und ich haben uns mal darüber ausgetauscht.
Stimmt. Und wir haben dazu auch unterschiedliche Ansichten. Da halte ich es eher mit Wilma - emulgatorfrei heißt für mich emulgatorfrei.

Ich hatte dir ja auch mal geschrieben, dass ich die Bezeichnung "emulgatorfrei" auch als "Werbemasche" empfinde - genauso wie "ohne Konservierungsstoffe" auch gerne als Werbeaussage propagiert wird. Da braucht man auch nur mal eben schnell Propylenglycol als Feuchthaltemittel ausweisen - und schwupp kann man sagen "ohne Konservierungsstoffe". Dass Propylenglycol aber ebenfalls ein Konservierungsmittel ist wird mal eben nicht ausgelobt, weil das eben negativ behaftet ist.

Auch Emulgatoren wurden ja kritisch beäugt - sie wurden für diverse Hautzustände verantwortlich gemacht und im Zuge von Pauschalisierungen ist es dienlich, wenn man seinem Produkt dann den Aufkleber "emulgatorfrei" geben kann.

So, nun hast Du das ja erläutert, wie Du das meinst - es ist zwar nachlesbar, dass Du nicht wirklich "emulgatorfrei" meinst, sondern "frei von klassischen Emulgatoren" - würde ich jetzt noch sinniger finden, wenn es denn genauso auch dastehen würde.

Aber ganz unabhängig davon stellt sich mir die Frage, die auch wilma am Ende ihres Postings gestellt hat und die mich auch schon geraume Zeit beschäftigt und gerne immer wieder mal als Thema im Raum steht - wie wichtig ist das Kriterium "emulgatorfrei" eigentlich? Und für wen ist das wichtig? Und ist es überhaupt die Emulgatorfreiheit an sich oder ist es vielleicht was ganz anderes?

Ach ja, und zum Thema "natürliche" Emulgatoren. Wenn ich mir die Produktionsweisen ansehe, die zur Herstellung von Lecithinen nötig ist, dann ist das für mich genauso wenig natürlich wie ein "klassisch" hergestellter Emulgator.

Kurz und gut - ich glaube, dass bestimmte Hautzustände durchaus davon profitieren, wenn sie emulgatorfrei leben dürfen - aber dann eben wirklich emulgatorfrei, keine Lecithine, keine Tenside, nix klassisches, nix natürliches. Früher oder später können die meisten Häute aber sehr wohl wieder mit Emulgatoren auskommen - die einen mit klassischen Emus, die nächsten mit Lecithinen und wieder die übernächsten mit einem Mix und ein paar davon fahren weiter gut ganz ohne Emulgatoren.

Letzendlich glaube ich fest daran, dass man nur Leitgedanken spinnen kann und die jeweiligen "Lösungen" doch wieder sehr individuell sind. Zusätzlich dann noch die hausgemachten Fehleinschätzungen seines eigenen Hautzustandes, die daraus resultierenden Fehlrezepturen, neuere Forschungsergebnisse - es ist ein weites Feld und ich bin viel zu weit abgeschweift. :lach:

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Anja hat geschrieben:So, nun hast Du das ja erläutert, wie Du das meinst - es ist zwar nachlesbar, dass Du nicht wirklich "emulgatorfrei" meinst, sondern "frei von klassischen Emulgatoren" - würde ich jetzt noch sinniger finden, wenn es denn genauso auch dastehen würde.
:fluesterei: Habe ich probiert, aber die Grafik »Frei von klassischen Emulgatoren« nimmt horizontal so viel Platz ein, das zerreißt bei kleinen Browsern das Layout …

Nein: schön, dass Ihr das Thema aufgreift, ich bin da selbst noch nicht festgelegt und würde gerne viele Ansichten lesen. :-) Anja, ich sortiere Deine Aussagen ein wenig nach meinem Gedankengang … fällt mir dann leichter, Deine aufzugreifen.
Ach ja, und zum Thema "natürliche" Emulgatoren. Wenn ich mir die Produktionsweisen ansehe, die zur Herstellung von Lecithinen nötig ist, dann ist das für mich genauso wenig natürlich wie ein "klassisch" hergestellter Emulgator.
Und wie UdA … mein Ansatz bei dieser sehr persönlichen Unterscheidung, die ich momentan für mich treffe, ist der der Emulsionsform, die unsere verschiedenen Emulgatoren bilden. Die klassischen Emus sind charakterisiert durch das Tröpfchenmodell (was man dann durch flüssig-kristalline und lipide Gelphasen erweitern kann): Emulgator-Grenzschicht um inneres Tröpfchen. Eine Emulsionsform, die mit den Strukturen in unserer Haut nichts zu tun hat und auch nicht mit unseren Zellmembranen.
Lecithine bilden meines Wissens keine Grenzschichten um innere Phasen, sondern lamellare Schichten, in denen Wasser und Fette interlamellar vorliegen und die quasi die Emulsion durchziehen – also analog zum Aufbau der Bilayer und der Zellmembrane. Wenn ich »natürliche Emulgatoren« schreibe, ziele ich nicht (nur) auf ihren biologischen Ursprung, sondern vor allem auf ihre Physiologie, die eben unseren körpereigenen – oder sagen wir – hauteigenen Strukturen entsprechen, ihnen zumindest sehr nahe kommen. Das hat auch Konsequenzen für die Verträglichkeit und für ihre Interaktionen mit hauteigenen Prozessen. Daher ist für mich diese Unterscheidung eine, die den Typ der Emulsion charakterisiert und die verschiedenen von einander abgrenzt. Ob das eine maßgebliche ist, kann ich nicht sagen – sie wirkt auf mich sinnvoll – und zwar im Hinblick auf die nächste sinngemäße Aussage von Wilma (hier implizit aufgegriffen) und Anja, die ich voll unterschreibe:
Aber ganz unabhängig davon stellt sich mir die Frage, die auch wilma am Ende ihres Postings gestellt hat und die mich auch schon geraume Zeit beschäftigt und gerne immer wieder mal als Thema im Raum steht - wie wichtig ist das Kriterium "emulgatorfrei" eigentlich? Und für wen ist das wichtig? Und ist es überhaupt die Emulgatorfreiheit an sich oder ist es vielleicht was ganz anderes?
Ich bewerte Lecithine als emulgierende Substanzen als hautphysiologisch verwandt zu körpereigenen Emulsionssystemen. Klassische Emus entsprechen diesen strukturell nicht und beeinflussen sie mitunter in nicht physiologisch sinnvoller Art und Weise. Ich bin da ganz konform: wir produzieren selbst Emulgatoren, insofern wäre »emulgatorfrei« an sich physiologisch kein erstrebenswerter Zustand. Eine gesunde Haut ohne hauteigene Emulgatoren wäre nicht denkbar. Sie wäre krank. Von diesem Standpunkt aus stellt sich tatsächlich die Frage (unabhängig von werbewirksamen Floskeln): warum erscheint uns Emulgatorfreiheit als etwas Erstrebenswertes? Ich antworte für mich, die ich ja (auch nur für mich) nur klassische Emus als solche bezeichne: weil ich der Haut Substanzen in einer Form anbieten möchte, die ihrer Physiologie annähernd entsprechen, und das kann ich mit Lecithinen und Sterolen am besten.
Kurz und gut - ich glaube, dass bestimmte Hautzustände durchaus davon profitieren, wenn sie emulgatorfrei leben dürfen - aber dann eben wirklich emulgatorfrei, keine Lecithine, keine Tenside, nix klassisches, nix natürliches. Früher oder später können die meisten Häute aber sehr wohl wieder mit Emulgatoren auskommen - die einen mit klassischen Emus, die nächsten mit Lecithinen und wieder die übernächsten mit einem Mix und ein paar davon fahren weiter gut ganz ohne Emulgatoren.
[…] Letzendlich glaube ich fest daran, dass man nur Leitgedanken spinnen kann und die jeweiligen "Lösungen" doch wieder sehr individuell sind.
Volle Zustimmung. :-)
Liebe Grüße
Heike

