pH-Wert ganz weit unten

In diesem Unterforum erörtern wir Themen rund um die Entwicklung, Herstellung und Optimierung von Hautpflegeprodukten (inklusive Fehlersuche).

Moderator: Helga

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Nine
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Ungelesener Beitrag von Nine »

Helga hat geschrieben:
Freitag, 5. Juni 2020, 11:35
@Helga: :rosefuerdich: Nine - vielen Dank :knutscher: für Deine ausführliche Erklärung, ich weiß Zeit ist sehr kostbar :)
Wenn ich die Zeit damit verbringen kann, mein Wissen weiterzugeben, ist sie aber (für mich) sinnvoll genutzt :bussi:
Helga hat geschrieben:
Freitag, 5. Juni 2020, 11:35
Das genau ist der Punkt, ...
Yep. Gegebenenfalls muss man hier Kompromisse schließen: Will ich - um mal die Extreme zu benennen - ein bestmöglich wirksames Puffersystem und akzeptiere den niedrigen pH-Wert, oder will ich den hautoptimalen pH-Wert und nehme in Kauf, dass mein Puffersystem (fast) keine Kapazität mehr hat?

Letzteres ist dann z.B. weniger "schlimm", wenn mein Konservierer recht pH-tolerant ist und/oder keine oder nur geringe pH-Wert-erhöhende Aktivität zu erwarten ist (ohne Urea z.b. kann mir der Puffer herzlich egal sein, verbrauche ich meine Creme zügig, bin ich auch auf der sicheren Seite). Da beide Puffersubstanzen (MS und NaLactat) ja hautphysiologisch zweckmäßig sind, ist ihre Anwesenheit auf alle Fälle - auch ohne Pufferwirkung - erwünscht bzw. schadet nicht.

Ideal wäre so gesehen ein Puffersystem, dessen pH-Wert höher liegt, also bei 5,5 und deren Zutaten trotzdem gerne in einer Creme vorhanden sein dürfen ;-) Ich schließe nicht aus, dass es sowas gibt, muss aber zur konkreten Frage passen.

Grüessli Nine

In unserem Körper haben wir u.a. das System aus Kohlensäure und ihrem Salz Hydrogencarbonat, welches den pH-Wert im Blut sehr präzise bei 7,4 hält. Wenn man verstanden hat, wie ein Puffer funktioniert, weiß man auch, dass "basische Ernährung& Co". einfach Quatsch sind. Wenn diesem Puffer zuviel (jenseits seiner Kapazität) zugeführt wird, so wird entweder das Salz (wenn pH zu hoch) über die Nieren ausgeschieden oder die Säure in Form von CO2 schlicht weg ausgeatmet (wenn die Säurefracht zu hoch wird). Dadurch bleibt der Puffer immer arbeitsfähig.

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Helga
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Ungelesener Beitrag von Helga »

Nine hat geschrieben: Gegebenenfalls muss man hier Kompromisse schließen: Will ich - um mal die Extreme zu benennen - ein bestmöglich wirksames Puffersystem und akzeptiere den niedrigen pH-Wert, oder will ich den hautoptimalen pH-Wert und nehme in Kauf, dass mein Puffersystem (fast) keine Kapazität mehr hat?
Jetzt habe ich verstanden :), der Knopf hat sich gelöst. Vielen Dank :bussi:
Liebe Grüße und noch einen schönen Tag :-)

Helga

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Violette
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Ungelesener Beitrag von Violette »

Nine hat geschrieben:
Donnerstag, 4. Juni 2020, 13:21
Ich versuchs nochmal.....
Danke liebe Nine, du bist wirklich unermüdlich. :daisy:

Nine hat geschrieben:
Freitag, 5. Juni 2020, 10:42

Aber:[/b]

Wenn vorher der pH-Wert deutlich höher war (z.B. 6), "schafft" der Puffer nicht ganz so viele Basen-Ionen wegzufangen, und man landet zum Beispiel bei pH = 5.
Und in dem Fall hat man auch keinen Puffer mehr weil ausgeschöpft ? Richtig so?
Oh, Nine war schneller .....
LG Petra

