Sesamöl

Fettsäurespektren, Jodzahlen und Fettbegleitstoffe – hier werden Öle, Buttern und Wachse en detail gewürdigt.

Moderator: Heike

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Heike
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Sesamöl

Ungelesener Beitrag von Heike »

Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich habe der Aussage (bekannt aus dem Ayurveda), Sesamöl müsse erst durch Erhitzung auf 100 °C »reifen«, um seine Stärken auszuspielen, nie echtes Verständnis entgegen bringen können. Beim Stöbern im World Wide Web stieß ich heute auf eine wissenschaftliche Arbeit, die für mich Neues und Erstaunliches ans Licht brachte. Kurz skizziert ist es wohl so, dass sich der Gehalt von im Sesamöl enthaltenen, stark antioxidativ wirkenden Lignanen durch Erhitzen erhöht; aus Sesamolin wird durch thermischen Abbau das besonders stark antioxidativ wirkende Sesamol. Nicht, dass ich nun mein natives, nicht thermisch behandeltes Sesamöl nicht mehr mag ;-D, aber diese Erkenntnisse lassen mich zumindest erahnen, das manche traditionellen »Regeln« Gründe haben, die wir zum Teil erst heute wissenschaftlich nachweisen können. Interessant ist die Arbeit allemal.

Wen es auch interessiert, hier ist die Arbeit mit dem Titel -> »Einfluss der Temperatur beim Rösten von Sesam auf Aroma und antioxidative Eigenschaften des Öls« als PDF.
Liebe Grüße
Heike

pachimam

Ungelesener Beitrag von pachimam »

d.h. aus einem nativen, für meine Nase, gut riechendes Sesamöl wird durch erhitzen ein mir-den-Atem-raubenden, aber wirkungsvollerem Öl?

Sorry :grosseaugen: für die banale Ausdrucksweise.

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

pachimam hat geschrieben:d.h. aus einem nativen, für meine Nase, gut riechendes Sesamöl wird durch erhitzen ein mir-den-Atem-raubenden, aber wirkungsvollerem Öl?
Pachimam, ich mag absolut keine erhitzten Öle, meins ist nativ, bio, unerhitzt und sehr zurückhaltend im Duft, und so wird es bleiben.

Interessanterweise finden jedoch durch den Erhitzungsprozess Stoffumwandlungen statt wie oben beschrieben. Das hat mich erstaunt.
Mein Posting ist ein rein informierendes über eine interessante Arbeit zu den antioxidativen Eigenschaften des Sesamöls, kein Aufruf, die Friteuse aus dem Keller zu holen. ;-D
Liebe Grüße
Heike

pachimam

Ungelesener Beitrag von pachimam »

Ach Heike :knuff: und ich dachte schon, das ich auf geröstetes Sesamöl umsteigen müsste. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil ....

Erstaunlich ist es dennoch und sehr interessant.

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

pachimam hat geschrieben:Ach Heike :knuff: und ich dachte schon, das ich auf geröstetes Sesamöl umsteigen müsste.
:lach: Nein, Pachiman, musst Du wirklich nicht. (Manche meiner Hinweise kann man getrost auch ignorieren, aber ich teile meine Entdeckungen gerne ;-D).
Liebe Grüße
Heike

Christian

Ungelesener Beitrag von Christian »

Was ist wenn man natives Sesamöl in einer Creme verarbeitet? Das wird es soch auch erhitzt! Entfaltet es dann auch noch diese Wirkung, oder ist das nur so wenn man die Samen röstet?

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

Christian hat geschrieben:Was ist wenn man natives Sesamöl in einer Creme verarbeitet? Das wird es soch auch erhitzt! Entfaltet es dann auch noch diese Wirkung, oder ist das nur so wenn man die Samen röstet?
Ich zitiere kurz eine Passage aus der o. g. Arbeit (die sich auf das Rösten der Samen bezieht): »Yen (1989;1990) berichtete, dass die optimalen Röstbedingungen für Sesamöl bei 200 °C für 30 min im Röstautomat liegen, und von Yoshida (1994) wurden 180 °C für 30 min. im elektrischen Ofen vorgeschlagen.« Es scheint also um sehr hohe Temperaturen und eine bestimmte Dauer zu gehen.

Auf der anderen Seite werden kostbare Substanzen zerstört:

»Yen (1990) hat das ungeröstete Öl und die unter verschiedenen Bedingungen (180, 200, 220, 240 und 260°C für 30 min.) gerösteten Öle unter verschiedenen Gesichtspunkten verglichen. Eine große Veränderung von Unverseifbarem und im Brechungsindex wurde bei Ölen nach dem Erhitzen über 220 °C registriert. Eine zunehmende Farbbildung wurde auf nichtenzymatische Bräunung und Phospholipid-Zersetzung während des Röstens zurückgeführt. Phospholipide werden durch das Rösten in Farbkomponenten umgewandelt, und dadurch nehmen ihre Gehalte stark ab. Die Fettsäurezusammensetzung und ihr Gehalt sind bis 220 °C fast konstant, aber über 240 °C nimmt der Gehalt an ungesättigten Fettsäuren wie Ölsäure und Linolsäure ca. um 10 % drastisch ab. […] Unter den Fettbegleitstoffen sind Gamma-Tocopherol und Sesamin bei hoher Rösttemperatur vergleichbar stabil (Yen 1990; Yoshida et al. 1997). Dagegen ist der Zersetzungsgrad von Sesamolin größer als der von Sesamin. Der Gehalt an Sesamolin nimmt mit steigender Rösttemperatur steil ab, während der Sesamol-Gehalt zunimmt. Bei sehr hoher Rösttemperatur baut sich das instabile Sesamol selbst ab (Yen 1989; Yen 1990).«

