Wissen und andere Fragen

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Moderator: Helga

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MelliEngel

Wissen und andere Fragen

Ungelesener Beitrag von MelliEngel »

Hallo ihr Lieben :klimper:

Da sich meine Küche und damit mein Erstversuch noch ein bisschen hinzieht und ich die Zeit mit lesen statt mit rühren verbringe, dachte ich mir ich werfe mal aus gegeben Anlass ein paar Fragen in den Raum. :D

Zu allererst und woran ich seit Entdeckung von Olionatura hänge:
Wo fange ich am Besten an? Bei diesem Wust an Infos an unverzichtbarem Basiswissen bin ich schnell überfordert, das liegt daran dass ich ein Chaotenkopf bin, ich weiß viel und will noch mehr wissen, aber hab manchmal das Gefühl die Synapsen im Gehirn sind zwar da, aber falsch miteinander verbunden :D Dadurch verlässt mich schnell meine Konzentration und ich bin sehr schnell überfordert. Außerdem bin ich ein ''Erleben''-Mensch, also wenn ich etwas sehe, rieche, schmecke, höre, fühle dann begreife ich es schneller als wenn ich nur den chemischen ''Code'' vor mir sehe (gutes Beispiel hierfür sind die gesättigten und ungesättigten Fettsäuren), das Erleben bleibt mir momentan verwehrt durch die fehlende Küche (diese Aha-Erlebnisse beim Anrühren, Erfolgen und Misserfolgen und dann ergründen warum) und ich bin auch nicht bereit zu akzeptieren es nur übers Ausprobieren zu lernen und dass ich für alle anderen Herangehensweisen zu ''dumm'' bin :ugly: :D
Ich habe nun 3 Bücher, die mir dabei helfen sollen, Chemie Physik und Biochemie Basiswissen, Naturkosmetische Rohstoffe und Naturkosmetik selber machen. Von der Qualität dieser Bücher bin ich bereits vom Anlesen überzeugt und bin sicher die sind ausreichend. Aber wo nun anfangen? Alle drei ergänzen sich gegenseitig hervorragend, ich könnte praktischerweise von Buch zu Buch springen wenn ich Fragen habe oder einen Begriff erläutert haben will, stelle bei der Vorgehensweise allerdungs fest dass zumindest das Chemie Physik und Biochemie Basiswissen Buch auf zuvor erläutertes Wissen aufbaut (um wieder das Beispiel der gesättigten und ungesättigten Fettsäuren anzuführen, die ich mir chemisch erläutert im Basiswissenbuch anschauen wollte und dann feststellen musste, dass ich ohne das Wissen zuvor im Buch erwähnt nicht weiter komme und wieder nur Code sehe :D ) und auch bei Heikes Büchern liest man idealerweise Weise von vorn nach hinten :D
Also hatte ich mir überlegt einfach mal nur zu lesen.... wenn ich was nicht verstehe, erstmal einfach weiter lesen (so hatte man uns das zB im Englischunterricht beigebracht, selbst wenn man einzelne Vokabeln nicht kennt, erstmal den ganzen Text fertig lesen, weil sich vieles dann zum einen aus dem Zusammenhang erschließt, zum anderen man den Fluss nicht verliert, wenn man erst hinterher nachschlägt). Ich habe bei dieser Vorgehensweise allerdings Angst wichtiges vergesse nachzuschlagen und dann das böse Erwachen habe beim Rühren später oder dass ich spätestens bei der Mitte der Bücher die Flinte ins Korn schmeiße weil mich die Infos nur noch erschlagen.
Hatte mir dann vorgenommen in der Semesterferienzeit quasi einen Stundenplan zu erstellen (ungelogen wie in der Schule, 1. Stunde Basiswissen, 2. Stunde Rohstoffe, 3. Stunde NK selber machen, 4. Stunde Kunstwissenschaft, 5. Stunde Meteorologie (eines meiner anderen Knalls, damit das auch nicht zu kurz kommt :D ), 6. Stunde Praxis (egal ob malen, rühren oder Wetter beobachten, was eben gerade ansteht) und 7. Stunde Sport :lach: :huhu: ). Auch wenn es etwas lächerlich klingt fand ich die Idee nicht schlecht um mein Kopfchaos unter Kontrolle zu behalten und alle meine Interessen unter zu bringen. Die Sache hat nur einen Haken: Arbeiten muss ich ja auch noch.... den Luxus wie in der Schule hat man ja nicht mehr wo lernen an oberster Stelle stand und Arbeit allerhöchstens mal als Sommerferienjob statt fand. Selbst wenn ich den Stundenplan von täglich 7 Stunden auf sagen wir mal maximal 4 reduziere und dann eben nicht täglich alle ''Fächer'' dran kommen, meine beiden Jobs haben keinerlei Regelmäßigkeiten, kein Tag ist wie der andere, keine Woche wie die davor, das bedeutet so einen Stundenplan zu planen und durchzuziehen wird damit sehr schwer, trotz Semesterferien. Trotz allem würde ich mir das Wissen gern erARBEITEN, statt es nur zu überfliegen...