Anonymous

Ungelesener Beitrag von Anonymous »

Heike hat geschrieben:Habe ich probiert, aber die Grafik »Frei von klassischen Emulgatoren« nimmt horizontal so viel Platz ein, das zerreißt bei kleinen Browsern das Layout …
:lach: :lach: :lach: Sorry Heike, ich musste diese Bemerkung einfach vergrößern. :mrgreen:

So, aber nun zum Ernst der Sache - ich greife nur mal eine kleine Sache raus:
Heike hat geschrieben:....weil ich der Haut Substanzen in einer Form anbieten möchte, die ihrer Physiologie annähernd entsprechen, und das kann ich mit Lecithinen und Sterolen am besten.
Dieser Linie weiter gefolgt wären Substanzen wie Schweinefett, Emuöl und Lanolin (nur jetzt mal so auf die Schnelle rausgegriffen) die "menschlich" ähnlichsten. Und trotzdem werden sie teilweise nur sehr zögerlich eingesetzt. Gut - Lanolin ist da schon öhm mir fehlt das richtige Wort - ich leide an Demenz.... :cry: .... ah, akzeptierter.

Dann noch ein Wort zu den auf der Haut befindlichen Emulgatoren - die Frage ist doch - wieso benötigt unsere Haut denn _überhaupt_ Emulgatoren, die von außen zugeführt werden, wenn sie doch hauteigene Emulgatoren bereits in sich trägt? Das ist jetzt echt mal nur so ins Blaue hineingefragt, gell - in keinster Weise jemals irgendwo gelesen, sondern in Anjas Gehirn als Fragezeichen aufgetaucht.

Anonymous

Ungelesener Beitrag von Anonymous »

Ich bin spontan ganz auf der Linie von Wilma und Anja. Mich irritiert nämlich schon die ganze Zeit dieser Begriff "emulgatorfrei", weil mir bewußt ist, daß es nicht der Fall ist. Sobald Öle und Wasser eine verbundene Phase ergeben, emulgiert da eben etwas ... sagte schon immer mein jugendlicher Leichtsinn.

Ich wäre auch geneigt mich von dem Begriff "emulgatorfrei" zu lösen. Auch eine detaillierte Verschriftlichung dieses Begriffs würde keine Transparenz reinbringen, weil dieser bereits geprägt ist und sich kaum jemand die Details dazu durchliest.

Fachlich kann ich nicht sonderlich viel beitragen. Ich möchte aber betonen, dass ich persönlich nie zwingend emulgatorfreie Pflege erzielen wollte - auch wenn ich sicherlich diesen Begriff strapaziert habe-, sondern einfach nur nach Substanzen gesucht habe, die meiner Haut bekommen. Ich habe alle Substanzen, die ich gezielt als Emulgator gekauft und in die Creme gerührt habe, als Emulgator bezeichnet. War für mich ein feststehender Begriff. Und diese Cremes sind meiner Haut nicht bekommen. Daß andere Substanzen auch emulgieren, obwohl sie nicht mit Emulgator betitelt sind, ist mir nicht entgangen.

Nehmen wir das Beispiel Cupuacubutter. Ich war ja völlig unfachlich längere Zeit hinter diesem Phänomen her. Es ist die einzige Butter, die mir bekommt. Auf einigen Webseiten wurde die emulgierende Fähigkeit dieser Butter angepriesen.Wollte ich wissen. Tatsache ist, daß die Butter ziemlich viel Wasser bindet. Wieso sie das tut, weiß ich immer noch nicht. Ich ticke da ja immer etwas simpel ;D Zwar wird das ein steinharter Klumpen, aber das Wasser bleibt gebunden. Jedenfalls hatte ich irgendwann die Vermutung, daß dieser ... ja wie soll ich es denn jetzt ausdrücken, daß keine Mißverständnisse entstehen :gruebel: ... die darin enthaltene emulgierende Substanz eben optimal für meine Haut zu sein scheint.

Ich bin gespannt, welcher Leitgedanke sich hier entwickeln wird ...