Ich kann nicht sagen, welche Auswirkungen Erhitzen auf das gepresste Öl hat, es käme für mich auch immer nur eine schonende Behandlung in Frage. Fakt ist aber, dass im Ayurveda Sesamöl reifen muss, was meines Wissens ein Erhitzen auf immerhin 100 °C bedeutet – was immer die sich dabei auch denken. ;-)
Liebe Grüße
Heike

margit

Ungelesener Beitrag von margit »

Ganz ohne wissenschaftlichen Hintergrund.
Ich verwende Sesamöl und Jojoba gerne in Sonnenschutzcremes.
Vielleicht deshalb, weil es erst hoch erhitzt seine Wirkung bringt. :?: auch durch Sonne ?
Ich habe nur einen Altersflecken über neben der Augenbraue und
der ist schon 20 Jahre alt. Jetzt mit 60 habe ich nicht die Pigmentierungen
wie das Frauen in meinem Alter oft vorweisen.
Naja ich nehme ja auch nicht die Pille :mrgreen: nie genommen.
Aber den einen würde ich so gern mit Glabrridin behandeln.
Einen Versuch mit Süßholzwurzel habe ich schon gestartet., das Pulver muss
ich mal suchen gehen :lach:



Liebe Grüße
Margit

sony

Ungelesener Beitrag von sony »

margit hat geschrieben: Jetzt mit 60 habe ich nicht die Pigmentierungen
wie das Frauen in meinem Alter oft vorweisen.
:lach:
Liebe Grüße
Margit
Ne margit das glaub ich jetzt aber nicht das du schon 60 bist ,da hast du dich bestimmt vertippt.

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Zimt
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Ungelesener Beitrag von Zimt »

Darf man solch alte Threads eigentlich wiederbeleben?
Ich wollte einfach unbedingt mal etwas nettes über Sesamöl sagen :happy: Ich habe schon seit ich denken kann eine unreine Haut. Hinzu kommt eine Verhornungsstörung und trockene Stellen/Trockenheitsfältchen. Keine Rezeptur hat mich zufriedengestellt, nichtmal Lipodermin, udA, HDG und all die netten Sachen. Seit vielen Monaten nun creme ich mir mein Gesicht ausschliesslich (!) mit 3 Tropfen nativem Sesamöl über Wasser. Also Gesicht waschen (abwechselnd mit Wasser und dem sehr sanften Kaolin); danach die paar Tropfen Sesamöl sehr gut in die feuchtnasse Haut einmassieren. That's it. Keine Hydratisierer, kein gar nichts.

Dies seit mehreren Monaten durchgehend, und folgendes ist mir aufgefallen:
- Ich habe keine Pickel und Unterlagerungen mehr
- Die Haut ist weicher und beruhigter sowie weniger gerötet (damit hatte ich auch Probleme)
- Die Verhornung ist ein bisschen besser geworden
- Die Trockenheit ist ebenfalls etwas besser geworden.

Meine Haut hat am Anfang der "Sesam-Therapie" ;-) noch viel mehr gespannt, als sie das jetzt tut. Meine Vermutung waren dann die fehlenden Hydratisierer. Doch nun scheint das meiner Haut gar nicht mehr viel auszumachen, denn wie gesagt, die Trockenheitsfältchen sind sogar weniger geworden.
Ist es vielleicht möglich, dass sich die Haut nach einer Weile umstellt, da sie merkt, dass sie von Aussen keine zusätzliche Feuchtigkeit mehr bekommt...und das dann selbst regelt? Nur so ein Gedanke. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob man seiner Haut viel Gutes tut, wenn man ihr immer alle mögliche Hilfe anbietet. Vielleicht möchte sie ja gerne selber etwas arbeiten :ugly:
Wie gesagt, nur ein sehr unqualifizierter Gedanke ;-)
Mir ist halt einfach auch aufgefallen, dass ich bisher nie mit einer Creme zufrieden war, die mir schon nach sehr kurzer Anwendung ein schönes pralles Häutchen beschert hat. Das mag ok sein für ein paar Tage, aber vielleicht ist es der Haut dann zuviel? Vielleicht ist es sogar nur eine oberflächliche Verbesserung? Denn ehrlich gesagt kann ich mir auch gar nicht vorstellen, dass grosse und langjährige Hautprobleme nach ein paar Tagen plötzlich verschwinden.
Mit dem Sesamöl war es umgekehrt. Zuerst dachte ich "oh Gott, das spannt! Ich brauche Feuchtigkeit!!" Nach einiger Zeit dann schien sich meine Haut daran zu gewöhnen und sie fing an, besser auszusehen.

Mein Gedanke dazu ist auch, dass eine gute Creme doch die Haut gesünder machen sollte. Also so gesund, dass sie auch mal ein paar Tage ohne Creme überleben kann, ohne dass sie aussieht wie...****. Die Vorstellung, mich mit einer Creme einzucremen, die immer nur für einen Moment wirkt, und die Haut nach Absetzen der Creme dann sofort wieder aussieht wie zuvor....das behagt mir wirklich nicht. Da scheint mir das Problem nicht gelöst worden zu sein. Wenn man immer regelmässig cremen muss, um den schönen Effekt beizubehalten...das ist dann doch nur Oberflächen-Behandlung. Dies gilt natürlich auch für NK, nicht bloss für KK.