Leela
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Ungelesener Beitrag von Leela »

Nine hat geschrieben:
Freitag, 5. Juni 2020, 12:19
Ideal wäre so gesehen ein Puffersystem, dessen pH-Wert höher liegt, also bei 5,5 und deren Zutaten trotzdem gerne in einer Creme vorhanden sein dürfen ;-) Ich schließe nicht aus, dass es sowas gibt, muss aber zur konkreten Frage passen.
Gibt es den nicht in Form eines Citratpuffers?
Ich hatte meine Frage schon mal in einem anderen Thread gestellt, da dürfte es aber untergegangen sein. :)

Citronensäure wird ja oft zum pH-Wert einstellen verwendet, aber spricht etwas gegen die Verwendung von Natriumcitrat in kosmetischen Produkten bzw. näher spezifiziert in Leave-On Produkten?
In z. B. Shampoos habe ich schon öfters einen solchen Puffer gesehen.

Bzw. ist ein Citratpuffer für Urea-Formulierungen geeignet?
Liebe Grüße
Leela

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marie
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Ungelesener Beitrag von marie »

Moin :)
Citratpuffer wäre eine Möglichkeit (so Du Zugang zu wirklich reinen Natronplätzchen (für meine Emulsionen möcht ich nicht die Qualität benutzen, die fürs Seifensieden reicht) und verdünnter Salzsäure in guter Qualität hast; Natronlauge und Salzsäure sind halt Zutaten, die leider auch zu eher unschönen Unfällen führen oder in gezielter schädigender Absicht eingesetzt werden können).
Der Milchsäure/Laktatpuffer hat den Vorteil, dass Natriumlaktat und Milchsäure, die ja auch Hydratisierer sind, auch an Selbstrührer abgegeben werden dürfen.
Die andere Möglichkeit für Selbstrührer wurde von Bellis weiter oben erwähnt.
Liebe Grüße, marie

Leela
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Ungelesener Beitrag von Leela »

marie hat geschrieben:
Freitag, 5. Juni 2020, 14:08
... (so Du Zugang zu wirklich reinen Natronplätzchen (für meine Emulsionen möcht ich nicht die Qualität benutzen, die fürs Seifensieden reicht) und verdünnter Salzsäure in guter Qualität hast; Natronlauge und Salzsäure sind halt Zutaten, die leider auch zu eher unschönen Unfällen führen oder in gezielter schädigender Absicht eingesetzt werden können).
Liebe marie :hallihallo:
lieben Dank für deine Antwort! Ist dieser Aufwand überhaupt notwendig? :)
Natriumcitrat könnte man ja schon "fertig" z. B. hier kaufen.
marie hat geschrieben:
Freitag, 5. Juni 2020, 14:08

Der Milchsäure/Laktatpuffer hat den Vorteil, dass Natriumlaktat und Milchsäure, die ja auch Hydratisierer sind, auch an Selbstrührer abgegeben werden dürfen.
Genau das ist ja mein Problem! :) Wenn ich z. B. Urea, Glycerin, ev. auch noch Sodium PCA (nur um jetzt Beispiele zu nennen) verwende, und dann noch mit 1388 eco konserviere + Milchsäure/Laktat Puffer ist mir das schnell zuviel, vor allem im Gesicht.
Deshalb bin ich auf der Suche nach Alternativen.

Ich weiß schon dass man die Rezepturen entsprechend anpassen muss/kann, aber ich würde auch gerne ab und an Urea verwenden und mit anderen Wirkstoffen kombinieren, aber mit dem Puffer ist dann für mich schnell eine Obergrenze erreicht.