Anonymous

Ungelesener Beitrag von Anonymous »

Menno, interessante Antworten, die heute dazu gekommen sind, das freut mich sehr. Über vieles muss ich erstmal nachdenken, ich denke, wirklich Substantielles für mich dabei :)

Nur mal so für heute abend ganz spät vor dem ins Bett Purzeln:

Heike, bitte nicht missverstehen: ich wollte Dich nicht angreifen - Deine Kurzcharakterisierung der Rezepte auf Deiner Homepage als "frei von klassischen Emulgatoren" habe ich genauso aufgefasst wie sie angezeigt sind, nämlich als frei von klassischen Emus, aber halt nicht total Emu-frei.

Auch mein Vorschlag an Tuâl, eine Bodylotion mit Milchpulver zu machen, ist streng genommen kein Rezept für eine Emu-freie Lösung. Letztendlich weiß ich nicht, wieso Milchpulver Fett- und Wasserphase so gut verbindet - der Lecithin- und Sterolanteil reicht dafür wahrscheinlich nicht aus.

Dann finde ich noch nachdenkenswert, was Du über die Strukturunterschiede in den emulgierten Produkten geschrieben hast - Mizellenbildung bei klassischen Emus, andere Strukturen bei "natürlichen" Emus (Lecithine & Co.). Dazu folgende Überlegung: kann es uns nicht eigentlich wurscht sein, wie die Strukturen in unseren selbstgerührten Cremes & Co. aussehen? Kein Mensch weiß doch, wie die Strukturen aussehen, wenn wir uns unsere selbstgerührten Sachen auf die Haut schmieren. Bleiben die Mizellen, Liposomen, Bilayer & Co. dabei übehaupt intakt? Beim Eincremen wirken erhebliche Scherkräfte ein, die sich deutlich auf die Strukturen der Pflegemittel auswirken dürften. Ist das, was auf meiner Haut landet, überhaupt noch strukturidentisch mit dem, was ich gerührt habe?

Und dann noch eines: die Begriffe "anders" und "natürlich" sind ein Werbeargument per se geworden. Aber einen inneren Wert haben sie meines Erachtens nicht. Lysolecithin (wenn ich mich richtig erinnere) hat seinen Namen daher, dass es Hämolyse verursacht, das heißt, es bringt rote Blutkörperchen zum Platzen, es "lysiert" sie, löst sie sozusagen auf. Zunächst mal ist das ja nicht schlimm, denn wir bringen LL nicht in unseren Blutkreislauf, sondern auf die verhornte Epidermis. Aber es bedeutet in der Quintessenz, dass LL die Membranstruktur von Zellen zerstören kann. KANN! Alles eine Frage der Dosis und der individuellen Empfindlichkeit. Deshalb kombiniere ich seit einiger Zeit (dank dem Thread über Cetylalkohol und andere Koemulgatoren) meine verschiedenen Emus in Cremes immer mit Cetylalkohol oder Walratersatz (Cetylpalmitat), um einen eventuellen Emu-Überschuss abzupuffern. Aber das Risiko bleibt, dass auch sogenannte natürliche Emus physiologische Strukturen attackieren und schädigen können.

Natürlich heißt nicht immer sanft oder harmlos, erst recht nicht, wenn es sich um biologisch aktive Stoffe handelt.

Bleibt auf jeden Fall noch zu überlegen, ob nicht untypische Emulsionen für empfindliche Häute vorteilhafter sind, und vor allem: warum. Damit meine ich atypische Emulsionen wie z.B. in einer Cold Cream (Pickering-Emulsion) oder durch Gelbildner stabilisierte Pseudo-Emulsionen (sorry, ich kenne den Fachbegriff dafür nicht, aber mir geht es darum, dass hier ein anderer Mechanismus vorliegt, der verhindert, dass sich Fett- und Wasserphase trennen).

Ja, so schreibt nun eine, die in den letzten Monaten LL liebgewonnen hat. Das hat mir gutgetan, aber theoretische Überlegungen bleiben davon unberührt.

Und nun sinke ich in die sanften Kissen (mit LL-Creme im Gesicht, aber auch mit Algengel dabei :-) )

Gut's Nächtle,
wilma

Anonymous

Ungelesener Beitrag von Anonymous »

Wilma hat ziemlich am Anfang dieses Threads geschrieben:
Nein, Lecithin in Ölen ist ja eine natürlicher Bestandteil und darum geht es ja auch: alle natürlich vorkommenden emulgierenden Bestandteile in Ölen, Fetten etc. die also von Natur aus eh vorhanden sind, sollten dabei Anwendung finden.
Also - irgendwie stehe ich offensichtlich auf dem Schlauch. Also meines Wissens - wenn sich Öl und Wasser dauerhaft verbinden, heisst das Emulsion und benötigt einen Emulgator.

Der kann nun im Öl selbst schon drin sein, in der Milch oder hinzugefügt werden, aber ohne emulmiergende Stoffe gibt es keine Emulsion.

Solte es daher nicht heissen, welche Öle, Fette etc. enthalten bereits genügend emulgierende Stoffe, um ohne separate Zugabe von Emus eine Emulsion zu erzeugen :?:

LG Regina

Loulou

Ungelesener Beitrag von Loulou »