Also ihr merkt das Dilemma, wo und wie fange ich das Ganze am besten an? Idealerweise sicherlich das Wissen erlernen und praxisgebunden austesten, also nicht nur das Eine oder das Andere, sondern das Hand in Hand gehen lassen, aber wie gesagt, solang die Küche nicht da ist muss die Praxis erstmal warten, nur will ich nicht dann erst anfangen Wissen aufzubauen.
Hat vllt jemand Erfahrungen mit Kopfchaos und/oder unregelmäßigen Tagesabläufen und hat es überwunden bzw trotzdem einen Weg gefunden sich der Sache zu nähern? :D Vllt habt ihr ja Tipps :) Und das soll auch nicht zwanghaft klingen, so ein Stundenplan zB wäre für mich 7 Stunden lang Vergnügen und keine Belastung, ich liebe diese Themen ja, mir gehts am allermeisten eher um das Zeitmanagement und der sinnvollsten Herangehensweise bzw die sinnvollste Reihenfolge, in der ich das Wissen erarbeite :)

Eine weitere Frage: Wie handhabt ihr eure selbst angerührte Kosmetik auf Reisen etc? Also speziell Transport und Lagerung. Bin im August zB 5 Tage auf einem Festival. Dort gibt es zB keine Kühlmöglichkeit und wer mal 5 Tage im Sommer im Zelt verbracht hat weiß wie sich das anfühlt :D und auch Reisen die man mit dem Auto unternimmt, ich erinnere mich an 15 Stunden Fahrt nach Kroatien und ganze 22 Stunden nach Spanien zb, wer da keine Klimaanlage im Auto hat und den Großteil durch heiße südliche Länder im Sommer fährt, dem läuft die Kosmetik doch dann davon oder? :gruebel: Oder unterschätze ich da die Konservierungen und die Emulsionen, die sich nicht sofort in ihre Einzelteile trennen? Oder greift man in so einer Zeit auf KK zurück? Nur da hätte ich Angst dass sich meine Haut von dem zwischenzeitlichen Wechsel irritiert fühlt (und meine Haut lässt sich schnell irritieren) und ich pickelig oder gerötet durch den Urlaubsort renne :vollirre: :lach:

Noch eine Frage: Habe mich hier im Forum mal zum Thema Sonnenschutz durch gelesen. Ich glaube bevor ich mich da ran wage, erstmal die Grundrezepte einer Tages- oder Nachtcreme zuerst.
Aber ich bin aus einer Sache nie schlau geworden: Wenn man Pflege und Sonnenschutz getrennt aufträgt, welche Creme kommt idealerweise zuerst? Was begünstigt bzw hemmt sich gegenseitig (ist ja wahrscheinlich eher inhaltsstoffabhängig, aber ich dachte es gibt da vllt sowas wie eine Empfehlung :D )? Ist es ratsam auf die Pflege zu verzichten wenn man eh raus muss und einfach nur Sonnencreme aufträgt? (also zB die Tagescreme weg lässt, wenn man eh raus muss und es nur bei Sonnencreme belässt).... (da sind sie wieder, die eigenartig verbundenen Synapsen, versteht man iwie worauf ich beim Thema Sonnenschutz hinaus will? :gruebel: :D ).

Und zu guter Letzt: Meine Kosmetik ist seit Jahren vegan und tierversuchsfrei und soll es selbst angerührt auch bleiben (wer jetzt die Augen verdreht weil er den Hype nicht mehr ertragen kann, ich bin da ganz bei euch, aber ich bin selbst kein Opfer des Hypes, sondern schon seit 13 Jahren dabei, als es Tofu noch nicht überall zu kaufen gab und vegan noch ein Fremdwort für viele war, Ernährungstechnisch hab ich es auch noch nicht zum Veganer geschafft, denn ihr erinnert euch vllt, ich hasse kochen und bin daher noch auf schnell kochbares und trotzdem leckeres Essen angewiesen, daher hier nur vegetarisch, aber Kosmetik fesselte mich genug um mich da mit Veganität auseinander zu setzen :D ). Beim Stöbern ist mir aufgefallen dass es auch hier immer mal wieder Thema ist und daher frage ich hier simpel mal nach Einkaufsempfehlungen bzw vegane No-Go's bei der Zutatenliste. Und nein, ich will keine Diskussion los treten oder Moralapostel spielen :opa: :gebete: will nur Infos sammeln :zeitung: :fahne:
Habe hier die Erfahrung gemacht, dass ihr sehr offen und objektiv antwortet und nicht aus Allem gleich eine Diskussion entsteht, aber ich sags trotzdem noch mal weil ich schon so oft erlebt habe dass eine simple Frage in sehr lebhaften Diskussionen über Sinn und Unsinn des Ganzen endet und die eigentliche Frage unbeantwortet bleibt :D Das Thema Vegan erhitzt gern die Gemüter, aber darauf will ich absolut nicht hinaus :)

Sooo wars das jetzt? Ich glaub schon :D

LG und daaanke ihr Lieben :knuddler:

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pflanzenölscheich
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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

Liebe Melanie, Deine lange Frage hat mir ein gutes Stimmungsbild gegeben, wo Du gerade "feststeckst". So will ich nun versuchen, Dir zumindest ein Stückchen weiterzuhelfen. Zuerst habe ich eine persönliche Anmerkung zu Deiner Idee mit dem Stundenplan: Ich habe es nämlich genau umgekehrt erlebt. Als ich organische Chemie noch nach Stundenplan lernte (in der Schule), habe ich sie ganz schlecht verstanden. Später, in meinem eigenen, durchwegs variablen Tempo fiel es mir dann wie Schuppen von den Haaren :kicher:, nein, Augen.

