Fragen zu L4 Basis-Rezeptur

In diesem Unterforum erörtern wir Themen rund um die Entwicklung, Herstellung und Optimierung von Hautpflegeprodukten (inklusive Fehlersuche).

Moderator: Helga

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Karsten

Fragen zu L4 Basis-Rezeptur

Ungelesener Beitrag von Karsten »

Hallo liebe Mitrührer!
Ich brüte gerade über meinem ersten Rezept und möchte mich dabei an der intensiv rückfettende Hydro-Butter orientieren.
Meine Idee: Fettphase mit Shea-Butter als Hauptanteil und Feuchtigkeitsspender Glycerin.

Nun habe ich aber nicht alles zur Hand, was dort angegeben ist (genau genommen nur Öle und Buttern sowie Glycerin, Xyliance als Emulgator, Alkohol und natürlich Wasser).

Ist es überhaupt sinnvoll, mit diesen Zutaten eine Emulsion basierend auf der L4 zu rühren?
Ich dachte mir zunächst, das Lysolecitin übernimmt die Rolle des Emulgators. Also habe ich ein bisschen mit dem Emulsions-Rechner herumgespielt. Der sagt mir aber, dass ich mich bei einem FW-Verhältnis von 60:40 in einem Bereich befinde, der von O/W-Emulgatoren nicht mehr sinnvoll abgedeckt werden kann.
Hab ich etwas grundlegendes bzgl. Emulgatoren nicht verstanden? Wie steht es mit Unterschieden zwischen den Produkten bzgl. der Dosierung? :gruebel:

Viele Grüße,

Karsten

silky

Ungelesener Beitrag von silky »

Nun, Kartsen, dann ist es keine L4 Rezeptur mehr, sondern eine K4.

Kannst natürlich machen, nur fehlt dieser Rezeptur eben das Lecithin, welches ja in dieser Butter seinen besonderen Reiz hat :wink:

Karsten

Ungelesener Beitrag von Karsten »

Liebe(r) Silky,

stimmt nicht ganz! :)

Ich habe bewußt nach einer Rezeptur mit sehr hohem Fettphasenanteil gesucht.
L4 hat 60%
K4 hat 40%

Oder bekomme ich solch hohe Anteile an Fettigem nur mit dem Lecitin hin?
Ich habe mir auch noch mal das Portrait vom Xyliance angeschaut. Dort steht, dass Xyliance bis zu 60% Lipide emulgieren kann. Dies geht jedoch laut Emulsionsrechner nicht (im Menü „Emulgatormengen berechnen" steht auch, dass der Emulsionsrechner bis zu einer Obergrenze von 45% Fettanteil rechnet).
Wie kann dann die L4 Rezeptur funktionieren?

Viele Grüße,

Karsten

silky

Ungelesener Beitrag von silky »

ah ja, o.k. :)
Wie kann dann die L4 Rezeptur funktionieren?

Die Buttern sind hier im L4 auch sehr wichtig.

Zu Deiner gewünschten Fettphase kann ich nichts beitragen, ich benötige fast zwei drittel weniger und lebe prima damit. Die 40 habe ich überschritten. :klimper:

Ich würde ganz ernsthaft Deine Überlegungen nochmal überschlagen. Außerdem mutet mir Xyliance als Emulgator eher trocken an, was sicher für eine derart hohe Fettphase nicht zuträglich ist

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

Karsten hat geschrieben:Ich dachte mir zunächst, das Lysolecitin übernimmt die Rolle des Emulgators. Also habe ich ein bisschen mit dem Emulsions-Rechner herumgespielt. Der sagt mir aber, dass ich mich bei einem FW-Verhältnis von 60:40 in einem Bereich befinde, der von O/W-Emulgatoren nicht mehr sinnvoll abgedeckt werden kann.
Hab ich etwas grundlegendes bzgl. Emulgatoren nicht verstanden? Wie steht es mit Unterschieden zwischen den Produkten bzgl. der Dosierung? :gruebel:
Die K- und die L-Rezepte verfolgen unterschiedliche Emulsionskonzepte, wobei die L-Gruppe keine Emulsionen darstellen, wie wir sie klassischerweise auf dem Markt vorfinden. Das ist erst einmal einer wichtige Unterscheidung. :-)

Tatsächlich forcieren bestimmte Phasenverhältnisse bereits eine bevorzugte Emulsionsform, das beginnt schon bei 30 % Fettphase. Ab 45 % Fettphase bewegen wir uns dann langsam, aber sicher in einem Rahmen, der von O/W-Emulgatoren i. d. R. nicht mehr optimal umgesetzt wird. Hier sollte man konsequenterweise ein anderes Konzept verfolgen und eine Emulsion planen, bei der die Außenphase aus Lipiden besteht – und einen dafür optimalen Emulgator wählen. Eine klassische O/W-Emulsion hat selten über 30 % Fettanteil. Der Rechner geht daher von hautphysiologischen Prinzipien aus und schlägt Emulgatoren und Dosierungen vor, die sich dort anbieten. Xyliance packt 60 % Fettphase, aber das bedeutet nicht, dass dies ein sinnvolles Konzept darstellt. Er ist und bleibt eher ein O/W-Emulgator. Das Problem ist, dass der verhältnismäßig geringe Wasseranteil zusätzlich noch sehr stabil durch die spezifische Kombination aus Emulgator und Fettalkoholen gebunden wird und nur langsam frei wird mit dem Effekt eines sehr trockenen Hautgefühls. Hier 1 % Lysolecithin dazu – das wäre eine Option, die man testen könnte; es sorgt für die Freigabe des Wassers, da seine mizellaren Strukturen den Aufbau des Emulsionsnetzwerks stört und aufbricht. Dadurch verringert sich auch die Viskosität.