Weiter im Text: Meine weiteren Überlegungen für die eingetretene Wirkung wie oben beschrieben, waren folgende:
- Sesamöl hat ein schönes ÖL/Linolsäure-Verhältnis; das bei unreiner Haut gar nicht mal so übel ist, wie ich finde. Obwohl es meist für die trockene Haut empfohlen wird.
- Absolut null Hydratisierer. Hydratisierer können ja Akne-fördernd wirken
- Keine Tenside oder Emulgatoren für die Gesichtsreinigung, die verhornungsfördernd sein könnten oder austrocknen
- Keinen Stress für die Haut durch zuviele Produkte und zuviel Wechsel

Allerdings war ich auch schon vor dem Sesam-cremen kein Mensch, der seine Cremen mit Stöffchen überhäuft hat oder jeden Monat ein neues Rezept ausprobiert hat. Die Rezepte waren meist minimalistisch und sehr ausgeglichen - und wegen meiner Akne habe ich auch eher wenig Hydratisierer verwendet. Aber so zufrieden wie mit purem Sesamöl war ich trotzdem nie. Obwohl es leider kein Allheilmittel ist - schön wärs ;-) Leider konnte es gegen meine Mitesser zb. nichts ausrichten, die sind nach wie vor da. Doch dass ich vom Sesamöl keinerlei Unterlagerungen bekommen habe, PLUS es meine Pickel zum Verschwinden gebracht hat, das hat mich dann doch positiv überrascht.

In diesen paar Monaten habe ich auch einige male versucht, andere Öle in kleiner Dosis dazuzumischen, doch ich habe sofort mit Pickeln reagiert. Dann wieder nur pures Sesamöl, und die Haut hat sich wieder beruhigt.

Vielleicht hat ja jemand von euch sonst noch eine Idee, warum das Sesamöl bei mir so wirkt, wie es wirkt :-)
Denn eigentlich ist es ja pures Fett - und bei unreiner Haut ist doch die gängige Meinung, man solle die FP möglichst tief halten....
Das war bisher auch immer ein Problem bei mir. Entweder war mein Gesicht zu trocken durch eine kleine Fettphase, oder dann bei höherer Fettphase besser genährt, aber dafür mit unreinerer Haut.


Natürlich könnte ich jetzt so weitermachen, allerdings bin ich dann doch nicht ganz zufrieden. Die Mitesser müssen weg. Das hat noch nie etwas geschafft - aber aufgeben möchte ich natürlich nicht. Dann die Verhörnungsstörung noch mehr in den Griff bekommen und etwas weniger Trockenheit.
Vor dem Sesamöl hatte ich ein ein 15 % sowie ein 20 %iges HDG auf Natrosol-Basis mit Squalan, Jojoba und Sesamöl als FP, dann Nicotinamid, Lipodermin, ganz wenig udA, Zink PCA und wenig Hydratisierer. Mit diesen Rezepten hatte ich aber auch Pickel. Und die Mitesser blieben. Das 15 %ige schien mir zu wenig nährend zu sein, das 20%ige dann wieder zu extrem (obwohl da die Hydratisierer etwas höher eingesetzt waren, vielleicht waren die ja auch schuld am Fettglanz und Co....)
Allantoin hatte ich früher ausprobiert, das schien auch nicht zu wirken.
Urea, Natriumlaktat und Milchsäure vertrage ich nicht. Mit Glycerin habe ich noch nicht viel experimentiert, aber meine bisherigen Erfahrungen haben mich nicht überzeugt - und ich weiss ich mache mir mit dieser Aussage keine Freunde ;-)

Ich getraue mich kaum mehr weg von meiner Sesam-Pflege, aber irgendwann muss ich den Schritt wieder wagen, wenn ich meine Mitesser loswerden will. Mein nächster Versuch wird ein 18 %iges Natrosol-HDG sein im Stil von oben. Nur dass die FP ausschliesslich aus Sesamöl und etwas Squalan bestehen wird (85 % Sesam, 15 % Squalan. Ich hoffe ich bekomme davon keinen Sonnenschaden durch so wenig stabilisierende Öle...) Ev. noch ein Liposomen-Gel vor der Creme. Hatte ich zwar auch schon gehabt, zusammen mit HDG aber auch getrennt.... aber damals hatte ich zuviel Hydratisierer drin (um die 3,5 %) - das war too much für mich und ich reagierte mit Pickeln.
Wenn Liposomen-Gel, dann viel weniger Hydratisierer diesmal. Und im HDG ebenfalls weniger.
Gibt es eigentlich ein Minimum an Hydratisierer, die in die Creme müssen, um die Feuchtigkeit...hmm..."festzuhalten"?

....huch, der Text ist jetzt doch etwas länger geworden :opa:

Ich werde jedenfalls berichten, falls es jemanden interessiert. Aber dann gehe ich in den Akne-Thread, soferns so einen gibt :D
Trotzdem will ich nochmals gesagt haben: Sesamöl ist toll! :D Auch bei unreiner Haut. Was mich wirklich überrascht hat.