Auch ohne gleich ein ganzes Produkt zu rühren, kannst Du Dich aber schon mit den Fetten und Ölen vertraut machen. Dazu braucht man gar keine voll funktionsfähige Küche, denn ich meine dieses ganz unbefangene Ausprobieren von Fetten und Ölen auf der Haut: Eine kleine Menge Öl ohne Wasser auftragen und erleben, ob und wie viel davon die Haut von sich aus aufnehmen kann.

Am nächsten Tag (um in etwa wieder dieselben Einziehbedingungen zu bekommen) circa die gleiche Menge, diesmal aber mit Wasser auf der Haut verreiben. Wieder erleben, wie und ob es diesmal besser einzieht. Die Erfahrung machen, dass von Fett, das nach wie vor untätig an der Oberfläche verweilt, mit ein paar Tropfen Wasser verrieben wieder ein bisschen mehr in die Haut einziehen kann.

Das war der experimentelle Teil. Im theoretischen Teil kämen dann folgende Themen an die Reihe: Spaltung von Fetten durch Hydrolyse, welche (Der Name sagt es bereits) Wasser benötigt. Wenn sich dieses Wasser ausschließlich aus dem transepidermalen Wasserverlust speist, geht die Zerlegung entsprechend gähnend langsam.

Das zweite Thema wäre, dass Triglyceride (also im veganen Fall: Öle und Pflanzenbuttern) und Wachse (vegan folglich kein Bienenwachs, sondern, zum Beispiel Beerenwachs oder Rosenwachs) in ihrer unzerlegten Form an der Hautoberfläche bleiben. Warum ist das so? Weil sie beide im Talg (Fachausdruck: Sebum) vorkommen und sich dieser sonst nicht an der Oberfläche halten könnte.

Drittens gibt es an der Hautoberfläche von Natur aus nicht nur Fett (also Sebum beziehungsweise einen kleinen Teil der Barrierelipide um die in Abschilferung begriffenen Hautzellen). Nein, dort gibt es auch ein bisschen Wasser (aus dem Schweiß und auch aus der ständigen Verdunstung durch die Haut, dem so genannten transepidermalen Wasserverlust), weshalb man ingesamt vom Hydro-Lipid-Film spricht. Und dieser Hydro-Anteil des Hydro-Lipid-Films ist auch der Grund, warum eine gesunde Haut Fette ohne Wasser überhaupt irgendwie aufnehmen kann.

Mit extra zugeführtem Wasser geht es natürlich viel besser, was ebenso der Feuchthaltung der Haut viel besser dient, indem ihr nämlich kein eigenes Wasser zur Fettspaltung "abgezweigt" wird. Und genau das sollte Dir der obige Praxisversuch auch zeigen.

Dadurch, dass an der Hautoberfläche eine geringe (aber für unsere Zwecke ausreichende) Hydrolysetätigkeit vorliegt, werden natürlich auch immer wieder Triglyceride aus dem Sebum gespalten und können dadurch tiefer in die Haut einziehen. Erste Erkenntnis: Eine gesunde Haut cremt sich auf diese Weise sozusagen selbst ein, was in diesem Fall dazu dient, überschüssiges Sebum von der Oberfläche zu entfernen - damit es auch nicht die Talgdrüsenkanäle verstopfen und im Extremfall zu bakteriellen Entzündungen (wie Akne oder Haarbalgentzündungen) führen kann.

Zweite Erkenntnis: Wir nutzen also den gleichen Mechanismus, den es in der Haut für den Abfluss des Sebums bereits gibt, um ihr zerlegte Fette unserer Wahl zuzuführen.

Dritte Erkenntnis: Diese Zerlegung funktioniert bei Wachsen sehr schlecht und nur ganz langsam. Deshalb bleiben Wachse besser an der Hautoberfläche als Triglyceride und wirken folglich einhüllender und dadurch (besonders im Winter) schützender.

Diese Zerlegung liefe mit den Grundzutaten Wasser und Triglyceridfett chemisch aber viel zu langsam ab. Was wir an unserer Hautoberfläche erleben, ist die beschleunigte Variante. Dazu bedarf es spezieller Enzyme (also natürlicher Katalysatoren, das heißt: Reaktionsbeschleuniger), nämlich der Lipasen. Wer stellt an unserer Hautoberfläche die Lipasen zur Verfügung? Die dortigen Mikroorganismen, also hauptsächlich Bakterien.