Als momentan immer-nur-im-Stillen-Mitleserin verfolge ich die Lysolecithin-Entwicklung länger und habe es auch ausprobiert. Aufgrund meines "tierischen" Hintergrundes suche ich schon seit langem eine Möglichkeit, Lanolin leichter zu machen. Das ist mit diesem Lecithin ja nu hervorragend gelungen. ABER: Ich schließe mich Anja an, wenn sie den hohen Verarbeitungsgrad dieses Produktes anspricht und Wilma, wenn sie folgendes sagt:
wilma hat geschrieben:Dann finde ich noch nachdenkenswert, was Du über die Strukturunterschiede in den emulgierten Produkten geschrieben hast - Mizellenbildung bei klassischen Emus, andere Strukturen bei "natürlichen" Emus (Lecithine & Co.). Dazu folgende Überlegung: kann es uns nicht eigentlich wurscht sein, wie die Strukturen in unseren selbstgerührten Cremes & Co. aussehen? Kein Mensch weiß doch, wie die Strukturen aussehen, wenn wir uns unsere selbstgerührten Sachen auf die Haut schmieren. Bleiben die Mizellen, Liposomen, Bilayer & Co. dabei übehaupt intakt? Beim Eincremen wirken erhebliche Scherkräfte ein, die sich deutlich auf die Strukturen der Pflegemittel auswirken dürften. Ist das, was auf meiner Haut landet, überhaunoch strukturidentisch mit dem, was ich gerührt habe?
Und dann noch eines: die Begriffe "anders" und "natürlich" sind ein Werbeargument per se geworden. Aber einen inneren Wert haben sie meines Erachtens nicht. Lysolecithin (wenn ich mich richtig erinnere) hat seinen Namen daher, dass es Hämolyse verursacht, das heißt, es bringt rote Blutkörperchen zum Platzen, es "lysiert" sie, löst sie sozusagen auf. Zunächst mal ist das ja nicht schlimm, denn wir bringen LL nicht in unseren Blutkreislauf, sondern auf die verhornte Epidermis. Aber es bedeutet in der Quintessenz, dass LL die Membranstruktur von Zellen zerstören kann. KANN! Alles eine Frage der Dosis und der individuellen Empfindlichkeit. Deshalb kombiniere ich seit einiger Zeit (dank dem Thread über Cetylalkohol und andere Koemulgatoren) meine verschiedenen Emus in Cremes immer mit Cetylalkohol oder Walratersatz (Cetylpalmitat), um einen eventuellen Emu-Überschuss abzupuffern. Aber das Risiko bleibt, dass auch sogenannte natürliche Emus physiologische Strukturen attackieren und schädigen können.

Natürlich heißt nicht immer sanft oder harmlos, erst recht nicht, wenn es sich um biologisch aktive Stoffe handelt.
Der Aspekt der Strukturveränderung kam doch jetzt auch in dem Dr.Lautenschläger-Gespräch vor, oder habe ich das mißverstanden? (Ich frage deshalb nach, weil ich die anspruchsvollen Disskussionen gerne verfolge, aber nicht immer verstehe... :shy: ). Und das ist dann für mich ein Grund, das Zeug wieder wegzulassen.

Mich faszieniert die Pflege von Sanoll in diesem Zusammenhang...
(Feuchtigkeistpflege: Mohnöl*, Karottensaft**, Sesamöl*, Bienenwachs*, Jojobaöl*, Wasser, Ziegenmilch*, Weingeist*, Nachtkerzenöl*, Traubenkernöl*, Maisstärke*, Rosenblüten**, Schwarzkümmelöl*, Borretsch**, Königskerze**, Sonnenblumenöl**, Verbene**, Avokadoöl*, Traganth***, Pottasche, Vitamin E, Mandarinöl*, Rosengeranie*, Rosenöl) Wobei dann wohl auch wieder Bienenwachs und Maisstärke zum Tragen kommen.

Ehrlich, manchmal weiß ich gar nicht mehr, was ich nehmen kann, um eine 100% natürliche Pflege zu bekommen... :/

Anonymous

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Loulou, wenn es denn wirklich hundert Prozent natürlich sein soll, dann darf man schlicht so richtig wenig benutzen. Dann wird die Butter, die Milch, der Quark, das Schweinefett, die Avcado, die Banane, die Tomate zum Pflegeprodukt, Erden als Reinigungsprodukt, etc..... Der Begriff "natürlich" ist ja auch schon arg strapaziert, denn natürlich ist an Lipodermingel , Emulmetik, Vit A Palmitat, oder, oder, nichts mehr Natürliches - das ist alles bearbeitet, verwertbar gemacht, durch verschiedene (teilweise richtig unappetitliche) Prozesse gejagt worden.

Ich denke, dass hier jeder für sich alleine seine speziellen Kriterien für sich finden muss, Kompromisse zwangsläufig gemacht werden, der Konsistenz, der Verträglichkeit, des Geldbeutels willen.

Dabei kann man persönliche Schwerpunkte setzen bei der Auswahl seiner Produkte. Mein persönlicher Schwerpunkt ist "Verträglichkeit", dann kommen so Sachen wie Bio-Anbau, Regionalität, ethisch verträgliche Anbaumethoden, so wenig wie möglich verarbeitet.... und auch diese Schwerpunkte wechseln sich ständig ab.

Das Beispiel Sheabutter ist so ein Produkt, wo ich langsam dazu tendiere auf eher raffinierte Qualitäten auszuweichen, weil mir die Schimmelbelastung in unraffinierten Sheas teilweise zu hoch ist.

Und je mehr man erfährt, desto verunsicherter wird man auch in Bezug auf die Rohstoffe, die man gerne verarbeiten möchte.

Da ich mittlerweile glaube, dass wir mit der richtigen Pflege eine zufriedene Haut haben können, keinesfalls gegen das Alter ancremen können und Cremes auch keine Wunder vollbringen, geht mein Fokus mittlerweile weg von gehypten Rohstoffen, ist mein Streben nicht mehr geprägt von sehr großem Forscherdrang hinsichtlich der Zusammensetzung einer Creme, sondern es tendiert immer mehr dazu, mir meine Rohstoffe nach ethischen Gesichtspunkten auszuwählen. Die Veträglichkeit als Kriterium hab ich für mich schon abgehakt - da weiß ich, was gut tut und was nicht (wobei ich auch immer wieder mal Schlenker unternehme, weil dann doch die Neugier mich treibt)... :argverlegen:

Loulou

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Anja hat geschrieben:Und je mehr man erfährt, desto verunsicherter wird man auch in Bezug auf die Rohstoffe, die man gerne verarbeiten möchte.
JA! Ja! Ja! Das geht bei mit so weit, dass ich dann lieber meine kitschige Hipp-Creme benutze, weil ich wieder alles über den Haufen werfe..(Öhem, Schimmel in Shea, ja? :cry: )
Meine Haut wird schon ganz konfus vom ewigen Herumprobieren. Und Tomate und Co. pur reicht ihr leider nicht. Habe ja hier ein Buch, das Rahm als Cremegrundlage benutzt...funzt nicht.

Manchmal wünschte ich mir, ich wäre dumm und dämlich und würde noch begeistert Nivea benutzen.