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

Zimt hat geschrieben:Ist es vielleicht möglich, dass sich die Haut nach einer Weile umstellt, da sie merkt, dass sie von Aussen keine zusätzliche Feuchtigkeit mehr bekommt...und das dann selbst regelt? Nur so ein Gedanke. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob man seiner Haut viel Gutes tut, wenn man ihr immer alle mögliche Hilfe anbietet. Vielleicht möchte sie ja gerne selber etwas arbeiten :ugly:
Eine sinnvolle Hautpflege unterstützt da, wo die Haut Impulse braucht, wo sie Defizite hat – bis sie sich wieder selbst regulieren kann. Ich brauche heute, mit 52, nur noch einen Bruchteil der Pflege, die ich mit 35 brauchte. Dennoch sind manchen Regulationsprozessen Grenzen gesetzt – Altern hat Folgen. Von daher sind diesen »Aushungerungsstrategien« Grenzen gesetzt. Wenn z. B. eine Haut kein Wasser halten kann, weil die Hautbarriere kaputt ist und man über Jahre mit Mineralölcremes dagegen angecremt hat, kommt sie von alleine da nicht mehr raus, da muss man helfen.
[…]Vielleicht ist es sogar nur eine oberflächliche Verbesserung?
Es gibt solche Phänomene, wie man am Erfolg silikonhaltiger kommerzieller Kosmetik sieht. Dies aber nun, weil Du mit diesem einen Konzept zufrieden bist, auf alle Konzepte für verschiedene Hautsituationen zu übertragen, ist ein wenig vorschnell. ;-) Auch wenn es menschlich ist, so zu denken.
Vielleicht hat ja jemand von euch sonst noch eine Idee, warum das Sesamöl bei mir so wirkt, wie es wirkt :-)
Viel Linolsäure, Phytosterole. Ich bin mir sicher, auch einige andere Öle hätten einen vergleichbaren Effekt.
Denn eigentlich ist es ja pures Fett - und bei unreiner Haut ist doch die gängige Meinung, man solle die FP möglichst tief halten....
Das tust Du doch auch: Wasser auf die Haut, minimale Tröpfchen darauf verteilt. Du bietest ihr sehr wenig Fett, in 2 Phasen verteilt. Der Okklusionsgrad ist sehr niedrig, der Gehalt an gesättigten Fettsäuren ab C16 auch. Darauf kommt es an: Keine okklusive Hautsituation (daher wenig Fett), wenig gesättigten Fettsäuren als »Futter« für die Propioni-acnes-Bakterien.

Wenn Du ohne Hydratisierer klar kommst, sind noch genügend in der Haut, ebenso hauteigene Emulgatoren – sonst wärst Du mit einer Emulsion besser bedient.
Die Haut selbst produziert Emulgatoren und baut sich ihre eigene Emulsion, wir imitieren dies nur, wenn wir Cremes und Lotionen herstellen. Bei stark trockener Haut reicht reine Fettpflege oft deshalb nicht, weil es keine hauteigenen Emulgatoren gibt, die das ganze, mit Wasser verbunden, für die Haut verfügbar machen und binden (so wie z. B. Lanolin Wasser binden kann). Ich kann mittlerweile auch einige Tage abends nur etwas Öl verwenden, so stark hat sich meine Haut regeneriert. Vor Jahren wäre sie mir zu Pergament verkümmert.
Mit Glycerin habe ich noch nicht viel experimentiert, aber meine bisherigen Erfahrungen haben mich nicht überzeugt - und ich weiss ich mache mir mit dieser Aussage keine Freunde ;-)
Siehe meine Antwort oben: Deine Hautreaktionen lassen Hydratisierer überflüssig erscheinen, sie scheint genug eigene zu haben.
Ich verwende Glycerin in meinen Basisrezepturen (oder wenn ich darum gebeten werde, eine Rezeptur zu entwickeln und sie möglichst einfach zu halten), weil es ein hautphysiologischer und preiswerter Hydratisierer ist, den es rein pflanzlich und in Bioqualität gibt, der als absolut reizfrei gilt, der seit Jahren in Kliniken erfolgreich bei atopischen Hauterkrankungen eingesetzt wird. Kein teures Nischenprodukt, kein synthetischer Rohstoff (wobei ich mit letzerem keine Probleme habe, wenn ich damit Monokulturen verhindern kann, die man anlegt, weil viele Menschen einen bestimmten Rohstoff unbedingt aus pflanzlicher Herkunft haben wollen, auch wenn man ihn preiswert und resourcenschonend im Labor produzieren könnte – siehe Urea). Allergien gegen Glycerin muss man auch mit der Lupe suchen. Glycerin ist ein toller Hydratisierer – wenn man einen braucht.

Seamöl ist in Tagespräparaten in normalen Situationen übrigens völlig in Ordnung, es hat stark wirkende Antioxidantien durch seine Phytosterole. Ich würde es nicht unbedingt in eine Sonnenschutzmilch einarbeiten, da gibt es besser geeignete Kandidaten.

Was mir noch einfällt: Du nennst viele bewährte Rohstoffe (Lipodermin usw.), die bei Dir nicht geholfen haben. Es ist eben nicht so, dass man einen Stoff nimmt und der macht – schwupps – wie auf Knopfdruck das, was in Portraits steht. Mein alter Satz, den ich seit Jahren herunterleiere: Das Gesamtkonzept muss stimmen. Und ganz tödlich ist, ständig die Strategie zu wechseln und immer wieder neue Stoffe auszuprobieren, weil man der Haut keine Zeit lässt. Pickel verschwinden dauerhaft selten innerhalb weniger Tage.
Selbstrührer nehmen oft Stoffe und sagen dann: »Der hat nichts gebracht« oder (noch häufiger) »Ich habe X nicht vertragen, und das weiß ich, weil ich habe X in eine Rezeptur gegeben, die ich seit Jahren vertrage, und nun habe ich Pickel/Zahnausfall/Bartwuchs/Brustschrumpfung« oder was auch immer. :kichern:
Ein Szenario: In einer Rezeptur sind bestimmte Rohstoffe, alles ist gut. Nun gibt man Lipodermin hinzu, und plötzlich reagiert die Haut. Warum? »Weil ich das Lipodermin nicht vertrage«, sagt die Selbstrührerin voller Überzeugung. Muss ja logischerweise, denn ohne war ja alles in Ordnung.
Muss nicht – oder zumindest nicht in der Weise, die vermutet wird: Lipodermin erhöht die Verfügbarkeit von Substanzen in einem kosmetischen Produkt. Das hat zur Folge, dass man von ihnen weniger benötigt als in einer Formulierung ohne. Der Grund für die Hautreaktion ist also möglicherweise eine nicht mehr stimmige Dosierung der bisher verwendeten Wirkstoffe; man hätte also mit Hinzufügen des einen Rohstoffs (Lipodermin) die anderen in ihrer Einsatzkonzentration reduzieren müssen. Das meine ich, wenn ich immer wieder das Gesamtkonzept betone.
Liebe Grüße
Heike