Hier kommen wir zu einem ganz wichtigen Konzept: Hautpflege ähnelt in diesem Aspekt dem Essen. In unserem Darm geschieht sehr sehr Ähnliches, indem wir auch dort Mikroorganismen füttern, die uns - gleichsam als Dank - beim Aufschließen der Nahrung helfen. Geteiltes Futter ist doppelter Nutzen. Und weil wir unsere Hautflora (also die besagten Mikroorganismen) füttern, schütten sie die vorhin erwähnten Lipasen aus, um die Fette für ihren eigenen Bedarf zu zerlegen.

Weil sie nun aber doch nicht alles verwerten können, bleibt zum Glück auch einiges übrig, das dann - handlich zerlegt - durch die Hautbarriere einziehen, in die lebende Epidermis gelangen und die Zusammensetzung künftig produzierter Barrierelipide erstaunlich gut beeinflussen kann. So funktioniert - in groben Zügen - die naturkosmetische Hautpflege.

Ein ebenso praxisgebundener Ansatz ist auch für das Verständnis der gesättigten und ungesättigten Fettsäuren möglich. :ja:

Zugegeben: Ich habe mich auch nicht kurz gefasst, aber vielleicht wurden Dir durch meine Beschreibung wiederum einige Türen für Dein weiteres Verständnis der Materie geöffnet.
:monsieur:

Früh am Morgen grüßt Dich lieb und winkt
Harald

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

Ich kann Dich sehr gut nachvollziehen, Melli, denn mir ging es 2005 genauso. Ich hatte eine jahrzehntelange Rührpause hinter mir. Ich wollte ernsthaft verstehen und lernen, von Grund auf. Der wesentliche Unterschied zu damals: 2005 musste ich wirklich jede Information aus Büchern und wissenschaftlichen Artikeln sowie aus Telefonaten mit Firmenchemikern zusammensuchen und sie dadurch absichern, die Selbstrührer-Literatur beschränkte sich auf die Hobbythekbücher (die gut sind, aber nicht meine Fragen beantworten konnten). Nun, das Zusammensuchen ist das eine, diese Informationsschnipsel in ein größeres Ganzes zu überführen, etwas ganz Anderes. Da stehst Du jetzt.

Ich habe nicht unsystematisch gelernt, aber das System ergab sich durch meine Fragen, nicht durch einen selbst auferlegten Lernplan. Wenn ich eine Frage habe, erfüllt sie mich Tag und Nacht, und ich verbeiße mich über Wochen in ein Thema und lese alles dazu, was ich finden kann. So war das damals auch: Worin unterscheiden sich die Öle? Was ist Spreitfähigkeit? Warum ziehen manche Öle gut an, andere nicht? Ein anderes Themenfeld: Gibt es Regeln zur Berechnung von Emulgatoren? Worin unterscheiden sich unsere käuflichen Emulgatoren? – Eine meiner ersten Fragen damals war übrigens: Sind Tegomuls® und Glycerinstearat SE (2005 recht neu auf dem Markt; Behawe hatte es eingeführt) identisch? Sie schienen es in der Praxis nicht zu sein – aber die INCI sind teilweise gleich. Warum? Was unterscheidet verschiedene Glycerolmonostearate (wobei ich dieses Wort auch erst einmal lernen und begreifen musste). :kicher:

Was ich sagen möchte ist: Leidenschaft für etwas ist eine starke Triebfeder und eine gute Führungskraft. Ich habe auch selektiv gelesen (am Anfang waren fast alle chemischen Begriffe neu für mich), aber nach und nach immer mehr verstanden. Bis heute lerne ich, lerne ich, lerne ich, muss manches überlesen und darauf vertrauen, dass ich in ein paar Monaten AHA-Erlebnisse habe. ;-)

Was ich auch lernen musste: Praxis alleine genügt nicht. Man braucht ein theoretisches Gerüst, in das man Beobachtetes einordnen kann, sonst ist die Gefahr einer Fehlinterpretation groß. Fundierte Theorie und viel Praxis zusammen – das ist der beste Weg zu echtem, fruchtbaren Wissen. Dir als Studentin muss ich das allerdings nicht sagen. :knuff:

Du fragst, wo Du anfangen sollst? Meines Erachtens bei einer für Dich dringlichen Frage. Die Antworten werden Dich automatisch zur nächsten führen und damit zu Deiner ganz individuellen »virtuellen Landkarte des Verstehens«.
Liebe Grüße
Heike