Anonymous

Ungelesener Beitrag von Anonymous »

wilma hat geschrieben:Lysolecithin (wenn ich mich richtig erinnere) hat seinen Namen daher, dass es Hämolyse verursacht, das heißt, es bringt rote Blutkörperchen zum Platzen, es "lysiert" sie, löst sie sozusagen auf. Zunächst mal ist das ja nicht schlimm, denn wir bringen LL nicht in unseren Blutkreislauf, sondern auf die verhornte Epidermis. Aber es bedeutet in der Quintessenz, dass LL die Membranstruktur von Zellen zerstören kann. KANN! Alles eine Frage der Dosis und der individuellen Empfindlichkeit.
Ja wilma, daher rührt auch mein öhm teilweise dann doch als penetrant empfundenes ""LL ist nicht _nur_ positiv"-Geschreibe. Gerne übersehen, gerne mal eben überlesen werden solche Infos, gerne auch nicht wahrgenommen, weil nicht passend zu irgendwelchen Thesen und liebgewonnenen Rohstoffen. Daher auch das Plädieren für geringe EKs, für sorgsameren Umgang mit LL. Es ist doch so, dass Infos nur überflogen werden. Heike sammelt ihre Erkentnisse auf der olionatura-Seite - diskutiert wird aber hier im Forum. Die wenigsten lesen sich quer durch alles, was zu bestimmten Themen geschrieben steht. Und übernehmen dann als Quintessenz eben "LL ist toll" und dosieren hemmungslos nach, wenn eine Emulsion sich trennen möchte, ohne sich Gedanken darum zu machen, was bei einer Überdosierung eventuell folgen _könnte_.

Genauso ist das mit dem Begriff "emulgatorfrei". Dass dies erklärt ist auf Heikes Seiten - also, was genau damit gemeint ist, schützt eben nicht davor, dass genau _diese_ Info jemand eben nicht liest. Ging mir ja auch erst so - ich nahm erst nur das Wort "emulgatorfrei" wahr, wunderte mich, dass aber trotzdem LL und Co unter dem Oberbegriff "Emulgator" auf der Seite standen - hat für mich also nicht wirklich zusammengepasst. Erst durch intensives Durchklicken kam ich dann auf die "Aufklärung", was mit diesem Begriff _eigentlich_ gemeint ist. Zusätzlich kommt ja dazu, dass eben die Koko-Cremes, DMS-Cremes genau mit diesem Wort beworben werden und dies durch kompetente Fachleute (Herrn Lautenschläger) vermeintlich legitimiert ist diesen Begriff genau so zu verwenden. Und _ich_ bestreite eben, dass die DMS-Cremes emulgatorfrei und konservierungsmittelfrei sind. Für mich sind das einfach nur gezielte Werbestrategien.

Anonymous

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Anja hat geschrieben:Und je mehr man erfährt, desto verunsicherter wird man auch in Bezug auf die Rohstoffe, die man gerne verarbeiten möchte.
Loulou hat geschrieben:Manchmal wünschte ich mir, ich wäre dumm und dämlich und würde noch begeistert Nivea benutzen.
Ich kann das alles tausendmal unterschreiben. Je mehr man sich in die ganze Materie einarbeitet, desto unsicherer wird man. Für mich ist das schon ziemlich frustrierend, wenn ich die Meldungen über die mit Phtalaten belasteten nativen Bio-Pflanzenöle lese oder auch von mit Schimmel, Pestiziden oder Schwermetallen verunreinigten Buttern höre.

Ich finde die Bezeichnung "emulgatorfrei" auch nicht optimal, da jede stabile Emulsion einen Emulgator benötigt, damit sich die Fett- und Wasserphase nicht trennen. Für mich persönlich suche ich eine Möglichkeit , um meine Haut optimal zu pflegen. Leider habe ich keine positiven Erfahrungen mit den klassischen Emulgatoren gemacht. (auf Dauer wirkten sie austrocknet und die Haut reagierte mit Unreinheiten) Leider habe ich den Verdacht , dass meine Haut auch auf LL mit Schüppchen reagiert. Meine letzte Hoffnung setze ich auf Emulmetik.

Aber den Gedanken, Konzepte oder Rezepte für eine emulgatorfreie Pflege zu entwickeln, finde ich sehr spannend. Momentan pflege ich meine Haut mit Hydrogelen (mit einer geringen Ölmenge, die sich in die Gelstruktur einarbeiten lässt), und mit puren Ölen über Aloe-Vera-Spray oder Hydrolat. Ich denke, jedoch, dass es auf Dauer nicht reichen wird und freue mich auf weitere Gedanken zu diesem spannenden Thema.

Liebe Grüße

Julia

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Wilma hat geschrieben:Heike, bitte nicht missverstehen: ich wollte Dich nicht angreifen - Deine Kurzcharakterisierung der Rezepte auf Deiner Homepage als "frei von klassischen Emulgatoren" habe ich genauso aufgefasst wie sie angezeigt sind, nämlich als frei von klassischen Emus, aber halt nicht total Emu-frei.
Wilma, ich fühle mich in keiner Weise angegriffen. :-) Für mich ist es unstrittig, dass Lecithine, Lanolin, Wollwachsalkohole usw. Emulgatoren sind, teilweise mit gewissem Wirkstoffcharakter (Phosphatidylcholin, Sterole), teilweise primär emulgierend (Rein- und Lysolecithin). Es sind Emulgatoren.

Die Kernfragen von Dir und Anja (»… ist Emu-frei das wichtige Kriterium für Hautverträglichkeit?« und »Warum ist die Frage überhaupt wichtig? Um welche Hautprobleme geht es?«) zielen genau auf die Aspekte, die mich »treiben« – ein Blick in die Chemie der Stoffe (soweit mir das als Laie gelingt), in die Art, wie sie wirken, das Bemühen, die offensichtlichen Wirkunterschiede zu verstehen. In diesem Kontext habe ich mich gefragt, ob es sinnvoll sein kann, zwischen klassischen und Emulgatoren natürlichen Ursprungs zu unterscheiden. Für mich habe ich eine Entscheidung getroffen: ja.