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Mana
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Ungelesener Beitrag von Mana »

Heike hat geschrieben:Pickel/Zahnausfall/Bartwuchs/Brustschrumpfung« oder was auch immer
:huhu: Herrlich! Aber ich nehme es mir zu Herzen: nicht gleich auf ein Ergebnis schliessen sondern der Haut Zeit geben.
Liebe Grüße,
Mana

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Mana hat geschrieben: :huhu: Herrlich! Aber ich nehme es mir zu Herzen: nicht gleich auf ein Ergebnis schliessen sondern der Haut Zeit geben.
Und bei etwas, was man beobachtet, offen in verschiedene Richtungen denken. Echte Allergien und Unverträglichkeiten gegen unsere Rohstoffe sind extrem selten. Oft ist einer einfach falsch dosiert und macht seinen Job wunderbar, wenn man diese anpasst.
Liebe Grüße
Heike

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Ulrike
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Ungelesener Beitrag von Ulrike »

Das kann ich nur bestätigen!

Als ich hier in der Rührküche aufschlug war ich (vermeintlich) geplagt von diversen allergischen Reaktionen, was auch der Grund war selbst zu rühren.

Heute habe ich den Eindruck, meine Haut verträgt alles! Reaktionen der negativen Art? Keine.

Einzig meine Nase hält mich davon ab, diesen oder jenen Rohstoff zu verwenden. Meine Haut verträgt heute alles. Was aber noch besser ist: Sie braucht fast nichts mehr. Sie ist einfach nur glücklich.

Ulrike
Ein Kaktus ist nichts anderes, als eine sehr gut bewaffnete Gurke!

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Rosemarie
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Ungelesener Beitrag von Rosemarie »

Ulrike hat geschrieben:.....

Einzig meine Nase hält mich davon ab, diesen oder jenen Rohstoff zu verwenden. Meine Haut verträgt heute alles. Was aber noch besser ist: Sie braucht fast nichts mehr. Sie ist einfach nur glücklich.

Ulrike
Hallo Ulrike
ist das nicht traurig :engel:
Wir rühren und suchen nach passenden Rezepten - und dann wird unsere Haut so anspruchslos (=gesund), dass wir (fast) nichts mehr brauchen? Im Übrigen eine Erfahrung, die sich bei mir auch langsam zeigt.
viele Grüße
Rosemarie

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Kleiner Tipp noch für Dich, liebe Zimt: Probiere (erst) einmal 5 % Lipodermin, verrührt mit 3 % Urea ins Öl zu geben und damit zu arbeiten. Mehr kann man immer noch hinzufügen. Das Urea wird sich auflösen. Dies sollte sich positiv auf Deine Mitesser auswirken.
Liebe Grüße
Heike

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Ungelesener Beitrag von Ulrike »

Rosemarie hat geschrieben: Hallo Ulrike
ist das nicht traurig :engel:
Wir rühren und suchen nach passenden Rezepten - und dann wird unsere Haut so anspruchslos (=gesund), dass wir (fast) nichts mehr brauchen? Im Übrigen eine Erfahrung, die sich bei mir auch langsam zeigt.
Ja, ganz bitter. :heul:

Ulrike
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Helga
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Ungelesener Beitrag von Helga »

Upps - jetzt hätte ich fast die interessanten, aussagekräftigen Beiträge verpasst,
weil es "nur" ein Thread über Sesamöl ist; wie oberflächlich von mir.

Danke Heike :bussi:
ich würde mir wünschen, dass Du diese Zeilen - weil besonders wertvoll - in Deinen
Blog integrierst :)
Liebe Grüße und noch einen schönen Tag :-)

Helga

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Helga hat geschrieben:… ich würde mir wünschen, dass Du diese Zeilen - weil besonders wertvoll - in Deinen
Blog integrierst :)
Ich hatte tatsächlich auch den Gedanken, dieses Thema einmal aufzubereiten. :-) Im Moment habe ich wieder zu viele Ideen. :kichern:
Liebe Grüße
Heike

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Ungelesener Beitrag von Helga »

Heike hat geschrieben: Ich hatte tatsächlich auch den Gedanken, dieses Thema einmal aufzubereiten.
Das wäre schön :)
Liebe Grüße und noch einen schönen Tag :-)

Helga

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Judy
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Ungelesener Beitrag von Judy »

Hallo Heike,
:hallihallo:
hier möchte ich doch mal nachhaken - du hast weiter oben geschrieben:
Lipodermin erhöht die Verfügbarkeit von Substanzen in einem kosmetischen Produkt. Das hat zur Folge, dass man von ihnen weniger benötigt als in einer Formulierung ohne.
Um wie viel würdest du dann eine Substanz runterschrauben?
Wenn ohne Lipo z.B. 4% ig und mit Lipo?
Liebe Grüße,
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Ungelesener Beitrag von Heike »