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

MelliEngel hat geschrieben:Aber ich bin aus einer Sache nie schlau geworden: Wenn man Pflege und Sonnenschutz getrennt aufträgt, welche Creme kommt idealerweise zuerst?
Als Selbstrührer kann man den Sonnenschutz als Sonnenpflege gestalten. Ich würde nicht nach einander auftragen, sondern »anstatt«. Oder habe ich Dich vielleicht falsch verstanden?
MelliEngel hat geschrieben:Und zu guter Letzt: Meine Kosmetik ist seit Jahren vegan und tierversuchsfrei […] und daher frage ich hier simpel mal nach Einkaufsempfehlungen bzw vegane No-Go's bei der Zutatenliste.
Ich kenne mich nicht so gut in der Materie aus. Dass Bienenwachs nicht vegan ist, verstehe ich, aber manche Rohstoffe werden z. B. enzymatisch hergestellt (wobei die Enzyme wiederum durch Bakterien erzeugt werden) – ist das dann noch vegan im Sinne der Lehre?
Umgekehrt kann ich mir nicht vorstellen, dass ein veganer (naturkosmetischer) Rohstoff ein No-Go sein kann. :gruebel:
Liebe Grüße
Heike

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bibib
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Ungelesener Beitrag von bibib »

MelliEngel hat geschrieben: Hat vllt jemand Erfahrungen mit Kopfchaos und/oder unregelmäßigen Tagesabläufen und hat es überwunden bzw trotzdem einen Weg gefunden sich der Sache zu nähern? :D Vllt habt ihr ja Tipps :) Und das soll auch nicht zwanghaft klingen, so ein Stundenplan zB wäre für mich 7 Stunden lang Vergnügen und keine Belastung, ich liebe diese Themen ja, mir gehts am allermeisten eher um das Zeitmanagement und der sinnvollsten Herangehensweise bzw die sinnvollste Reihenfolge, in der ich das Wissen erarbeite :)
Liebe Melli,

oh ja, ich verstehe dich sehr gut. Auch ich habe Erfahrung mit Kopfchaos, unregelmäßigen Tagesabläufen und "ich will alles wissen/können und das sofort" - das Ergebnis waren dann heftigste Migräneanfälle :D daher musste ich lernen, damit umzugehen.

Harald und Heike haben dir eh schon sehr wichtige Tipps gegeben. (Danke Pflösch für deine Ausführungen - die werde ich mir auch noch in einer ruhigen Minute zu Gemüte führen.) Und Leidenschaft, wie Heike sagt, ist auch für mich die wichtigste und effektivste Triebfeder überhaupt.

Aus meiner Erfahrung kann ich noch beitragen: Stundenpläne haben bei mir nie auch nur einen halben Tag überstanden, das hat einfach nicht funktioniert. Auch nicht der Versuch, drei Bücher gleichzeitig zu lesen, oder systematisch ein großes, komplexes Gebiet zu erfassen. Solche Versuche enden bei mir eher damit, dass ich frustriert alles in die Ecke werfe.

Ich habe auch oft nach "DER" Reihenfolge oder Herangehensweise gesucht (nicht nur auf dem Gebiet der Naturkosmetik, sondern generell). Meine Vorstellung war immer, dass ich ein großes Wollknäuel mit einem Anfang und einem Ende vor mir habe, ich müsste halt nur Anfang oder Ende zu fassen kriegen und kann dann alles schön systematisch und der Reihe nach aufwickeln und dabei verstehen, und am Ende habe ich alles intus. Hat nur so nie geklappt. Mittlerweile habe ich mein Bild korrigiert: ich sehe nicht mehr ein einfarbiges Knäuel mit einem langen Faden, sondern ein buntes, mit vielen einzelnen Fäden.

Meine Lösung war dann eine große Portion Gelassenheit und Geduld. Also ziehe und zupfe ich mal hier und mal da, ganz unsystematisch, und siehe da, die Migräneanfälle haben aufgehört und ich vertraue einfach darauf, dass mir Details, die ich nicht auf Anhieb verstehe, an anderer Stelle wieder unterkommen, und zu diesem Zeitpunkt werden sich auch wieder andere Zugänge zu diesem Detail erschlossen haben, sodass es dann in einem anderen Licht erscheint und plötzlich verständlich wird.

Vielleicht kannst du damit ja was anfangen :) :knuddel:
Liebe Grüße,
bibib

Stefan

Ungelesener Beitrag von Stefan »

MelliEngel hat geschrieben:[...] daher frage ich hier simpel mal nach Einkaufsempfehlungen bzw vegane No-Go's bei der Zutatenliste
Offensichtlich sind das schon genannte Bienenwachs sowie natürlich Lanolin bzw. Wollwachsalkohol (beides aus Schafswollfett). Dann fällt mir noch der Emulgator Emulprot ein (wird wohl aus Milch hergestellt).

Stefan

Ungelesener Beitrag von Stefan »

pflanzenölscheich hat geschrieben:Hier kommen wir zu einem ganz wichtigen Konzept: Hautpflege ähnelt in diesem Aspekt dem Essen. In unserem Darm geschieht sehr sehr Ähnliches, indem wir auch dort Mikroorganismen füttern, die uns - gleichsam als Dank - beim Aufschließen der Nahrung helfen. Geteiltes Futter ist doppelter Nutzen. Und weil wir unsere Hautflora (also die besagten Mikroorganismen) füttern, schütten sie die vorhin erwähnten Lipasen aus, um die Fette für ihren eigenen Bedarf zu zerlegen.
Was geschieht nun, wenn wir die Bakterien nicht nur mit Fetten, sondern auch mit Kohlehydraten füttern? Als Kohlehydratquellen käme mir als erstes ganz plump Zucker (z.B. durch Honig in einem dann natürlich nicht-veganen Produkt) in den Sinn, aber wenn man genauer darüber nachdenkt, bestehen auch andere unserer Rohstoffe zum Teil aus Zuckern, z.B. einige Emulgatoren (z.B. Sucrose Stearate, Methyl Glucose Sesquistearate alias Emulsan) oder in Form von Polysacchariden auch viele Gelbildner.

