sinnvolle Einbindung der Barriereschutzbasis und Lysolecithin

In diesem Unterforum erörtern wir Themen rund um die Entwicklung, Herstellung und Optimierung von Hautpflegeprodukten (inklusive Fehlersuche).

Moderator: Helga

Antworten
Lasourie

sinnvolle Einbindung der Barriereschutzbasis und Lysolecithin

Ungelesener Beitrag von Lasourie »

Liebe mit-Rührer,

zunächst ein Disclaimer: Ich bin ein blutiger Anfänger. Ich hab zwar ein wenig Ahnung von der Haut als Organ (Mediziner) aber nicht vom Rührhandwerk und von den Finessen der Zusammenstellung einer guten Rezeptur, die viele von euch offensichtlich mit beeindruckendem Fachwissen und einigem an Erfahrung mitbringen, wie ich hier durch das Lesen des Forums mitbekommen habe :)

Ich feile zur Zeit an einer Tagescreme. Den Emulgator meiner Träume konnte ich schon finden - es handelt sich um TEGO Emulprot in Verbindung mit Sucrosestearat und Phospholipon 80 H (übrigens: Gibt es einen Unterschied zwischen Emulmetik und Phospholipon 80 H? Es wird beides als 'hydriertes Lecithin' geführt. :gruebel: ) . Aus einer hautphysiologischen Perspektive spricht mich die Barriereschutzbasis und Lysolecithin an, ich würde sie gern in mein Konzept einbinden, weiß aber nicht recht, wie, und ob die Kombination überhaut sinnvoll ist? Vor allem: in welchem Verhältnis zueinander?
Meine Haut ist nicht per se empfindlich, reagiert aber schnell mit Unterlagerungen (den im englischsprachigen Raum als "clogged pores" bekannten) und Milien (entsprechend "milia"). Tendenziell ist sie irgendwo unter dem breiten Begriff der 'Mischhaut' einzuordnen. Mein Ziel für das entstehende Cremefluid wäre, dass es zügig einzieht, schnell Wasser freisetzt und nicht stark glänzt. Wäre einer von euch vielleicht so nett, und würde einen Blick drauf werfen? :bussi: Habe ich da Unsinn konzipiert?

Modifiziertes Hyalurongel (40 g)

Die Rezeptur besteht aus folgenden Ingredienzien:

9.6 g Fettphase (24 %)

Öle, Buttern und Wachse (8.8 g | 22 %):

2 g Wiesenschaumkrautöl (5 %)
2 g Mandelöl (5 %)
2 g Dermofeel sensolov (5 %) ----> ich dachte, es würde als polares Öl vielleicht das Einziehverhalten positiv beeinflussen?
1 g Barriereschutzbasis (2.5 %)
1 g Sheabutter (2.5 %)
0.4 g Phospholipon 80 H (1 %)
0.2 g Lysolecithin (0.5 %)
0.2 g Mimosenwachs (0.5 %)

Emulgatoren/Konsistenzgeber (0.8 g | 2 % | 8.3 % der Fettphase¹)

0.4 g Emulprot (1 %)
0.4 g Sucrosestearat (1 %)

30.4 g Wasserphase (76 %)

Wirkstoffe (4.4 g | 11 %):

1.3 g Grünteeextrakt (3.25 %)
0.5 g Hyaluronsäure (1.25 %)
1 g Glycerin (2.5 %)
0.8 g Sodium PCA (2 %)
0.8 g Natriumlaktat (2 %)

Hilfs- und Zusatzstoffe (0.3 g | 0.75 %):

0.3 g Rokonsal (0.75 %)
25.7 g Wasser (64.25 %) ---> ich hatte überlegt, als Wasserphase Hamamelis- oder Rosen-Hydrolat zu verwenden. Zu viel des Guten?


Es wäre wirklich großartig, wenn einer von euch erfahreneren Rührern mir die ein oder andere Empfehlung mit auf den Weg geben könnte. Ich habe bereits erfolgreich mit dem Emulgatorkonzept gerührt - es ist an olionaturas bzw. Heikes Hydro-Balance-Fluid angelehnt - und die Mischung aus Mandel- und Wiesenschaumkrautöl scheint meiner Haut ganz gut zu bekommen. 100% zufrieden bin ich mit dem Ergebnis ja noch nicht, deshalb wende ich mich an euch, vielleicht kann eure Erfahrung meine Trial-and-Error-Phase verkürzen :blumenstrauss:


Vielen Dank schon einmal im Voraus,
viele liebe Grüße und euch allen einen guten Rutsch!

