Hilfe! Lecithin-Fluid trennt sich

In diesem Unterforum erörtern wir Themen rund um die Entwicklung, Herstellung und Optimierung von Hautpflegeprodukten (inklusive Fehlersuche).

Moderator: Helga

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Pialina
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Hilfe! Lecithin-Fluid trennt sich

Ungelesener Beitrag von Pialina »

Hallo liebe Rührerfahrenen,

ich habe eine Mischung für meine Mutter im Kühlschrank, die ich soeben hergestellt habe, auf Reinlecithinbasis. Scheint sich alles mal wieder zu trennen. Sch....! :cry: :cry: :cry: Ich bin kurz davor, meine Experimente mit RL aufzugeben, bis jetzt ist es mir erst ein einziges mal gelungen...
Vielleicht habt ihr eine Idee, wie ich das ganze noch retten kann? Es ist zum Verzweifeln... :cry:

Ich habe zuerst das Reinlecithin mit Wasser quellen lassen, nach der Methode, die im RL-Portrait steht, erst Öle, dann Wasser tropfenweise eingearbeitet. Am Anfang war alles ziemlich fest, dann rührte ich nach und nach Wirkstoffe ein u. es wurde langsam flüssiger, es sah alles noch schön homogen aus- bis ich den Alkohol mit der darin gelösten Hyaluronsäure einrührte- in dem Moment wurde es total flüssig und fing an sich zu trennen. Dann habe ich habe mit Milchsäure den Ph-Wert auf etwa 5,5 (mit Ph-Wert Papier) eingestellt. Keine Veränderung. Ich habe hier in der Rührküche (glaube ich) mal gelesen, dass man die Creme auf Kühlschranktemperatur abkühlen soll, dann noch mal aufemulgieren- und am nächsten Morgen soll man Reinlecithinmischungen nochmals emulgieren, wenn ich alles richtig verstanden habe... Puh.
Am besten, ich weihe euch mal in die Unglücksrezeptur ein, vielleicht ist ja ein grundlegender Fehler drin, obwohl ich alles durch den Emulsionsrechner geschickt habe:

Gesamtmenge 37g
Fettphase 41.1% Wasserphase 58,9%
6.2 % Emulgator (2.3 g)- optimal laut Emulsionsrechner

Fettphase:
4,5 gr Avocadoöl (12,2%)
4,5 gr Jojobaöl (12,2%)
1,2 gr Sheabutter (ca. 3,24%)
1,7 gr Reinlecithin (4,6%)
0,6 gr Cetylalkohol (1,6%)
0,4 g Dipalmitoyl Hydroxyproline (das ist eine Aminosäure, soll ein Antifalten-Wirkstoff sein und in der Fettphase aufgeschmolzen werden) (ca. 2%)

Wasserphase:
14,5 g Rosenhydrolat
1,5 gr Lipodermin (4,05%)

0,4 gr Grüntee-Extrakt (1,08%)
0,6 gr Panthenol (1,62%)
0,8 gr Urea (2,16%)
1 gr Squalan (2,7%)
0,8 gr Hanföl (2,16%)
0,4 gr Granatapfelkernöl (1,08%)
0,5 gr Arganöl (1,35%)
0,45 gr Natriumlactat 60% Lösung (1,2%)
0,1 gr Hyaluronsäure
0,2 gr Milchsäure (PH-5,5)

3.5 g Melissengeist

Die Prozentangaben stimmen nicht ganz genau, wegen zu vieler Kommastellen, ich hoffe, ihr könnt trotzdem etwas damit anfangen.

Meine Verarbeitung:
Gerührt habe ich mit einem Braun Multiquick.
Das Emulgatorgel (RL + Hydrolat 1:1) habe ich 30 Minuten stehen lassen, dann erst eine kleine Menge kaltes Öl eingerührt. Dann die heiße Fettphase m. aufgeschmolzenen Emulgatoren und Sheabutter hinein. (mit Turbo)
Dann das heiße Rosenhydrolat tropfenweise eingarbeitet (hat ca. 15 min. gedauert bis hierhin.)
Tja, dann die Wirkstoffe eingearbeitet mit Glasstab, dann noch mal mit dem Multiquick.
Zuerst war es schön pastös, wurde immer flüssiger und schließlich, als der Alkohol mit Hyaluronsäure hineinkam und der Rest wie oben schon beschrieben: viel zu flüssig und alles trennt sich wieder. ... :cry:

Oh weh.... vielleicht kennt ihr das Problem und könnt mir helfen.