Judy hat geschrieben:Um wie viel würdest du dann eine Substanz runterschrauben?
Wenn ohne Lipo z.B. 4% ig und mit Lipo?
Es gibt bisweilen konkrete Hinweise auf Wirksamkeiten, z. B. bei der Kombination von Glycerin, das in Verbindung mit Phosphatidylcholin bereits mit 1 % dosiert wirksam ist. Um eine Orientierung zu geben, würde ich tatsächlich davon ausgehen, teilweise nur die Hälfte der üblichen Dosierung zu wählen, wenn man zu Hautreaktionen neigt. Das ist aber eine reine Schätzung– ich glaube nicht, dass man dies pauschal in eine Formel packen kann. :-)
Liebe Grüße
Heike

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Ungelesener Beitrag von Judy »

Danke, Heike, für die schnelle Antwort! ❤️
Liebe Grüße,
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Morgentau
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Ungelesener Beitrag von Morgentau »

Hallo Zimt. Schön das du ein Öl gefunden hast das dir so zusagt.
evtl könntest du gegen deine Mittesser ein spay aus wasser oder hydrolat benutzen in dem du ca 3-4% Nicotinamin auflöst. Auf das Gesicht sprühen und dein Sesamöl auf die noch nasse Haut geben.
ich habe mir auch schon so ein Spray gemacht. Ich fand es angenehm. Konservierung nicht vergessen.

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Zimt
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Ungelesener Beitrag von Zimt »

Vielen Dank für eure Antworten.

Viel Linolsäure, Phytosterole. Ich bin mir sicher, auch einige andere Öle hätten einen vergleichbaren Effekt.
Ja, ich habe mich hier auf die Linolsäure konzentriert, weil ich auf keinen Fall wollte, dass die Haut zu sehr abgedichtet wird. Verwende ich aber ein anderes Öl oder eine Ölmischung mit ungefähr gleichviel (oder noch mehr) Linolsäure, hat das nicht denselben schönen Effekt. Natürlich habe ich noch nicht sämtliche Öle ausprobiert ;-), aber bisher scheint mir keines an Sesamöl ranzukommen.
Das tust Du doch auch: Wasser auf die Haut, minimale Tröpfchen darauf verteilt. Du bietest ihr sehr wenig Fett, in 2 Phasen verteilt. Der Okklusionsgrad ist sehr niedrig, der Gehalt an gesättigten Fettsäuren ab C16 auch. Darauf kommt es an: Keine okklusive Hautsituation (daher wenig Fett), wenig gesättigten Fettsäuren als »Futter« für die Propioni-acnes-Bakterien.
Diese 3 Tropfen die ich verwende, ist das wirklich so wenig? Ich habe ausgerechnet, dass das einer FP von 18 % entspricht!
Natürlich ist das nicht gerade eine Fettbombe, aber eine "Aushungerungskur" doch nun auch wieder nicht...
Was ich allerdings noch nicht so ganz verstehe, ist, warum ich nach meinen beiden HDG's (15 und 20 % FP) direkt nach dem Eincremen ein starkes Spannungsgefühl hatte - während ich bei der reinen Sesamöl-Pflege weniger Spannungen bemerke – und dies entspricht ja, wie gesagt, einer FP von 18 %. Also genau zwischen den beiden HDG's.
Ich bin mir unsicher, in welche Richtung ich gehen sollte bei einem zukünftigen HDG, um nicht wieder dieses Spannungsgefühl zu haben. Mehr abdichtendes, oder weniger abdichtendes? Die beiden Rezepturen sollten eigentlich nicht viel abdichtender gewesen sein als reines Sesamöl. Bis auf etwas Squalan bestand die FP ja auch bloss aus Sesamöl. Abdichtend war vielleicht udA – das hatte ich aber nur mit 0,1 % drin! Fluidisierend wiederum war wohl das Lipodermin (mit 2,25 % dosiert – zu wenig?). Dann noch wenig Hydratisierer und 1,2 % Nicotinamid, das wars.
Ist halt auch etwas eine Gratwanderung. Die Mitesser müssen zwar weg, zu abdichtend darf es nicht sein, allerdings auch nicht zu leicht, weils sonst Trockenheitsfältchen und Schüppchen gibt. Und dann ist da auch noch die Verhornungsstörung.


Was mir noch einfällt: Du nennst viele bewährte Rohstoffe (Lipodermin usw.), die bei Dir nicht geholfen haben. Es ist eben nicht so, dass man einen Stoff nimmt und der macht – schwupps – wie auf Knopfdruck das, was in Portraits steht. Mein alter Satz, den ich seit Jahren herunterleiere: Das Gesamtkonzept muss stimmen. Und ganz tödlich ist, ständig die Strategie zu wechseln und immer wieder neue Stoffe auszuprobieren, weil man der Haut keine Zeit lässt. Pickel verschwinden dauerhaft selten innerhalb weniger Tage.
Selbstrührer nehmen oft Stoffe und sagen dann: »Der hat nichts gebracht« oder (noch häufiger) »Ich habe X nicht vertragen, und das weiß ich, weil ich habe X in eine Rezeptur gegeben, die ich seit Jahren vertrage, und nun habe ich Pickel/Zahnausfall/Bartwuchs/Brustschrumpfung« oder was auch immer. :kichern:
Nein, es ist nicht so, dass sie bei mir nicht geholfen haben. Im Gegenteil. Ich habe über die Jahre viele verschiedene Rohstoffe ausprobiert, habe aber auch vieles wieder rausgenommen ;-) Es wurden immer weniger und weniger, und schlussendlich bin ich bei einigen wenigen gelandet, von denen ich weiss, dass ich sie vertrage und/oder sie mein Hautbild sogar verbessern.

