FloRi hat geschrieben: ↑Donnerstag, 23. Februar 2023, 12:06
Laut Naturkosmetik
klick
ist CETEARYL ALCOHOL ein Emulgator.
Eine Aussage wird dadurch, dass sie in einem Onlineshop (!) steht, nicht richtiger.
varney hat geschrieben: ↑Donnerstag, 23. Februar 2023, 12:33
unter dem Namen Cetearylalkohol werden mehrere Produkte vertrieben (kann man auch auf Olionatura nachlesen), unter anderem auch ein Produkt, dass als Emulgator dient. Allerdings verkauft der von dir verlinkte Shop Lanette O.
Je nach Handelsprodukt sind die Anteile an Cetyl- und Stearylalkohol durchaus unterschiedlich – Cetearylalkohol (als INCI-Bezeichnung) ist und bleibt jedoch ein Komemulgator. Was
Du meinst, Varney, ist: Unter dem Handelsnamen »Lanette®« werden verschiedene Typen vertrieben, darunter solche, die durch Zusatz von Natriumcetylstearylsulfat oder Natriumlaurylsulfat emulgierende Eigenschaften aufweisen. Diese Varianten werden als »Lanette E« bzw. »Lanette N« gehandelt. Aus der Pharmazie gibt es den Begriff »emulgierender Cetearylalkohol« – das ist einer der beiden, E oder N (habe gerade vergessen, welcher). Die beiden sind O/W-Emulgatoren, aber die INCI lauten eben nicht »Cetearylalkohol«.
FloRi hat geschrieben: ↑Donnerstag, 23. Februar 2023, 13:15
Oh... ich wusste nicht, dass ich hier einem Konzept folgen muss
Du solltest prinzipiell ein Konzept
haben, bevor Du ein Kosmetikum herstellst. Wenn man selbst noch nicht viel Erfahrung (und noch kein eigenes Konzept entwickelt) hat, ist es aus meiner Sicht sehr sinnvoll, sich an Konzepten anderer zu orientieren, die durchdacht und fundiert sind. Das Problem ist zu erkennen, welche Informationen seriös sind und woran man fachliche Kompetenz erkennt.
Ich widerspreche Leela übrigens ausdrücklich. Selbstverständlich kann auch hier jeder nach eigenem Gusto rühren – aber die Rührküche
hat ein Konzept, deshalb existiert sie. Dieses Konzept bedeutet, dem Handwerk des Herstellens von Kosmetik
»mit dem Anspruch zu begegnen, das, was man tut, so gut und so reflektiert wie möglich zu tun.« Ich habe Beautés Einwand in diesem Sinne verstanden: Wenn man eine Formulierung sieht, die nur Cetearylalkohol als »Emulgator« einsetzt und bei der Squalan nicht als Lipid erkannt wird, liegt der Schluss nahe, dass gerade das, was man tut, nicht so reflektiert getan wird wie man es sollte.

Das ist keine Sünde, die meisten finden wegen ihrer fachlichen Wissenslücken zu uns.
Aussagen wie »Jede Haut ist anders« ist in diesem Kontext aus meiner Sicht übrigens nicht angebracht. Es geht nicht darum, ob man Rohstoff X oder Rohstoff Y bevorzugt oder mit einem persönlich nicht so gute Erfahrungen gesammelt hat, sondern um das Herstellen eines Produkts, das am Ende nach Best Practise konzipiert und hergestellt wird. Der Weg dahin folgt klaren Regeln. Wenn's um Emulsions- oder mikrobielle Stabilität geht, zählen Fakten. Ob man prinzipiell Fettalkohol mag oder nicht –
das ist wiederum individuell.
FloRi hat geschrieben: ↑Donnerstag, 23. Februar 2023, 14:26
Emulgatoren/Konsistenzgeber (0.6 g | 2 % | 11.8 % der Fettphase)
0.6 g Emulsan (2 %)
[…]
Hilfs- und Zusatzstoffe (1.8 g | 6 %):
0.15 g Xanthan Gum (0.5 %)
Kann stabil bleiben. Man braucht nach meiner Erfahrung hohe Scherkräfte. 0,5 % Xanthan sollten sich hier positiv auf die Statistik auswirken – eventuell jedoch nicht auf das Hautgefühl.
Aber Versuch macht kluch, also einfach ausprobieren.