Zerknittert und hoffnungsvoll,
Pialina
Liebe Grüße,
Pialina

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splash
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Ungelesener Beitrag von splash »

Das einzige, das mir spontan auffällt, ist, dass du Cetylalkohol zum Emulgator rechnest. Er ist eigentlich ein Konsistenzgeber und wirkt etwas koemulgierend, aber vermutlich ist das für dieses Fluid zuwenig. Spontan würde ich sagen: den eigentlichen Emulgator erhöhen und Cetylalkohol verringern. Vielleicht liegts ja daran?
Liebe Grüße
splash


Wer morgens zerknittert aufsteht, hat den ganzen Tag über enorme Entfaltungsmöglichkeiten.

bastiwast

Ungelesener Beitrag von bastiwast »

Ohh arme Pialina,

das ist ja zum Mäusemelken! :cry:

Also ich schreibe Dir mal auf, wie ich es immer verarbeite:

1. ) Bei W/O od. Mischemulsionen das L. in der heißen FPH lösen, 1 : 1 mischen und quellen lassen, dadurch wird es rückfettender. Hier wird wie gewohnt, die WPH langsam in die FPH gearbeitet.

2. ) Bei O/W in der zimmerwarme WPH lösen, bilden hydrophile Köpfe, 1 : 1 mischen und dann quellen lassen. Dann die gleiche Menge Fett hinzu geben (von FPH abziehen), wenn homogen die FPH einrühren, nun haben wir ein Emulgatorgel. Nun Teil WPH nach und nach langsam einrühren und sorgfältig emulgieren, wiederholen, immer nur wenig WPH einarbeiten,

Erreicht nach ein paar Tagen cremige Konsistenz, optimaler pH-Wert 5-6, bei Temperaturen über 70°C wird es braun. Schmilzt bei 60-70 Grad. Neigen zum Glänzen, wirken duetlich rückfettend. Zugabe von Lipodermin und etwas Cetylalkohol, verbessert das Einziehverhalten positiv

2 – 3%, mit Gelbildnern kombinieren, Wasser od. Hydrolat mit 0,1% Hyaluronsäure oder ein 0,5-1% Natrosolgel ergeben viskose Gelphasen. Ein geringer Einsatz von Bolus Alba kann mattierend wirken.


Splash hat ja auf das Cetylalkohol schon hingewiesen.

Ist im Rosenhydrolat evtl. noch Alkohol enthalten? Das wäre evtl. noch ein Gedanke der mir einfällt!

Liebe Grüße,
Andrea

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Pialina
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Ungelesener Beitrag von Pialina »

Guten Morgen,

@splash:
mir ist bewußt, dass Cetylalkohol ein Koemulgator ist- habe auch alles entsprechend im Emulsionsrechner eingegeben, und er hat mir angezeigt: 6.2 % Emulgatoren (15.1 % der Fettphase), davon sind:
4.6 % Hauptemulgator (11.2 % der Fettphase)
1.6 % Koemulgator/Konsistenzgeber auf gesamt (3.9 % der Fettphase)

Reinlecithin habe ich als Hauptemulgator eingetragen und Cetylalkohol als Koemulgator... ich hoffe, das war richtig so.
Dabei habe ich mich an die Einsatzkonzentrationen in den Rohstoffportraits gehalten (siehe Reinlecithin und Cetylalkohol).
Bei RL im Rohstoffportrait steht, ich zitiere: "Hinsichtlich der Einsatzmenge haben sich bei der Emulgator-Gel-Methode 2-3% Reinlecithin weitgehend als ausreichend erwiesen."
Sind 4.6% RL trotzdem zu wenig? Kann man nachträglich noch etwas Reinlecithin einarbeiten oder würde ein Gelbildner helfen?

Vielleicht habe ich bei der Verarbeitung einen Fehler gemacht.. jetzt fällt mir ein, vielleicht könnte es daran liegen, dass das Hydrolat, mit dem ich 1:1 das Reinlecithin vermischt habe, nicht (mehr) warm genug war? :gruebel:
bastiwast hat geschrieben: Ist im Rosenhydrolat evtl. noch Alkohol enthalten? Das wäre evtl. noch ein Gedanke der mir einfällt!
Auch ein interessanter Hinweis, Andrea, es steht aber nichts von Alkohol auf der Flasche..., ansonsten habe ich es nach Methode 2) verarbeitet:
bastiwast hat geschrieben: 2. ) Bei O/W in der zimmerwarme WPH lösen, bilden hydrophile Köpfe, 1 : 1 mischen und dann quellen lassen. Dann die gleiche Menge Fett hinzu geben (von FPH abziehen), wenn homogen die FPH einrühren, nun haben wir ein Emulgatorgel. Nun Teil WPH nach und nach langsam einrühren und sorgfältig emulgieren, wiederholen, immer nur wenig WPH einarbeiten,

Erreicht nach ein paar Tagen cremige Konsistenz
Heißt das, dass ich es nach ein paar Tagen nochmal durchrühren muss?
Liebe Grüße,
Pialina

ulli64
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Ungelesener Beitrag von ulli64 »

Ich hatte das gleiche Problem mit Lysolecithin.Cetylalkohol nehme ich gar nicht(Komedogen?)
Ein Problem hatte ich damit aber nicht,ich habe einfach vor Gebrauch nochmal geschüttelt.
Eine schöne Lotion war es trotzdem.
Ich sehe es einfach nur als Schönheitsfehler,hauptsache der Inhalt stimmt.