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Positiv
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Ungelesener Beitrag von Positiv »

MelliEngel hat geschrieben:unverzichtbarem Basiswissen bin ich schnell überfordert,
Das geht mir auch so, auch nach nunmehr fast 2 Jahren Rühren.
@Harald Bei Deiner Antwort gab es aber mehrere Klicks im Kopf und ich konnte einiges einordnen.
@Heike - das geht mir auch so, wenn etwas wirklich wichtig ist, verbeisse ich mich darin. Dann kommt der Ablauf von ganz allein

Und, für mich ganz wichtig: Entspannt an die Sache herangehen und täglich Prioritäten setzen.
Liebe Grüße Karin

Was immer du zu tun oder zu träumen vermagst, wag dich nur frisch daran - Kühnheit trägt Genie, Kraft und Magie in sich (Goethe)

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Jasmin
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Ungelesener Beitrag von Jasmin »

Positiv hat geschrieben:
MelliEngel hat geschrieben:unverzichtbarem Basiswissen bin ich schnell überfordert,
Und, für mich ganz wichtig: Entspannt an die Sache herangehen und täglich Prioritäten setzen.
Das ist für mich auch ganz entscheidend!! Ich bekomme zwar keine Migräne wie bibib, aber dafür massive Schlafstörungen, wenn ich mich zu sehr in ein Thema reinsteigere. Mir geistern dann nachts die ganzen Begriffe und Bilder durch den Kopf und ich komme nicht zur Ruhe.

Deswegen alles unbedingt ganz in Ruhe angehen - du bist jung und hast noch unglaublich viel Zeit alles zu lernen was du möchtest :wink: ich wünsche dir ganz viel Freude und täglich Aha-Momente in diesem tollen und spannenden Prozess!!
Viele liebe Grüße
Jasmin

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Blümgrün
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Ungelesener Beitrag von Blümgrün »

Ich schreibe Dir jetzt einfach mal was für MICH im Nachhinein die effektivste Reihenfolge gewesen wäre: :opa:

Fette verstehen,
also begreifen was sind Triglyceride, Fettsäuren, gesättigte, einfach und mehrfach ungesättigte, alpha omega -und daraus abgeleitet Heikes Ölgruppen verstehen. Die Kreisdiagramme sind für mich noch heute eine große Hilfe wenn ich fix einen bestimmten Effekt bei den Ölen finden möchte. Die "Bilder" sind schneller in meinem Kopf als Tabellen, und das obwohl ich ein Excel-Mensch bin.

Emulgatoren verstehen
und in der Theorie bewerten. Also was ist überhaupt ein emulgierender Stoff, welche unterschiedlichen Eigenschaften haben die Emus und welche könnten zu meiner Haut passen. (Der Rest ist elend lange Praxis!)

Feuchthalter verstehen
erst mal wirklich nur die Basics. Das reicht.

Praxis Praxis Praxis mit einfachen Rezepten. So lange bis Du Deine Haut , deren Bedürfnisse und ihre passende Pflegestrategie gefunden hast.

Dann kämen für mich erst alle anderen Dinge. Bei den Pflanzen wird es endlos und die ätherischen Öle können süchtig machen. Ein Ende gibt es also nicht.

Und nun schließe ich mit der für Dich hoffentlich beruhigenden Aussage, dass ich ganz genau so wie Du alle Baustellen gleichzeitig angegangen bin und verstehen wollte.

Jetzt habe ich endlich gelernt dass das viel zu viel Stress bedeutet. Ich halte immer noch ganz bewusst das Thema Seifen sieden oder Shampoos etc. außen vor. :nail:
Liebe Grüße Heike Blümgrün

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petitigre
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Ungelesener Beitrag von petitigre »