Anna

Benutzeravatar
bibib
Master of Emulsifying
Master of Emulsifying
Beiträge: 3558
Registriert: Donnerstag, 26. März 2015, 13:32
10
Wohnort: Linz/Österreich
Kontaktdaten:

Ungelesener Beitrag von bibib »

Lasourie hat geschrieben:(übrigens: Gibt es einen Unterschied zwischen Emulmetik und Phospholipon 80 H? Es wird beides als 'hydriertes Lecithin' geführt. :gruebel: )
Liebe Anna,
ich glaube, dass sich die beiden im Gehalt an Phosphatidylcholin unterscheiden. Emulmetik enthält 18–26 % Phosphatidylcholin, Phospholipon deutlich mehr - alte Rührhasen, bitte korrigiert mich, falls das nicht stimmt :skeptisch:

Die restlichen Fragen können die versierteren Rührer sicher besser beantworten - ich lese mit, mir schwebt etwas ähnliches für meine Mutter vor :)

Edit:
Gefunden: Phospholipon enthält ca. 80 % Phospholipide, darunter um die 76 % Phosphatidylcholin und 3 % Lysophosphatidylcolin.
Liebe Grüße,
bibib

Benutzeravatar
Kunstblume
Master of Emulsifying
Master of Emulsifying
Beiträge: 11147
Registriert: Sonntag, 10. März 2013, 19:42
12
Wohnort: Schallstadt
Kontaktdaten:

Ungelesener Beitrag von Kunstblume »

Das liest sich aber schön. Rokonsal darfst ruhig mit 1% dosieren. Hochtourig rühren wäre gut. Es wird wohl ein schützendes Fluid werden. Bei der Neigung zu Unterlagerungen achte ich auf die Höhe der Fettphase und den Grad der Okklusion. Zuu schützend und aufliegend lässt bei mir Unterlagerungen entstehen. Aber nun wird es wieder kälter, die feuchtigkeitsbindenden Wirkstoffe sollen durch eine gewisse Okklusion (bei dir Barriereschutz, Shea, hydriertes Lecithin, Wachs) am Verdunsten (Heizungsluft und so) gehindert werden. In diesem Fall würde ich sagen, probier das Fluid aus. Es wird dir Feuchtigkeit spenden und deine Haut schützen. Einzig erhöhen ließe sich vielleicht der Anteil an Linolsäure. Aber das ist Hautsache.
Liebe Grüße, Nina

Benutzeravatar
fortunella
Bachelor of Creams
Bachelor of Creams
Beiträge: 1957
Registriert: Montag, 27. Februar 2012, 16:23
13
Wohnort: Magdeburger Börde
Kontaktdaten:

Ungelesener Beitrag von fortunella »

Ich schließe mich Kunstblume in allen Punkten an. Für mich und meine Mischhaut wäre je 2,5 % Barriereschutz und Buttern schon wirklich für die absolute "Frostschutzkombi" angesagt und unter normalen klimatischen Bedingungen zu aufliegend und fettend.
Mit etwas mehr an Linolsäure zieht deine Emulsion sicherlich auch noch besser ein- vielleicht einen Teil des Dermofeel-Öls und des Mandelöls durch z.B. durch ein B2- oder B3-Öl ersetzen.

Lasourie

Ungelesener Beitrag von Lasourie »

Vielen lieben Dank für all die tollen Antworten und die Inspiration! Ich habe die Rezeptur entsprechend ein wenig verändert:


10.3 g Fettphase (20.6 %)

Öle, Buttern und Wachse (8.8 g | 17.6 %):
2 g Wiesenschaumkrautöl (4 %)
1.5 g Mandelöl (3 %)
1.5 g Dermofeel sensolv (3 %)
2 g Distelöl (4 %)
0.8 g Barriereschutzbasis (1.6 %)
0.8 g Cupuacubutter (1.6 %)
0.2 g Mimosenwachs (0.4 %)
Emulgatoren/Konsistenzgeber (1.5 g | 3 % | 14.6 % der Fettphase¹)
0.5 g Emulprot (1 %)
0.5 g Sucrosestearat (1 %)
0.5 g Phospholipon 80 H (1 %)
39.7 g Wasserphase (79.4 %)

Wirkstoffe (4.6 g | 9.2 %):
0.8 g Hyaluronsäure (1.6 %)
0.8 g Glycerin (1.6 %)
0.8 g Sodium PCA (1.6 %)
0.8 g Natriumlaktat (1.6 %)
1 g Lipodermin (2 %)
0.4 g Lysolecithin (0.8 %)
Hilfs- und Zusatzstoffe (0.5 g | 1 %):
0.5 g Rokonsal (1 %)
34.6 g Wasser (69.2 %)

...................................................................
neu drin ist Distelöl, aufgrund der Linolsäure, ich habe die Buttern und insgesamt die Fettphase reduziert und ich habe noch Lipodermin eingefügt in der Hoffnung auf verbessertes Einziehverhalten. Gute Idee?