Die L4 ist eine Emulsion, die ich nie auf den Markt bringen könnte, wenn ich das wollte. Sie benötigt eine spezifische Herstellungsmethode, sie ist anfällig gegen Temperaturschwankungen und schwitzt schnell Öl. ich habe sie nach wie vor online, weil ich aus Lesermails weiß, dass sie einigen sehr gut getan hat. ;-) Ansonsten findet sie sich nicht in meinen Publikationen und wird es auch nicht in eine schaffen.
Liebe Grüße
Heike

Karsten

Ungelesener Beitrag von Karsten »

Hallo Silky, ich denke auch, Du hast recht.
silky hat geschrieben: Die Buttern sind hier im L4 auch sehr wichtig.
Wirken Sie als Ko-Emulgator? Das habe ich irgendwo gelesen und es würde in diesem Zuammenhang Sinn ergeben.
silky hat geschrieben: Zu Deiner gewünschten Fettphase kann ich nichts beitragen, ich benötige fast zwei drittel weniger und lebe prima damit. Die 40 habe ich überschritten. :klimper:
:) Dazu möchte ich ergänzen, dass die Creme für eine Haut gedacht ist, die wirklich sehr trocken ist und vor allem auch das Klima (Kälte, trockene Luft) in unseren Breiten nicht sehr gut verträgt. Meine erste "Mixtur" (anders kann man es kaum nennen :pfeifen: ) , von der ich ausgegangen bin ist reine Shea-Butter mit einigen Ölen drin, also quasi 100% Fettphase, und das kam gut an.
silky hat geschrieben: Ich würde ganz ernsthaft Deine Überlegungen nochmal überschlagen. Außerdem mutet mir Xyliance als Emulgator eher trocken an, was sicher für eine derart hohe Fettphase nicht zuträglich ist
Habe ich. Nach weiterer Lektüre auf olionatura habe ich dann auch festgestellt, dass von meinem Emulgator bei solch hohen Fettphasen abgeraten wird, und man spezielle wie eben das Lysolecitin verwenden solle. Ich werde also Deinen Rat befolgen und die K4 als Basisrezeptur verwenden. Ich will ja zu Anfag auch etwas, das erprobt ist und möglichst problemlos herzustellen ist.

Vielen Dank!

Karsten

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splash
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Ungelesener Beitrag von splash »

Lieber Karsten,

ich würde dir auch raten, K4 zunächst mal zu versuchen. Trockene Haut ist häufig trocken, weil ihr Feuchtigkeit fehlt bzw. die Möglichkeit, diese zu halten. Probiere es mal mit K4, es kann aber auch sein, dass du mit der Fettphase später noch hinunter gehen musst. Aber das wirst du erleben! :klimper:

Liebe Grüße
Liebe Grüße
splash


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Karsten

Ungelesener Beitrag von Karsten »

Hallo Heike!
Heike hat geschrieben: Die K- und die L-Rezepte verfolgen unterschiedliche Emulsionskonzepte, wobei die L-Gruppe keine Emulsionen darstellen, wie wir sie klassischerweise auf dem Markt vorfinden. Das ist erst einmal einer wichtige Unterscheidung. :-)
Ja, nach Deinem Beitrag wird es mir jetzt auch klarer!
Heike hat geschrieben: [...] Xyliance packt 60 % Fettphase, aber das bedeutet nicht, dass dies ein sinnvolles Konzept darstellt. Er ist und bleibt eher ein O/W-Emulgator. Das Problem ist, dass der verhältnismäßig geringe Wasseranteil zusätzlich noch sehr stabil durch die spezifische Kombination aus Emulgator und Fettalkoholen gebunden wird und nur langsam frei wird mit dem Effekt eines sehr trockenen Hautgefühls.
Das soll ja gerade nicht passieren. Danke für die ausführliche Erklärung! Auf olionatura steht auch, dass die Wirkstoffe "festgehalten" werden. Das soll ja nun auch nicht sein.
Heike hat geschrieben: Hier 1 % Lysolecithin dazu – das wäre eine Option, die man testen könnte; es sorgt für die Freigabe des Wassers, da seine mizellaren Strukturen den Aufbau des Emulsionsnetzwerks stört und aufbricht. Dadurch verringert sich auch die Viskosität.
Da das zur Zeit noch nicht in meinen Rohstoffschrank vorhanden ist und ich es auch nicht zu kompliziert machen möchte, werde ich lieber bei einer üblichen, reichhaltigen creme bleiben und mir gleich ein Rezept überlegen, basierend auf K4. Nochmals Danke für die Erklärungen, Heike!

Karsten

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

Gern geschehen. :-)

Rohstoffschränke überschaubar zu halten ist eine ausgezeichnete Einstellung. :schmatz:
Liebe Grüße
Heike

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Helga
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Ungelesener Beitrag von Helga »

Hallo Karsten,

vielleicht interessiert Dich auch dieser Beitrag im Falle, dass Deine Frau auf Dauer die reine Fettphase nicht verträgt.

:-)
Liebe Grüße und noch einen schönen Tag :-)

Helga

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