Ich teste Rohstoffe ausgiebig. Öle im Alleingang und in Mischungen; wasserlösliches erst eine ganze Weile im Alleingang, zb. im Gesichtswasser; und erst in sehr kleiner Dosis. Wenn ich das vertrage, wird erhöht, um zu sehen, wieviel ich vertrage (oder ich hör vorher schon auf ;-)). Dann suche ich die goldene Mitte. Natürlich mische ich dann nicht wild alle Rohstoffe zusammen, die mir gefallen haben, sondern schaue, dass sie auch zusammen Sinn machen.

Ausserdem dosiere ich sehr vorsichtig. Wie gesagt teste ich ja vorher, ab welcher Dosis ein Stoff bei mir anfängt, brenzlig zu werden. Ich habe auch festgestellt, dass ich nicht jemand bin, der eine hohe Konzentration von Wirkstoffen verträgt. Nicotinamid zb. fing bei mir auch in kleiner Dosis schnell zu brennen an (ja, auch im Alleingang); bei Hydratisierern darf ich auch nicht zu hoch hinaus (1-3 %). Sodium PCA vertrage ich ohne Probleme; doch runterdosiert und mit wenig Natriumlaktat gemischt, explodiert mein Gesicht bei ansonsten gleichbleibender Rezeptur (auch ohne Lipodermin). Bei Urea mache ich auch immer wieder die gleiche Erfahrung. Fairerweise muss ich sagen, dass ich Urea nach so vielen schlechten Erfahrungen lange weggelassen habe, und mich nun nicht mehr erinnern kann, wie ich früher damit umgegangen bin (vielleicht gabs ja Anwendungsfehler...). Kürzlich habe ich es wieder ausprobiert - ich glaube das war mit 2 % Einsatzkonzentration; und habe nicht gut darauf reagiert. Das war in einem GW ohne Zusatz von Lipodermin, und gemischt mit Hydratisierern, die ich ansonsten vertrage. Und natürlich habe ich das Urea nicht zusätzlich dazugekippt, sondern die anderen Hydratisierer vorher runterdosiert.

An und für sich finde ich Urea aber sehr interessant, gerade weils nunmal einer der wenigen Wirkstoffe ist, die auch wirklich gegen Mitesser helfen sollten. Mir ist auch bewusst, dass bei den meisten Wirkstoffen nicht ohne Grund eine Mindestdosierung erwähnt wird.... welche ich aber meistens unterschreite. Natürlich muss man sich dann nicht wundern, wenn die erhoffte Wirkung nicht eintritt.
Trotzdem kann ich meine Haut ja nicht mit Wirkstoffen zuballern, wenn sie jene in der "Normaldosierung" nicht verträgt. Dann bleibe ich lieber drunter. Wenn die Wirkstoffe, die Fettphase etc. richtig gewählt sind, können sich aber trotzdem Erfolge einstellen - wie ich immer wieder feststelle. Ich habe dann vielleicht nicht den sofortigen Effekt, aber auf Dauer sehe ich trotzdem, dass sich die Haut verbessert. Bis zu eben jenem Punkt, an dem sich nichts mehr tut.

Also danke Heike, für das Urea-Rezept (ich werde dann mal mutig sein, und es nocheinmal versuchen). Und danke Morgentau, für die Idee mit dem GW. Dass ich ja neben dem Öl noch mit einem GW arbeiten könnte, ist mir gar nicht in den Sinn gekommen. Früher gabs immer nur ein HDG oder ein HDG mit einem GW. Aber nie Öl mit einem GW ;-) Ich hatte mal gelesen, dass eine 2-Phasen-Pflege (so ist dies doch gemeint, oder?!) nicht so sinnvoll wäre auf Dauer. Das hatte mich wohl etwas eingeschüchtert ;-) Obwohl ich momentan mit reinem Öl ja auch nicht viel anderes mache.

Nicotinamid werde ich wohl leider nur nicht Mitesser-tauglich hochdosieren können, da ich es momentan offenbar nur in kleiner Dosierung vertrage.

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Zimt
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Ungelesener Beitrag von Zimt »

Ich hätte noch eine kleine peinliche Frage: Ich möchte in mein Sesamöl nun noch Lipodermin und Urea reinschütten, wie von Heike vorgeschlagen. Ich frage mich jetzt gerade, ob das denn nichts ausmacht, wenn ich dann dieses "Urea-Öl" in mein nasses Gesicht einmassiere - denn der pH-Wert unseres Wassers liegt immerhin im basischen Bereich von 7,4. Nicht dass sich der Harnstoff dann in was nicht so nettes umwandelt und mir das Gesicht wegfrisst oder so :vollirre:

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

Zimt hat geschrieben:Nicht dass sich der Harnstoff dann in was nicht so nettes umwandelt und mir das Gesicht wegfrisst oder so :vollirre:
Nein, da musst Du keine Angst haben. :knuff: Wenn der pH-Wert nicht optimal ist, zerfällt Urea mit der Zeit im kosmetischen Produkt und sorgt dort für einen Anstieg des pH-Werts, was wiederum Konservierungsmittel auf Basis organischer Säuren deaktivieren würde.

Im Kontext Deiner Anwendung ist alles in Ordnung. :-)
Liebe Grüße
Heike

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Zimt
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Ungelesener Beitrag von Zimt »

Super, danke für die schnelle Antwort!

