Blondi hat geschrieben:Irgendwann würde ich auch gern ein Leave-In-Produkt basteln, meine (blondierten und entsprechend kaputten) Haare könnten es echt gebrauchen. Aber meine bisherigen Versuche mit Glycerin und Keratin waren noch nicht so der Hit...
Meine Lieblingsfrisette und Cousine (deswegen darf ich sie so nennen

) sagt folgendes:
In eine Kur gehören:
- Wasser (Lösungsmittel)
- Öl (Geschmeidigkeit, am besten sind wohl Macadamia- und Arganöl)
- Tenside (sorgen dafür, dass es ausgepült werden kann und öffnen die Schuppenschicht der Haare)
- Proteine (Bausteine, die "Lücken" wieder auffüllen)
Der PH-Wert sollte zwischen 4,5 und 5 liegen, je rauher / kaputter die Haare sind, desto saurer.
Genaue Zusammensetzung unbekannt, das Cousinchen nimmt lieber sündhaft teure und giftige Fertigprodukte... In der Theorie füllen die Proteinbausteine die Lücken in der Haaroberfläche, wo einzelne Schuppen dieser Schuppenschicht fehlen. Bei langen Haaren schlicht durch die Alterung und entsprechend lange mechanische Belastung, bei gefärbten / blondierten Haaren kommt noch hinzu, dass all diese Mittelchen ja die Schuppenschicht öffnen, also aufrauhen müssen, um zu wirken. Bei beiden reißen einzelne dieser Schüppchen natürlich auch aus.
Ich habe erste Versuche damit gewagt, aber noch keine befriedigende Rezeptur (also ohne zu schnellem Nachfetten) gefunden, deswegen teile ich lieber noch kein Rezept. Meine Haare sind aber ebenfalls gefärbt und entsprechend stumpf und aufgeraut sind die Längen (so ab Schulterblatt abwärts). Die Mischung mit o.g. Ölen und Weizenprotein habe ich mir Abends in die Spitzen gegeben und eingekämmt und war wirklich begeistert! Meine Haare haben das über Nacht vollständig aufgenommen, die Längen waren glatt und weich und es ist nicht "gewandert", was bei mir normalerweise passiert. Meine Erfahrung mit herkömmlichen Kuren ist nämlich, dass ich davon einen fettigen Ansatz bekomme und die Längen nach dem Waschen dann doch wieder strohig sind.
Zur Sprühkur:
Ich habe Weizenproteine verwendet und mir nur aus Wasser und Weizenprotein gleich noch eine Sprühkur als Leave-In gebastelt (nach Herstellerangabe: 1-2 Messerspitzen auf 100 ml Wasser) und auch hiervon werden meine Haare unglaublich glatt, weich und glänzend, aber ohne den "Schwereeffekt" und natürlich ohne Fett, das kommt in meinen eher schnell nachfettenden und feinen Haaren nicht so gut. Einen besseren Effekt erzielt man wahrscheinlich noch, indem man den PH-Wert auf 4,5 einstellt.
Zum Conditioner (habe ich noch nicht probiert, sondern meine Cousine bisher nur befragt):
Die Pflegewirkung herkömmlicher Conditioner ist gleich Null, dafür sind sie gar nicht lange genug in den Haaren. Haupteffekt eine Conditioners ist, die von den Tensiden beim Waschen geöffnete Schuppenschicht wieder zu schließen (durch den sauren PH-Wert und die ggf. enthaltenen Proteine, die auffüllen). Enthaltene Öle bleiben als Rückstände im Haar und pflegen damit nur minimal, verbessern aber auch durch ihre "Glitschigkeit" die Kämmbarkeit. Auch bei der Kämmbarkeit ist aber eigentlich entscheidend, dass die Schuppenschicht glatt ist, und die Haare sich nicht mehr so sehr miteinander verhakeln. Eventuell ist das gute Macadamiaöl also hier größtenteils verschwendet und der Trick für Conditioner (nicht für Kur!) wäre, ein möglichst viskoses, gut spreitendes Öl zu verwenden, damit der zurückbleibende Film möglichst dünn ist und nicht zu schwer und fettig aufliegt, quasie ein Kompromiss aus Kur und Leave-In
(Weil der Conditioner die Schuppenschicht schließt, soll man ihn übrigens nicht anwenden, wenn man eine Kur auftragen möchte, was bei färbegeschädigtem Haar empfehlenswerter wäre, sondern auf die noch offene Schuppenschicht nach dem waschen die Kur geben.)
Falls es dich auch interessiert, noch kurz zu meinem Kur-Experiment:
Da waren ca. 40% Öl drin (Macadamia- und Argan-), Wasser, Emulgator, Keratin, Weizenprotein und als Tensid einfach Shampoo. Ein extra Tensid werde ich mir wohl auch nicht zulegen, weil meine Hautpflege tensidfrei ist. Als "SOS-Balm" für die Spitzen war das auch gut, den haben meine Haare aufgesogen. Für eine normale Kur war das eindeutig zu viel Öl (und zu wenig Tenside), weswegen ich zwar wunderbar weiche, aber auch etwas fettige Haare hatte und gleich am nächsten Tag wieder waschen musste. Allerdings hatte ich sie auch direkt nach der Spitzenbehandlung dann als normale Kur verwendet (ich konnte es eben einfach nicht abwarten...) und damit vielleicht auch bloß mehr Pflege, als meine Haare aufnehmen konnten. Tipp meiner Cousine war dazu noch: mehr Tenside, damit es sich besser auswäscht.
Ich hoffe, das hilft dir beim Experimentieren, wenn du auch Kuren ausprobieren möchtest. Meinen färbegeschädigten Haaren hat es jedenfalls enorm geholfen und vor allem auch über die nächsten Wäschen hinaus, ich könnte immer noch den ganzen Tag in meine Haarspitzen grabbeln, weil ich immer noch nicht glauben kann, das die so geschmeidig und glatt sein können!
(Das klingt jetzt fast wie ein Werbefilmchen, liegt aber nur daran, dass ich noch neu im Rühren bin und Erfolgserlebnisse bei mir noch entsprechend Begeisterung auslösen...

)