Hier in diesem Austausch zwischen uns wird deutlich, dass eine klare Begriffsdefinition das A und O eines fruchtbaren Gesprächs ist, damit jeder weiß, was der andere meint. :-) Ich verwende den Begriff »natürlich« als Synonym für eine Stoffstruktur, die zwar u. U. isoliert vorliegt, jedoch in sich physiologischen, organischen Ursprungs ist. Das Gegenteil sind im Labor produzierte, zusammengestellte Substanzen, die in der Form nicht im natürlichen Verband existieren und auch nicht im Stoffwechsel so erzeugt werden. Insofern möchte ich ein Phospholipid schon irgendwie begrifflich von einem Glycerinstearat mit selbstemulgierendem Alkalistearat unterscheiden. Nur darum geht es mir, und ich bin mir bewusst, dass man das aus einer anderen Perspektive anders sehen kann oder muss. Wie die Kosmetikindustrie damit umgeht (auch die dermatologisch orientierte), ist im Moment nicht mein Thema, analog dazu auch nicht der chemische Prozess der Herstellung. Daher würde ich diesen Aspekt in meinen Ausführungen hier gerne ausblenden (wohlwissend, dass Propylenglycol konserviert und eine DMS-Creme nicht emulgatorfrei ist, klar, und dass sowohl Lanolin als auch Reinlecithin mit dem romantischen Bild sanft blökender Schafe auf einer saftigen Wiese mit sich leise wiegenden Sojapflanzen im Hintergrund nicht viel gemein haben ;-)).

Intakte Haut scheint keine Probleme mit Emulgatoren zu haben, und unsere klassischen Zuckeremus sind in der Regel sehr gut verträglich; das ist meine Rede, seitdem ich mich ihnen eingehend gewidmet habe, auch gegen anders lautende Stimmen. Nicht intakte Haut, so meine Beobachtung, reagiert jedoch ausgesprochen positiv auf Substanzen, die ihr physiologisch und strukturell ähnlich sind; manchmal sind pflanzliche Pendants gegenüber tierischen verträglicher (Phytohormone, Phytosterole), da sie sich minimal von denen der menschlichen Physiologie unterscheiden und weniger als Fremdkörper erkannt und abgelehnt werden. Ob isoliert gewonnen oder im nativen oder raffinierten Produkt: meine Erfahrung ist, dass Lecithine (um ein Beispiel zu nennen), in hohem Maße vertragen werden, auch dann, wenn klassische Emulgatorsyteme zu Reaktionen führen. Daher rührt mein Bestreben, das in Begriffe zu packen. »Frei von klassischen Emulgatoren« – ich werde zusehen, dass ich das auf meiner Webseite so etikettiere, das passt besser. Eindeutig. ;-)
Anja hat geschrieben:Dann noch ein Wort zu den auf der Haut befindlichen Emulgatoren - die Frage ist doch - wieso benötigt unsere Haut denn _überhaupt_ Emulgatoren, die von außen zugeführt werden, wenn sie doch hauteigene Emulgatoren bereits in sich trägt.
Weil wir ein Substanzgemisch zuführen, wäre meine These (also auch laut gedacht, Anja, nicht durch Quellen belegt): Lipide, Wasser, emulgierende Stoffe in einem Komplex, der gut aufgenommen wird – auch, wenn er, wie Wilma richtig bemerkt, auf der Haut »bricht« und in einer Weise metabolisiert wird, die wir kaum kontrolliert bestimmen können:
Wilma hat geschrieben:Bleiben die Mizellen, Liposomen, Bilayer & Co. dabei überhaupt intakt?
Nein, nicht zwingend. Es gibt Ergebnisse, nach denen Liposome als Fragmente über den Einbau und die erneute Abspaltung aus Zellmembranen tief in die Haut gelangen. Intakte Vesikel sind es zum Teil (großer, kleiner Teil? Ich habe da keine exakten Daten) nicht mehr, aber ihre grundsätzliche lamellare Struktur bleibt – das ist unter dem Elektronenmikroskop sichtbar. Es scheint für ihre Wirkung nach heutigen Erkenntnissen sekundär zu sein. Phospholipide, vor allem Phosphatidylcholin agiert mit der Haut aufgrund seiner strukturellen und chemischen Analogie; sie müssen nicht zwingend als geschlossene Vesikel vorliegen (wie im Oleogel spürbar).

Zurück zu Anjas Frage (» … wieso benötigt unsere Haut denn _überhaupt_ Emulgatoren, die von außen zugeführt werden, wenn sie doch hauteigene Emulgatoren bereits in sich trägt«), zu Pflegestrategien und wie man der Haut Substanzen anbieten kann:
Wasser alleine funktioniert nicht, Öl alleine nicht lange. Das Anbieten nacheinander klappt in der Regel nach meiner Beobachtung, wenn die Lipidmischung Sterole und Phospholipide enthält (wie in unseren Buttern), also hautphysiologisch verwandte emulgierende Substanzen (wobei ich von Pflegekonzepten rede, die dauerhaft sind … nicht von solchen, die phasenweise gezielt eingesetzt werden).
Es gibt Hautbilder, in denen die hauteigenen Emulgatoren ausgewaschen sind. Hier ist es schwierig, Stoffe so anzubieten, dass die Haut sie überhaupt nutzen kann. Wenn ich ein Öl auftrage, leisten die Fettsäuren eine gewisse Spreitung, aber der Kern wird durch die Sterole im Hydro-Lipid-Film umgesetzt, der zusammen mit dem Schweiß eine Emulsion bildet und für seine eigene Creme sorgt. Mein Bild ist, dass hautanaloge chemische Strukturen sich gut in einen solchen Prozess einbinden, da sie die lamellaren Strukturen des Cholesterins simulieren. Ich hoffe, ich kann dieses Bild vermitteln.
Regina hat geschrieben:Solte es daher nicht heissen, welche Öle, Fette etc. enthalten bereits genügend emulgierende Stoffe, um ohne separate Zugabe von Emus eine Emulsion zu erzeugen
Bei hoher Fettphase: ja. Jojobaöl beispielsweise, Buttern, in Kombi mit Wachsen … Tuâl sprach davon. :-) Was eben nicht gut geht: hohe Wasserphasen, da muss dann wieder ein Lecithin ran.
Anja hat geschrieben:Da ich mittlerweile glaube, dass wir mit der richtigen Pflege eine zufriedene Haut haben können, keinesfalls gegen das Alter ancremen können und Cremes auch keine Wunder vollbringen, geht mein Fokus mittlerweile weg von gehypten Rohstoffen, ist mein Streben nicht mehr geprägt von sehr großem Forscherdrang hinsichtlich der Zusammensetzung einer Creme, sondern es tendiert immer mehr dazu, mir meine Rohstoffe nach ethischen Gesichtspunkten auszuwählen.
Bei mir war der Prozess ein anderer: auch davon ausgehend, dass ich meine Haut in ihren Prozessen unterstützen, aber nicht jung cremen kann, hat mir gerade tiefes Verstehen vieler Zusammenhänge geholfen, erst gar nicht auf Wirkstoffpirsch zu gehen. Ich habe eine Handvoll an Substanzen für mich zusammen gestellt, die ich nachvollziehbar sinnvoll finde, davon verwende ich einige wenige, aber sie sind nicht sehr wichtig für mich. Das ist das, worin sich meine Abgrenzung zum klassischen Hobbythek-Konzept sehr deutlich zeigt, weil ich 80 % der dort verkauften Rohstoffe nie ausprobiert habe und mich das auch nicht interessiert. Die größte Entdeckung sind für mich die Öle gewesen und wie man mit ihnen arbeiten kann – und das möchte ich nicht mehr missen. Optimieren heißt für mich heute, meine Haut im Gleichgewicht zu halten, und dieses Spiel funktioniert mittlerweile sehr gut (wenn ich kein Konservierungsproblem habe).