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rosengarten
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Ungelesener Beitrag von rosengarten »

Heike hat geschrieben:
Die Haut selbst produziert Emulgatoren und baut sich ihre eigene Emulsion, wir imitieren dies nur, wenn wir Cremes und Lotionen herstellen. Bei stark trockener Haut reicht reine Fettpflege oft deshalb nicht, weil es keine hauteigenen Emulgatoren gibt, die das ganze, mit Wasser verbunden, für die Haut verfügbar machen und binden (so wie z. B. Lanolin Wasser binden kann). Ich kann mittlerweile auch einige Tage abends nur etwas Öl verwenden, so stark hat sich meine Haut regeneriert. Vor Jahren wäre sie mir zu Pergament verkümmert.

Ich verwende Glycerin in meinen Basisrezepturen (oder wenn ich darum gebeten werde, eine Rezeptur zu entwickeln und sie möglichst einfach zu halten), weil es ein hautphysiologischer und preiswerter Hydratisierer ist, den es rein pflanzlich und in Bioqualität gibt, der als absolut reizfrei gilt, der seit Jahren in Kliniken erfolgreich bei atopischen Hauterkrankungen eingesetzt wird. Kein teures Nischenprodukt, kein synthetischer Rohstoff (wobei ich mit letzerem keine Probleme habe, wenn ich damit Monokulturen verhindern kann, die man anlegt, weil viele Menschen einen bestimmten Rohstoff unbedingt aus pflanzlicher Herkunft haben wollen, auch wenn man ihn preiswert und resourcenschonend im Labor produzieren könnte – siehe Urea). Allergien gegen Glycerin muss man auch mit der Lupe suchen. Glycerin ist ein toller Hydratisierer – wenn man einen braucht.

Seamöl ist in Tagespräparaten in normalen Situationen übrigens völlig in Ordnung, es hat stark wirkende Antioxidantien durch seine Phytosterole. Ich würde es nicht unbedingt in eine Sonnenschutzmilch einarbeiten, da gibt es besser geeignete Kandidaten.

Was mir noch einfällt:Du nennst viele bewährte Rohstoffe (Lipodermin usw.), die bei Dir nicht geholfen haben. Es ist eben nicht so, dass man einen Stoff nimmt und der macht – schwupps – wie auf Knopfdruck das, was in Portraits steht. Mein alter Satz, den ich seit Jahren herunterleiere: Das Gesamtkonzept muss stimmen. Und ganz tödlich ist, ständig die Strategie zu wechseln und immer wieder neue Stoffe auszuprobieren, weil man der Haut keine Zeit lässt. Pickel verschwinden dauerhaft selten innerhalb weniger Tage.
Selbstrührer nehmen oft Stoffe und sagen dann: »Der hat nichts gebracht« oder (noch häufiger) »Ich habe X nicht vertragen, und das weiß ich, weil ich habe X in eine Rezeptur gegeben, die ich seit Jahren vertrage, und nun habe ich Pickel/Zahnausfall/Bartwuchs/Brustschrumpfung« oder was auch immer. :kichern:
Ein Szenario: In einer Rezeptur sind bestimmte Rohstoffe, alles ist gut. Nun gibt man Lipodermin hinzu, und plötzlich reagiert die Haut. Warum? »Weil ich das Lipodermin nicht vertrage«, sagt die Selbstrührerin voller Überzeugung. Muss ja logischerweise, denn ohne war ja alles in Ordnung.
Muss nicht – oder zumindest nicht in der Weise, die vermutet wird: Lipodermin erhöht die Verfügbarkeit von Substanzen in einem kosmetischen Produkt. Das hat zur Folge, dass man von ihnen weniger benötigt als in einer Formulierung ohne. Der Grund für die Hautreaktion ist also möglicherweise eine nicht mehr stimmige Dosierung der bisher verwendeten Wirkstoffe; man hätte also mit Hinzufügen des einen Rohstoffs (Lipodermin) die anderen in ihrer Einsatzkonzentration reduzieren müssen. Das meine ich, wenn ich immer wieder das Gesamtkonzept betone.
Helga hat geschrieben:Upps - jetzt hätte ich fast die interessanten, aussagekräftigen Beiträge verpasst,
weil es "nur" ein Thread über Sesamöl ist; wie oberflächlich von mir.

Danke Heike :bussi:
ich würde mir wünschen, dass Du diese Zeilen - weil besonders wertvoll - in Deinen
Blog integrierst :)

Helga, das kann ich auch unterschreiben :bingo: .

Ich hab in der Suche "reizfrei" eingegeben und bin auf dieses Thema gestoßen. Gott sei Dank. Welch gute und einfache Erklärung für mich Laien zur Benutzung des Lipodermins :-a . Ich habe nämlich auch schon überlegt ob ich das Lipodermin vielleicht nicht vertrage.

So habe ich wieder unheimlich viel gelernt und werde nicht gleich den Rohstoff verteufeln :-a .
Ein Garten macht viel Arbeit, aber noch mehr Freude


Liebe Grüsse
Pia

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Zimt
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Ungelesener Beitrag von Zimt »

Ich habe noch eine Frage: Bisher habe ich das neue Gesichtsöl (Sesamöl, 5 % Lipodermin, 2 % Urea) nicht konserviert. Jetzt bin ich doch unsicher, ob ich das hätte machen müssen? Lipodermin enthält ja auch Wasser. Allerdings ist das Wasser im Lipodermin (so wie wir es kaufen) selbst ja bereits konserviert mit Alkohol. Das sollte doch ausreichen? Dazu kommt in meiner Mischung ja keine weitere Wasserphase, sondern nur noch Urea und Öl.

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