Hallo Melli! :)
Sehr interessant geschriebener und angenehm zu lesender Beitrag. :gut:
Mir ging es ähnlich und ich "wurschtel" mich immer noch durch die vielen Infos. Als ich mich hier im Forum angemeldet hatte, dachte ich zunächst: jetzt findest Du ganz schnell die Antworten. Tatsächlich haben sich aber noch mehr Fragen aufgetan - wobei das ja im Grunde genommen etwas Gutes ist, wie ich finde. Das spornt mich an, tiefer in die Materie einzutauchen und mehr und mehr zu wissen, was ich da tue (oder noch tun möchte :D). Ich lese mich so von Info zu Info, von Thema zu Thema, spring mal hin und her, je nachdem, was gerade dran ist und welches "Ziel" ich verfolge (sprich: was ich als nächstes rühren möchte). Heikes Bücher sind dabei für mich die "Grundlage", fehlende und/oder weiterführende Infos besorge ich mir woanders (z.B. hier im Forum).
Als Ökotrophologie-Student habe ich das Glück, sowohl die chemischen, als auch die "ernährungstechnischen" Aspekte (besonders die Öle, die wir in Chemie nicht so ausführlich besprochen haben ;)) verstehen zu können.
So macht mir "studieren" bzw. lernen übrigens viel mehr Spaß: abwechselnd lesen und ausprobieren, immer zielgebunden und dadurch motiviert lernen. Kein stumpfes "Bulimie-Lernen" wie in der Uni. :(
bibib hat geschrieben:Meine Lösung war dann eine große Portion Gelassenheit und Geduld. Also ziehe und zupfe ich mal hier und mal da, ganz unsystematisch, und siehe da, die Migräneanfälle haben aufgehört und ich vertraue einfach darauf, dass mir Details, die ich nicht auf Anhieb verstehe, an anderer Stelle wieder unterkommen, und zu diesem Zeitpunkt werden sich auch wieder andere Zugänge zu diesem Detail erschlossen haben, sodass es dann in einem anderen Licht erscheint und plötzlich verständlich wird.
Vielleicht kannst du damit ja was anfangen
Ich kann damit auf jeden Fall etwas anfangen. Sehr schön auf den Punkt gebracht. :)
Jasmin hat geschrieben:Ich bekomme zwar keine Migräne wie bibib, aber dafür massive Schlafstörungen, wenn ich mich zu sehr in ein Thema reinsteigere. Mir geistern dann nachts die ganzen Begriffe und Bilder durch den Kopf und ich komme nicht zur Ruhe.
Oh weh, so geht's mir auch! Und es tut so gut zu lesen, dass ich damit nicht allein bin. Wobei ich das nicht nur negativ bewerten möchte - eher als "Nebenwirkungen". :happy:

@Harald: ich werde jetzt nicht Deinen ganzen Beitrag zitieren. :P Daher nur ein Wort: top! :gut: Du hast das mit der Haut so erklärt, dass ich es verstanden habe. (Ich muss gestehen: dieses Kapitel in Heikes Buch habe ich noch nicht gelesen, es hat mir etwas Angst gemacht. :D)

Und zum Schluss noch: was die veganen Rohstoffe angeht, bin ich auch noch nicht so bewandert. Würde mich da Stefan anschließen, das sind wohl die "offensichtlichen". Wie genau man/frau es dann nimmt, hängt wohl davon ab, wie viele Infos zu manchen Stoffen zu haben sind. Und wie genau man/frau es nehmen möchte (wie beim Essen: manche achten auch darauf, dass der Wein vegan ist).
Mich interessiert das auf jeden Fall auch, da ich ein paar vegane Freunde habe, für die ich mal was rühren wollte. Vielleicht kann man dazu irgendwo einen neuen Thread aufmachen...? (Oder gibt es so einen schon?)
Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe.

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pflanzenölscheich
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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

Stefan hat geschrieben:Was geschieht nun, wenn wir die Bakterien nicht nur mit Fetten, sondern auch mit Kohlehydraten füttern? Als Kohlehydratquellen käme mir als erstes ganz plump Zucker (z.B. durch Honig in einem dann natürlich nicht-veganen Produkt) in den Sinn, aber wenn man genauer darüber nachdenkt, bestehen auch andere unserer Rohstoffe zum Teil aus Zuckern, z.B. einige Emulgatoren (z.B. Sucrose Stearate, Methyl Glucose Sesquistearate alias Emulsan) oder in Form von Polysacchariden auch viele Gelbildner.
Einfachzucker gehen, wie ich es mit einer Glucoselösung erlebt habe, anscheinend direkt in die Haut, weil die Moleküle noch klein genug sind. Glykosidbindungen vermögen die Hautbakterien freilich auch zu spalten (wiederum hydrolytisch), wobei mir aber vorkommt (anhand eines Versuches mit einer wässrigen Sucroselösung), dass sie zur Lipolyse besser geeignet sind als zur Glykolyse. So unerwartet ist das nicht, weil das meiste "Futter" an der Hautoberfläche aus dem Sebum kommt - also Lipide und keine Saccharide.

Noch etwas zum Sucrosestearat: Ob hier die Glykosidbindung zwischen Glucose und Fructose oder die Esterbindung zwischen dem Disaccharid- und dem Stearatrest zuerst gespalten wird, wäre eine interessante Frage, vermag ich aber nicht zu sagen.