Kurz zum Lyso: :-) Ich kenne Lysolecithine (also Lysophosphatidylcholine, um exakt zu sein) seit meiner Beschäftigung mit dieser Substanz und dem Versuch, an ein kosmetisch einsetzbares Produkt heranzukommen. Wir haben in unserem Körper und in unserer Haut Phospholipasen, die aus Phospholipiden Fettsäuren »abknipsen« – die Phospholipase A knipst, glaube ich die ungesättigte und Phospholipase B die gesättigte Fettsäure des Phosphatidylcholin-Moleküls ab (ich verwechsle die beiden schon mal). Das passiert in körpereigenen, sinnvollen Prozessen, in denen Zellmembrane aufgelöst werden sollen und in pathologischen Prozessen. Der Hinweis auf das Lysophosphatidylcholin kam in dem Gespräch mit Dr. Lautenschläger von meiner Seite ;-), weil wir auch da unterscheiden mussten, wovon wir sprechen; es ist eben nicht das gleiche, ob ich vom Substanzgemisch spreche oder dem chemisch reinen hydrolisierten Molekül, an das ein Chemiker denkt. Bienen- und Schlangengift arbeitet übrigens teilweise mit diesem Prinzip: es enthält Phospholipasen, die die Phospholipide unserer Zellen auflösen, sie hydrolisieren, was bisweilen sehr ungesunde Auswirkungen hat. Reines Lysophosphatidylcholin würde ich nicht verwenden wollen. Ich würde auch ungerne reines Phosphatidylcholin einsetzen, weil es die Haut ebenfalls auf Durchlass stellt und stark austrocknen würde – nicht durch den Alkohol, wie oft gemeint, sondern durch das Phospholipid selbst, dass die Membrane flüssiger macht: wo Stoffe reinkommen, kommen auch bisweilen welche raus, ein logisches Prinzip, und ohne schützende Lipide wird's da kritisch. Am stabilsten scheinen Zellmebrane zu sein, wenn sie einen heterogenen Aufbau haben, und wir bieten mit unseren Emulsionen einen Mix an gesättigten, ungesättigten Fettsäuren, Phospholipiden und Sterolen an, der sehr fein auf unsere Bedürfnisse abgestimmt werden kann. Das wäre meine Bitte an alle, die für sich sagen würden, dass sie von diesen Dingen wenig verstehen (was nicht schlimm ist, das tun die wenigsten): Bitte nicht isoliert beurteilen, sondern immer Zusammenhänge im Blick haben.

Spannend, ich mag solche Gespräche. Danke an Euch … nun bin ich gepannt auf weitere Gedanken. Die neuen Etiketten mache ich noch (die bei den Rezepten), aber das muss heute etwas warten. :-)
Liebe Grüße
Heike

Loulou

Ungelesener Beitrag von Loulou »

*Hüstel* - also ist es so, dass LL im Gemisch "gut" ist? (Chemie ist echt nicht meines, man möge mir verzeihen...dafür kenne ich mich mit Schafen aus! :D )

Und der Idylle des sanft blökenden Lanolins sitze ich fast nicht mehr auf - ich träume ja von meinem selbst ausgewaschenen...und freue mich schon auf die Sauerei.

Aber Du hast es schon ganz gut erkannt: Idyllisch soll sie sein, meine Kosmetik. Deswegen spricht mich ja Sanoll so an. Ist die denn dann Emulgatorfrei...mit Mehl und Bienenwachs? Gibt es da eigentlich einen Unterschied zwischen Erbsenstärke und Maisstärke? Ich habe die Feuchtigkeitscreme mal ausprobiert - fand ich sehr angenehm, obwohl schon recht schwer. Funktioniert gut auf feuchter Haut (ähnlich wie Lanolincremes).

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Loulou, bei dem Sanolldings ist auch noch Traganth drin, das ist eine Art Gelbildner. Und Bienenwachs emulgiert ganz gut, wenn auch die Cremes nur mit BW sehr fettreich sind.
Liebe Grüßlis,
Lavendelhexe

Loulou

Ungelesener Beitrag von Loulou »

Aha! Hätte ich mal googeln solln... :D Danke!

