Gitta hat geschrieben:Das MUSS auf ganz normale Art und Weise funktionieren, denn die großen NK-Hersteller kriegen das auch hin.
Es funktioniert doch schon, es gibt viele Beispiele in allen Varianten hier in der Rührküche.
Das Beispiel unten zielt auf alle, die sich mit den Begrifflichkeiten weniger auskennen (oft erkläre ich Dinge ausführlicher, damit auch die Einsteiger folgen können, Gitta, auch wenn ich weiß, dass ich Dir das nicht erzählen muss

).
Die großen Naturkosmetikhersteller arbeiten mit den zwei klassischen Möglichkeiten der Konsistenzgebung:
Viskositätserhöhung der Wasserphase (durch Polysaccharide, Stärken, anorganische Gelbildner usw.) oder
Viskositätserhöhung der Fettphase (Fettalkohole mit Fähigkeit zur Ausbildung flüssig-kristalliner Netzwerke, Lipide höherer Schmelzpunkte usw.). Gelbildner werden vor allem deswegen eingesetzt, weil sie kritische Einsatzkonzentrationen von Koemulgatoren verhindern, die zwar emulsionsstabilisierend wirken würden, aber zur Rekristallisierung neigen – mit allen negativen Begleiterscheinungen.
Bei der Rosencreme leicht habe ich die entsprechenden kosnistenzbildenden INCI farbig markiert. Wenn man also für sich entscheidet, dass man weder Cetyl noch Gelbildner mag, wird es schwieriger:
Beispiel Dr. Hauschka Rosencreme leicht:
INCI: Aqua, Sesamum Indicum Oil, Alcohol, Rosa Damascena Distillate, Althaea Officinalis Extract, Rosa Gallica Extract, Anthyllis Vulneraria Extract, Prunus Armeniaca Kernel Oil, Prunus Amygdalus Dulcis Oil,
Cetearyl Alcohol,
Bentonite,
Cera Flava,
Persea Gratissima Oil Unsaponifiables, Triticum Vulgare Germ Oil, Lysolecithin, Rosa Canina Extract, Parfum, Citronellol*, Geraniol*, Linalool*, Limonene*, Citral*, Farnesol*, Benzyl Alcohol*, Eugenol*, Rosa Damascena Flower Wax,
Xanthan Gum.
Übersetzt in etwa:
INCI: Wasser, Sesamöl, Alkohol, Rosenwasser, Auszüge aus Eibischwurzel, Rosenblüten und Wundklee, Aprikosenkernöl, Mandelöl,
Fettalkohole,
Bentonit,
Bienenwachs,
Unverseifbares der Avocado, Weizenkeimöl, Lecithin, Auszug aus Hagebutte, Ätherische Öle, Rosenwachs,
Xanthan.
Durch die Möglichkeiten, die Größe der Partikel im unteren Nanometer-Bereich zu halten, ist das Auftragsgefühl bei diesen NK-Emulsionen bei gleicher Dosierung von z. B. Fettalkoholen um ein Vielfaches besser (obgleich ich die
Rosencreme leicht in diesem Kriterium nicht optimal finde). Ksenia hat für die Iris-Creme von Weleda 300 nm gemessen, mit Mixer daheim: 65.000 nm (!), der Stabmixer schaffte immerhin 650 nm. (Bald weiß ich, was mein jämmerlicher Knethken schafft – nur recht große Partikel, da bin ich mir sicher, aber bei kleinen Mengen bleibt zuviel in meinem Stabmixer hängen.) LL macht mit Cetyl ein viel schöneres Hautgefühl, bei gleicher Dosierung, als mit einem klassischen Emu, das ist wahr. Dennoch ist auch hier eine gewisse Grenze gegeben, die ich ungern überschreite. Margit hat LL mit klassischen Emus kombiniert, was natürlich funktoniert. Ich mag LL lieber in Kombi mit natürlichen Emulgatoren.
Hier hatte ich (linke Probe) nach 24 Stunden eine festere Emulsion (60:40, 2/3 Butter zu 1/3 Öl):
Fettphase
5 gr Cupuaçubutter
2,5 gr Sesamöl
0,2 gr Cetylalkohol (ca. 1,3 %)
0,15 gr Bienenwachs (ca. 1 %)
0,75 gr Lysolecithin
Wasserphase
6 gr Wasser
Herstellung
Alle Fette sanft schmelzen, LL hinzufügen und einrühren, Wasser schluckweise in die Fettphase geben und mit einem Knethaken kalt rühren. Die Emulsion dickt schnell an, ist cremefluidig. Nach 15 Minuten im Kühlschrank und nochmaligem Umrühren mit dem Glasstab hat sie eine cremige Konsistenz, die sich noch leicht im Glastopf bewegen lässt. Nach 24 Stunden nicht mehr fließfähig, siehe oben.
Die Probe 6 oben war übrigens nach einem weiteren Tag auch angedickt (da waren es 2/3 Öl und 1/3 Butter – ohne Tiefkühler).

Proben mit über 3 % Cetyl und Wachs bei identischer Fettphase wie Probe 5 brachten richtig dicke Cremes, die mir aber vom Auftragsgefühl nicht gefielen.
Bei hohen Wasserphasen ist die Kombi das Geheimnis: ein geringer Zusatz an Guarkern (als Beispiel eines Viskositätserhöhers der Wasserphase) macht den entscheidenden Unterschied, damit Fette mit hohem Schmelzpunkt vernünftig Konsistenz geben, hier eine Creme mit 25:75, Fettphase = reine Butterphase, je 1,6 % Cetyl und Bienenwachs und etwas Gelbildner – ich wollte es wissen):

Ohne Gelbildner inhomogen, mit Gelbildner sehr schön. Und natürlich 24 Stunden Zeit zum Entwickeln.