MelliEngel

Ungelesener Beitrag von MelliEngel »

Huhu

Ich hab morgen oder spätestens übermorgen mehr zeit zu antworten, aber wollte euch schon mal ein riesen großes Danke aussprechen :) ihr helft mir sehr damit, vor allem sich nicht zu viele Gedanken zu machen und dass man mit herzblut irgendwann hinter die Vorgänge kommt :)

Danke danke, bald nochmal etwas mehr Text dazu :)

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

Ich würde die sehr spezifischen theoretischen Ausführungen über enzymatische bzw. hydrolytische Spaltung von Lipiden und Zuckern gerne abtrennen. Ich weiß, sie sollten einen Weg aufzeigen, wo man anfängt, aber den nachgelieferten Erläuterungen (von denen einige Aussagen sicher auch diskussionswürdig sind) gebührt ein eigenes Thema. Mittlerweile ist alles allerdings so verflochten, dass ich nicht mehr sinnvoll trennen kann. Daher bitte ich, hier konkret zu Mellis Fragen zu antworten und die hautphysiologischen Detailthemen separat zu besprechen. :monsieur:

Zur Erinnerung:

Die Kernfragen dieses Threads lauten

»[…] wo und wie fange ich das Ganze am besten an?«

»Hat vllt jemand Erfahrungen mit Kopfchaos und/oder unregelmäßigen Tagesabläufen und hat es überwunden bzw trotzdem einen Weg gefunden sich der Sache zu nähern? […] mir gehts am allermeisten eher um das Zeitmanagement und der sinnvollsten Herangehensweise bzw die sinnvollste Reihenfolge, in der ich das Wissen erarbeite …«

»Wie handhabt ihr eure selbst angerührte Kosmetik auf Reisen etc?«

»Wenn man Pflege und Sonnenschutz getrennt aufträgt, welche Creme kommt idealerweise zuerst?«

»[…] frage ich hier simpel mal nach Einkaufsempfehlungen bzw vegane No-Go's bei der Zutatenliste.«
Liebe Grüße
Heike

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pflanzenölscheich
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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

Heike hat geschrieben:Ich würde die sehr spezifischen theoretischen Ausführungen über enzymatische bzw. hydrolytische Spaltung von Lipiden und Zuckern gerne abtrennen.
Klar, das war nur ein kleines Seitenthema. Nun gehört dieser Thread wieder der Beantwortung seiner Kernfragen. :monsieur:

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Blümgrün
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Ungelesener Beitrag von Blümgrün »

Zu der "Reisekosmetik" :shopping1: kann ich folgendes Beitragen. (Meine Haut braucht im Sommer kaum Fette!)

Ich habe ein Universal Hydrodispersionsgel mit viel Lipodermin gerührt. Es hat vorwiegend Feuchthalter und Beruhiger an Bord. Nur 5% Neutralöl.

Darauf aufbauend habe ich separate Öle mitgenommen. Kokos, Avellana, Avocado und eine Wirkstoffölmischung für die Nacht. Ich verrühre in der Hand je nach Hautbedürfnis das Gel mit 1-2 Tropfen Öl. Das geht ganz prima.
Außerdem habe ich Kaolin dabei welches ich zu sanften Reinigung nutze. Auch in der Hand verrührt.

Sonnenschutz, Deo und Duschgel extra.
Liebe Grüße Heike Blümgrün

Angelika
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Ungelesener Beitrag von Angelika »

Hallo Melli,

ich versuche der Infomenge mit folgender Strategie beizukommen:
- Ich suche ein Rezept, was ich gerne machen möchte (Creme, Shampoo, Lipbalm etc.).
- Dann schaue ich mir weitergehende Infos zu den Inhaltsstoffen an (aus Büchern, Internet, ...). Hier priorisiere ich: Was genau will ich wissen? Bringt mich das Wissen in meinem Ziel (z. B. eine tolle Creme zu rühren) weiter? So ist für mich z. B. die Wahl des richtigen Öls für den Hauttyp wichtig, aber eigentlich nicht, wie es exakt zusammengesetzt ist.
- Merke ich, dass das weiterführende Wissen mich zwar interessiert, aber bei meinem Ziel nicht weiter bringt, speicher ich es für später ab und schaue es mir an, wenn ich Gelegenheit dazu habe (z. B. die Zusammensetzung der Öle).
- Bei Fehlschlägen (z. B. warum ist das blöde Shampoo so flüssig :gruebel: ) recherchiere ich, ob andere auch das gleiche Problem haben und wie es gelöst wurde.
Generell bin ich eher der Typ "Learning by doing".

Du könntest z. B. verschiedene Öle an Dir testen (wie es Pflanzenölscheich vorgeschlagen hat) und die unterschiedlichen Wirkungen recherchieren. So hast Du die relle Erfahrung und verknüpfst es mit der Theorie.

Reisekosmetik: Ich nehme nur so viel mit, wie ich auch verbrauche. Bei kurzer Reisezeit (wie 2-5 Tage) gehe ich auch mit dem Finger ins kleine Cremetöpfchen. Es ist dabei gut, wenn die Creme, die man mitnimmt, nicht schon 4 Wochen alt ist. Ansonsten hatte ich keine Probleme mit der selbstgerührten Kosmetik auf Reisen.

Zu veganen Inhaltsstoffen kann ich leider nicht mehr beitragen.

Viel Glück und laß Dich nicht ins Bockshorn jagen - irgendwann hast Du Überblick über das Gemenge! :schlaumeier:

Viele Grüße,
Angelika

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