Ohne Tests weißt Du auch nicht, wie sich das Ganze auf der Haut anfühlt, wie es sich verteilen lässt usw. …
Ein Serum ist das Ganze jedoch nicht mehr, es ist eine leichte O/W-Emusion. Du wirst sehen, wie sie sich verhält, wenn Du darüber eine weitere Emulsion gibst.
Nachtrag: 2008 habe ich die Eigenschaften von Fettalkoholen am Beispiel von Cetylalkohol in einem Test sichtbar gemacht. Damals kursierten bereits die Aussagen, es sei ein Emulgator. Ich dachte mir: Ich probiere es selbst, dann weiß ich es.
Ich kopiere den Test noch einmal hier hinein (hier geht's zum
Thread von 2008). Cetylalkohol ist ein C16-Fettalkohol, Cetearylalkohol ein C16/C18-Alkohol. Das Prinzip ist identisch, mit ihm klappt's genauso.
Probe 1
Ich schmelze 3 gr Cetylalkohol im Becherglas auf ca. 60 °C und rühre 7 gr gleich erhitztes Wasser unter. Zunächst sind kleine Fettaugen auf der Wasseroberfläche zu sehen, dann wird die Mischung leicht opak, bleibt aber inhomogen und griesig – das verstärkt sich, als sie langsam kühler wird. Das Foto unten zeigt die Mischung, als sie noch sehr warm ist:
Am Ende des Emulgierprozesses schwimmen griesige Inseln in dem Wasser. Der Cetylalkohol ist zu schwach polar, als dass er effektiv Wasser binden könnte … also doch keine Emulgierkräfte? Richtig dispergiert (fein verteilt) ist er auch nicht.
Probe 2
Ich gebe das Becherglas wieder ins Wasserbad und füge 0,1 gr eines hydrophilen Emulgators (Glycerinstearat SE) dazu, das sind ca. 3,3 % des Cetylalkohols, und schmelze ihn mit Cetyl und Wasser auf, diesmal bei ca. 65 °C. Erneutes Emulgieren zeigt eine homogenere, milchig opak wirkende Flüssigkeit – die winzige Prise Emulgator verhilft dem Cetyl zu einer besseren Dispergierung … Konsistenz hat die Mischung noch nicht, es ist eine milchige Plörre mit leichten Grieskörnchen. Seltsam eigentlich

, denn Cetyl hat einen hohen Schmelzpunkt und sollte bei 30 % Anteil an einer Emulsion eigentlich mehr Konsistenz geben können. Ich gebe zu, das ist eine rhethorische Feststellung, weil ich ja theoretisch weiß, warum das so ist – ich will es aber praktisch erfahren.
Probe 3
Ich schmelze die Mischung wieder im Wasserbad auf und gebe weitere 0,1 gr Emulgator dazu – und plötzlich emulgiert die Mischung und wird opak weiß und hochviskos:
Was ist passiert? Das ist die berühmt-berüchtigte
flüssig-kristalline Gelphase (auch Mischkristallisat genannt), die Cetylalkohol mit ein wenig Emulgator auszubilden vermag – und hier wird deutlich, warum er als koemulgierend gilt. Emulgator (hier mit knapp 2 % auf gesamt dosiert) und Cetylalkohol bilden ein Netzwerk, in dem Wasser eingelagert wird und durchziehen die gesamte Wasserphase und geben ihr dadurch Konsistenz – hier ohne weitere Öle, mir ging es auch nur darum, einmal dieses Mischkristallisat pur zu sehen und sie auch für andere sichtbar zu machen. Was wir hier sehen, sind nicht kleine Fetttröpfchen von Wasser umhüllt, sondern so etwas, wie man es oben in dieser Abbildung sieht (bei der man sich vorstellen muss, dass diese flüssig-kristalline Gelphase sich netzartig durch die ganze Wasserphase zieht – sie gibt Konsistenz und bindet ein Wasserdepot, eventuell mit gelösten Wirkstoffen darin):
Die Grafik wird auf Olionatura.de erläutert. Bei dem Beispiel im Test fehlen die Öltropfen (1) (weil kein zusätzliches Öl in den Testemulsionen ist) , wir haben nur Emulgator und Koemulgator, also (3). Das Wasser ist (2), und (4) ist überschüssiger Koemulgator.