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Loulou hat geschrieben:*Hüstel* - also ist es so, dass LL im Gemisch "gut" ist?
Ich würde gerne weg von der Vorstellung, dass etwas nur gut oder schlecht ist, das ist eher mein persönliches Anliegen. Glycerin ist es nicht, Tegomuls® ist es nicht, LL ist es nicht. Es ist die Gesamtheit aller Substanzen, die sich im positiven Fall ergänzen und unterstützen. Ich habe -> hier versucht, die Wirkprinzipien von Phospholipiden und Sterolen zu erläutern und wie wir sie nutzen können, Loulou, vielleicht interessiert es Dich? :-) Da passt Lanolin (mit seinen Lanosterolen) wunderbar hinein.
Liebe Grüße
Heike

Loulou

Ungelesener Beitrag von Loulou »

Ich war selber nicht ganz zufrieden mit der Wortwahl, daher auch die Gänsefüsschen...

Danke für den Beitrag...ich habe gerade eine Creme mit Lanolin, WWA und LL im Gebrauch, super fettig ( % FP unbekannt :argverlegen:), aber super gut zu meiner Haut...herrjee.

Anonymous

Ungelesener Beitrag von Anonymous »

Anja hat geschrieben:[Es ist doch so, dass Infos nur überflogen werden. Heike sammelt ihre Erkentnisse auf der olionatura-Seite - diskutiert wird aber hier im Forum. Die wenigsten lesen sich quer durch alles, was zu bestimmten Themen geschrieben steht. Und übernehmen dann als Quintessenz eben "LL ist toll" und dosieren hemmungslos nach, wenn eine Emulsion sich trennen möchte, ohne sich Gedanken darum zu machen, was bei einer Überdosierung eventuell folgen _könnte_.
Anja, ich gebe Dir in fast allem recht. Aber in diesem Punkt mag ich mich doch deutlich abgrenzen oder besser: meine Einstellung verdeutlichen.

Heike sammelt nicht nur eigene Erkenntnisse auf der Olionatura-Seite, das ist für viele Leser gerade das Wohltuende daran. Es gibt eine Vielzahl von Informationen aus unterschiedlichen Quellen, die jeweils zitiert sind. Erst danach folgen die persönlichen Eindrücke.

Und ich finde das sehr gut so. Heike stellt Rohstoffe zunächst vor, darauf folgen die Resultate der eigenen Experimente. Ich finde das gut, weil sie beim Testen von Rohstoffen oft eine Pionier-Position hat. Sie kommt halt an Rohstoffe ran, die längst nicht jeder in die Finger bekommt.

Wenn es etwas mehr von neuen interessanten Rohstoffen gibt, dann verteilt sie großzügig - oder organisiert eine Sammelbestellung. Die Resultate von vielen verschiedenen Rührern und Rührerinnen werden dann im Forum vorgestellt und diskutiert.

Und das ist sehr gut so, und anders kann es gar nicht funktionieren.

Was der Leser dann daraus macht, ist seine/ihre Sache. Wer nur oberflächlich liest, ist dafür selbst verantwortlich. Jeder weiß doch, dass er für das, was er sich auf die Haut bringt, selbst verantwortlich ist.

Dabei glaube ich noch nicht einmal, dass Leser des olionatura-Forums wenig oder schlampig lesen. Schau Dir nur mal die Zugriffszahlen auf die relevanten LL-Threads an. Viele tausend Zugriffe! Das bezeugt meines Erachtens ein konstantes intensives Interesse, und die Leute wollen am Ball bleiben, auch nach der zehnten Seite. Schön, dass hier die Threads nach 4 oder 5 so lala halbwegs informativen Antworten nicht im Hasenstall-Maggi-Niveau dahindümpeln und fortdriften. Es lohnt sich wirklich, bis zum Ende zu lesen. Das zeichnet das olionatura-Forum aus und macht es einzigartig und unverzichtbar.

Um es mal polemisch zu formulieren: an der Spitze gibt es kein Gedränge :ja: .

Grüßle,
wilma

Anonymous

Ungelesener Beitrag von Anonymous »

wilma hat geschrieben:.... Was der Leser dann daraus macht, ist seine/ihre Sache. Wer nur oberflächlich liest, ist dafür selbst verantwortlich. Jeder weiß doch, dass er für das, was er sich auf die Haut bringt, selbst verantwortlich ist. ...
Ich sehe es insgesamt exakt wie Du, Wilma.

Unsicherheiten mit Rohstoffen kenne ich seit ich mit dem Rühren begonnen habe. Eines steht fest. Ich habe eine realistische Chance, dank der tiefgehenden Infos hier, annähernd nachvollziehen zu können, warum sich bei mir, wie, was und wieso verhält und eine Entscheidung für mich zu treffen. Genau diesen Punkt möchte ich insgesamt betonen. Jeder sollte eigenverantlich eine eigene Entscheidung treffen und wer als Selbstrührer unüberlegt mit der Dosierung oder insgesamt mit EKs umgeht, der handelt meines Erachtens ziemlich fahrlässig.

Jetzt könnte man irgendwo auf der Webseite einen riesigen Banner durchlaufen lassen, auf dem steht "ACHTUNG: WIR ARBEITEN MIT ROHSTOFFEN. ZU HOHE EINSATZKONZENTRATIONEN KÖNNEN SCHÄDLICH SEIN" ... oder ähnlich ... es betrifft ja nicht nur LL. So eine Aussage würde natürlich jeden sofort abschrecken. Keine gute Idee. Was macht man da? Keine Ahnung.

Völlig losgelöst von dieser Diskussion: Ich danke Heike an dieser Stelle für ihre hohe Bereitschaft, Unsicherheiten oder kritische Fragestellungen anderer aufzugreifen. Daß ihre Antworten nicht zwingend zeitnah erfolgen können, ist klar. Ich habe selten erlebt, daß etwas komplett untergeht. Wer sich wirklich für das Rühren interessiert, muß eben regelmäßig am Ball bleiben. Wer kurz beim Start einer Versuchsreihe einsteigt und die ersten Begeisterungsstürme mitnimmt, um anschließend wieder zu verschwinden, ohne dann zu lesen, wie die Langzeittests verlaufen sind und welche generellen Resümees gezogen wurden ... nun ... wir können niemandem zu ihrem Glück zwingen. So ist das nun einmal ... es wird immer ein Stadium geben, wo die Dinge noch nicht gesamt durchleuchtet sind.

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