Herzlichen Dank auf jeden Fall auch für die Aufklärung zum Phospholipon :-*

Viele liebe Grüße!
Anna

Benutzeravatar
fortunella
Bachelor of Creams
Bachelor of Creams
Beiträge: 1957
Registriert: Montag, 27. Februar 2012, 16:23
13
Wohnort: Magdeburger Börde
Kontaktdaten:

Ungelesener Beitrag von fortunella »

Das liest sich für mich sehr gut, Anna, ich drück dir die Daumen, dass es für dich paßt!

Ein bißchen Feintuning vielleicht noch: 0,8 g Hyaluronsäure ist sehr viel, normalerweise reichen für einen spürbaren Effekt schon 0,1 bis 0.2 g auf 50 g total schon gut aus. Und für die Gelbildner-Funktion hast du ja bereits den Emulprot an Bord.

Du könntest für die eingesparte Hy-Säure das Hydratisierer-Trio Glycerin, Sodium PCA und NaLa noch um ein paar Zehntel aufstocken.

Lasourie

Ungelesener Beitrag von Lasourie »

:blumenfuerdich: wow, danke für den Tipp! Dann werde ich mich die Tage mal an's Rühren begeben! :rosefuerdich:

Colly

Ungelesener Beitrag von Colly »

Kunstblume hat geschrieben:Das liest sich aber schön. Rokonsal darfst ruhig mit 1% dosieren. Hochtourig rühren wäre gut. Es wird wohl ein schützendes Fluid werden. Bei der Neigung zu Unterlagerungen achte ich auf die Höhe der Fettphase und den Grad der Okklusion. Zuu schützend und aufliegend lässt bei mir Unterlagerungen entstehen. Aber nun wird es wieder kälter, die feuchtigkeitsbindenden Wirkstoffe sollen durch eine gewisse Okklusion (bei dir Barriereschutz, Shea, hydriertes Lecithin, Wachs) am Verdunsten (Heizungsluft und so) gehindert werden. In diesem Fall würde ich sagen, probier das Fluid aus. Es wird dir Feuchtigkeit spenden und deine Haut schützen. Einzig erhöhen ließe sich vielleicht der Anteil an Linolsäure. Aber das ist Hautsache.
Liebe Nina,

ich lese gerade in deinem Text Unterlagerungen, weiß noch nichts damit anzufangen. Kannst du mir dies bitte erklären.

Benutzeravatar
Pialina
Moderator
Moderator
Beiträge: 7123
Registriert: Dienstag, 18. Januar 2011, 16:47
14
Wohnort: Berlin

Ungelesener Beitrag von Pialina »

Die Frage nach der Definition von "Unterlagerungen" wurde vor kurzem auch in einem anderen Thread gestellt, und ich habe dort eine Erklärung von Heike zitiert: Klick.

Über eine mögliche Ursache von Unterlagerungen hat Heike mal dies geschrieben:
Heike hat geschrieben:
Helga hat geschrieben:Könnte es theoretisch mit Verhornung zusammen hängen?
zu wenig Wasser - Verhornungsstörung - Talg kann nicht abfliessen - Entzündung bzw. Unterlagerung?
Ja, das ist im Wesentlichen die Ursache. Letzendlich ist es wieder die Enzym-Geschichte: Zu wenig freies Wasser mindert die Tätigkeit der Enzyme, die die Verbindungsstellen zwischen den Korneozyten (den Desmosomen) lösen. Die Hornzellen klumpen zusammen, verstopfen Follikelausgänge, und darunter zersetzen anaerobe Propioni-acnes-Bakterien den Talg zu freien Fettsäuren, die entzündungsfördernd wirken.
(Quelle: Klick)

Das klingt für mich so, dass nicht unbedingt (nur?) zu viel Okklusion, sondern (auch?) zu wenig freies Wasser die Ursache von Unterlagerungen sein kann. :gruebel:
Zuletzt geändert von Pialina am Mittwoch, 13. Januar 2016, 17:32, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Link ergänzt
Liebe Grüße,
Pialina

Benutzeravatar
CoSe
Rührgeselle
Rührgeselle
Beiträge: 151
Registriert: Samstag, 2. Januar 2016, 11:55
9
Wohnort: BB

Ungelesener Beitrag von CoSe »

Liebe Anna,

von Rührküken zu Rührküken: hast Du Dein Rezept schon gerührt?
Was für einen Eindruck hast Du? Ich habe auch Mischhaut mit im Winter zu sehr trocken neigenden Stellen und hab mich nicht getraut bisher die Barriereschutzbasis mit ein zu planen.

LG
Cordula
Liebe Grüße
Cordula

Rosenparadies
Rührküken
Rührküken
Beiträge: 23
Registriert: Dienstag, 12. Januar 2016, 09:33
9
Wohnort: Sachsen

Ungelesener Beitrag von Rosenparadies »

Liebe Anna,

Hier isr noch ein rührküken. Auch mich würde interessieren, ob du mit deinem Fluid erfolgreich warst.
Bitte berichte doch darüber.

Liebe Grüße
Conny

Antworten