Und außerdem ist es mir nicht soooo sympathisch mit 0,5% Milchsäure im Gesicht (bei meiner Haut) herumzufuhrwerken. :argstverlegen:
Liebe Grüße
Leela

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marie
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Ungelesener Beitrag von marie »

Liebe Leela,
danke für den Link :blumenfuerdich: , wusste nicht, dass das Salz im Handel ist :verlegen:
Mir scheint, es könnte sich der Versuch lohnen, mit einer kleinen Charge auszuprobieren, wie die Gesichtshaut damit klarkommt; der pH würde sicher besser passen; wie/ob sich Citrat auf die Hautflora auswirkt weiß ich leider nicht.
Liebe Grüße, marie

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Annika
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Ungelesener Beitrag von Annika »

Ein Citratpuffer funktioniert ebenfalls. :ja: Der Vorteil von Milchsäure und Natriumlaktat ist eben, dass beides Teil des NMF sind und so über die Pufferwirkung hinaus befeuchtend wirken. In pharmazeutischen Rezepturen werden durchaus auch Zitronensäure und Natriumcitrat verwendet.
LG Annika

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Augenweide
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Ungelesener Beitrag von Augenweide »

Liebe Nine!

Ich bin gerade tatsächlich einen großen Schritt weiter auf meiner Suche nach dem heiligen Gral! Du bist wirklich unschlagbar! Lieben Dank für die Aufklärung!

:hase: :hase: :hase:

Darf ich dazu noch eine Frage stellen? Was bedeutet in dem Fall „zügig aufbrauchen“?
Ich habe heute eine Nachtlotion mit 5% Urea gerührt, brav nach Vorschrift gepuffert, pH lag bei 5. Ist das nun gut? Oder stimmt da was nicht, weil ich nicht unter 5 gelandet bin?

Nu hab ich ne tolle Nachtlotion, kann aber nicht schlafen, weil ich Angst hab, tot umzufallen :huhu:

Übersetzt heißt das, ich puffere, prüfe den pH-Wert am Ende nur zur Kontrolle für den Konservierer, darf/sollte aber nicht korrigieren. Korrekt?
Liebe Grüße
Augenweide

Au·gen·wei·de
Substantiv, feminin [die]
sehr schöner, ästhetischer Anblick, den etwas oder jemand bietet

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Ungelesener Beitrag von Ame »

Annika hat geschrieben:
Freitag, 5. Juni 2020, 22:50
Ein Citratpuffer funktioniert ebenfalls. :ja: Der Vorteil von Milchsäure und Natriumlaktat ist eben, dass beides Teil des NMF sind und so über die Pufferwirkung hinaus befeuchtend wirken. In pharmazeutischen Rezepturen werden durchaus auch Zitronensäure und Natriumcitrat verwendet.
Zitronensäure und Na-Citrat sind auf der Haut auch nicht verkehrt - Citrat-Ion beteiligt sich am sog. "Citrat-" oder auch "Zitronensäurezyklus" (fragt mich nicht weiter, da liegen schon meine Grenzen) und damit hilft es beim Radikale- Fangen.

Daneben sind auch Citrate ein Teil des menschlichen NMF
The NMF is composed principally of free amino acids,
and various derivatives of these amino acids such as PCA,
urocanic acid (a natural absorber of ultraviolet [UV] light),
and inorganic salts, sugars, as well as lactic acid and urea
(Table 2). Inorganic salts identified include the chlorides,
phosphates, and citrates of sodium, potassium, calcium, and
magnesium.
Quelle
Liebe Grüße,
Ame

Testreihe Olivenölseife pur, Diagramme: http://domacikosmetika.passhaus.at/doku.php?id=olivenoelseifen:test_olivovych_mydel

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Judy
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Ungelesener Beitrag von Judy »

Muss den Thread mal wieder hoch schubsen...
Ich sehe es wie Ame - ich habe nämlich schon mit Natriumcitrat (Sodium Citrate) plus Zitronensäure gepuffert - laut Angaben hier - und keinerlei negativen Auswirkungen für die Haut feststellen können!
Ich muss jetzt nur noch mal den PH Wert (nach einer Weile) messen (warte aber noch auf meine Stäbchen).

FRAGE:
Hat sich der Zusammenhang von SEPILIFT und PH Wert irgendwie geklärt?

Liebe Grüße,
Judy
Simplicity is the ultimate sophistication (Leonardo da Vinci)

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