Manuka-Bee

Ungelesener Beitrag von Manuka-Bee »

Ohne Gelbildner zur Stabilisation der Emulsion wird die genannte Rezeptur nicht funzen... :nein:
Was ist Phasentrennung? :lupe:

Phasentrennung ist sog. Koaleszenz den Phasenteilchen, die unstabilisiert zum groesseren "Haufen" werden bis sich komplett die Phasen von einander trennen...

Es gibt mehrere Schwachpunkte in der Rezeptur. Zu einem ist Lecithin (Lipodermin und RL) viel zu hoch dosiert, das wird einfach zu viel fuer deine Haut sein, zum anderen bewirken Lecithine die Fluidisierung der Emulsion selbst. Lecithin, geloest in FP hat deutlich weniger Emulgierkraft als das selbe geloest in WP.

Die Emulsion kann man evtl. noch retten, in dem man sie hochtourig mit Stabmixer gut durchpruegelt und Xanthan oder HEC dazugibt, wirklich nur sehr wenig...

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

Danke, Manuka-Bee. :schmatz:

Pialina, das Besondere an diesem Emulgator-Gel ist, dass wir eine besondere Emulsionsstruktur erzeugen – durch die Art der Herstellung. Das ist wirklich etwas anderes als einfach RL in Wasser quellen lassen. Indem wir das RL erst 1:1 oder 1:2 mit Wasser verrühren, quellen lassen, dann Öl hinzufügen, entsteht eine schichtartige, lamellare Struktur, die dann weiteres Wasser und weiteres Öl in die Zwischenlagen dieser Layer packt. :-)

Alternative: viel RL nehmen (mindestens 5 % oder mehr) und einfach ins Wasser geben, das ergibt fettigen Pudding. :-D Aber exakt das wollen wir nicht mehr, daher ist es wichtig, nur wenig RL zu nehmen und exakt so zu arbeiten wie im Portrait bzw. Rührkurs beschrieben.
Liebe Grüße
Heike

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Pialina
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Ungelesener Beitrag von Pialina »

Heike hat geschrieben: Pialina, das Besondere an diesem Emulgator-Gel ist, dass wir eine besondere Emulsionsstruktur erzeugen – durch die Art der Herstellung. Das ist wirklich etwas anderes als einfach RL in Wasser quellen lassen. Indem wir das RL erst 1:1 oder 1:2 mit Wasser verrühren, quellen lassen, dann Öl hinzufügen, entsteht eine schichtartige, lamellare Struktur, die dann weiteres Wasser und weiteres Öl in die Zwischenlagen dieser Layer packt. :-)

Alternative: viel RL nehmen (mindestens 5 % oder mehr) und einfach ins Wasser geben, das ergibt fettigen Pudding. :-D Aber exakt das wollen wir nicht mehr, daher ist es wichtig, nur wenig RL zu nehmen und exakt so zu arbeiten wie im Portrait bzw. Rührkurs beschrieben.
Hm, danke für Deine Antwort, Heike aber - ich habe es exakt nach dieser Methode Emulgatorgel wie im Portrait beschrieben gemacht! :ja:
Meine Frage mit der Wassertemperatur habe ich gestellt, weil ich überlege, ob das Wasser vielleicht einen Tick zu kalt gewesen sein könnte, denn "Zimmertemperatur" ist ja nicht so eine exakte Sache...
Manuka-Bee hat geschrieben: Es gibt mehrere Schwachpunkte in der Rezeptur. Zu einem ist Lecithin (Lipodermin und RL) viel zu hoch dosiert, das wird einfach zu viel fuer deine Haut sein
Meinst Du? In der Basisrezeptur L2 ist der Anteil an Lecithin 5% und damit sogar höher als in meinem Rezept (4,6%).
Der Lipodermin-Anteil liegt beim L2 Basisrezept bei 3,33% - gut, in meinem Rezept etwas höher, 4,05%.

Hier der Übersicht halber die Gegenüberstellung:
Basisrezeptur L2 enthält Lipodermin und Reinlecithin zusammengefasst 8,33%
Mein Rezept enthält Lipodermin und Reinlecithin zusammengefasst 8,65%.
Ich habe also im Vergleich mit der Basisrezeptur L2 0,32% mehr - ist das bereits "viel zu hoch" dosiert?
Manuka-Bee hat geschrieben: ...zum anderen bewirken Lecithine die Fluidisierung der Emulsion selbst.
Das ist ein interessanter Hinweis. Also emulgieren und fluidisieren Lecithine zugleich?
Manuka-Bee hat geschrieben: Die Emulsion kann man evtl. noch retten, in dem man sie hochtourig mit Stabmixer gut durchpruegelt und Xanthan oder HEC dazugibt, wirklich nur sehr wenig...
Das werde ich heute abend probieren!

Liebe Grüße und 1000 Dank! Es wird schon werden, ich berichte nochmal, ob es geklappt hat mit dem Xanthan.
Liebe Grüße,
Pialina

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

Die Basisrezepturen stammen aus einer Zeit vor dem Emulgatorgel. :-) Ich sollte sie alle einmal überarbeiten. :gruebel:
Liebe Grüße
Heike

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