Projekt - Aussalzen - es entsteht wieder Seife

Traumseifen entwickeln, Rohstoffe testen, Siedegeheimnisse teilen, Fehlern auf die Spur kommen – hier ist der kreative Mittelpunkt für Seifensieder.

Moderator: Birgit Rita

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mara501

Projekt - Aussalzen - es entsteht wieder Seife

Ungelesener Beitrag von mara501 »

Hallo,

nachdem ich vor einigen Tagen meine Schätze kontrolliert habe, sah ich dass da einige verdächtige kleine gelbe Flecken zeigten. Bei dieser unserer "subtropischen" Klimawandlung - und die Seifen "wohnen" ja bei mir, direkt unterm Dach - naja - kein wirkliches Wunder.

Hab die betroffenen eingesammelt und es wurde ein 2,5 kg Eimer gut voll. Gestern abend dann die Seifen einzeln ähnlich wie Kartoffelaugen ausgeschnitten - zerkleinert - Schnippsel gemacht und in einem großen 10 Liter Topf gepackt. MIt der ca. doppelten Volumenmenge Wasser versetzt und langsam geschmolzen...

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dieser Vorgang dauerte wirklich ewig lange, langsam damit nichts anbrennt. 2-3 Stunden, immer wieder rühren, Eieruhr auf 10 Minuten - Interwall - immer wieder kontrollieren, rühren, rühren....
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Endlich - keine Seifenbröcklein mehr - fast ein perfekter Leim. Jetzt kamen 400 gr. Salz gelöst in ca. 1 liter Wasser zum Einsatz. Man sieht die Lauge bricht. Langsam beginnt der "Eierflaumsuppenstand" - diesen hab ich wohl gute vier/fünf mal hintereinander wallen lassen. Och hier steigts dann in Sekunden! Also keine "Eieruhrinterwalle" mehr möglich - ab hier nur noch persönlich am Herd!
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Ja Nr. 7 ging nicht über - nein - nur für euch damit Ihr seht was in einigen Sekunden passiert ... Herd ausgeschalten, nochmals umgerührt und eine Nacht im Topf geschlafen - hat sie die guteste. Heute morgen holte ich sie als "Wagenrad" vorsichtig aus der Unterlauge...
und jetzt beginnt Tag 2. - zweites aussalzen.

Schön soweit - aber wie weiter - nur salzen ? hmm weil die überfetteten, guten Kaltgerrührten haben ja keinen Überschuß an NaOH - also werd ich wohl Natronlauge zugeben müßen ??? Sonst wird das nie und nimmer Kernseife - bzw. haltbar auf ewig ?? - und vielleicht nicht wirklich gute Helfer beim Putzen ?

margit

Ungelesener Beitrag von margit »

Vielen Dank Mara, das ist ja eine schöne Fotoserie.

Leider bin ich dir keine Hilfe beim Aussalzen, ich habe das noch nie probiert.
Aber von zusätzlicher Natronzugabe habe ich noch nichts gehört.


Aber bestimmt gibt es bald Hilfe.


Ich habe jetzt bei C. Kasper nachgelesen.

Sie mischt ein Art Putzgel mit ausgesalzenen 200 - 300 g Seifenraspel und 100g Haushaltssoda (Schichtsoda)

Josefine

Ungelesener Beitrag von Josefine »

Ich hab letztens über 2 Kilo Kernseife gemacht. *uff

Ich gehe vor wie du. Wenn ich bei 4. angelangt bin, rechne ich etwa (! genau geht eh nicht) das unverseifte Fett in der Masse aus. Also ungefähr so: 500g Seifenschnipsel mit 10% Überfettung = 50 g freies Fett. Damit man Kernseife bekommt, muß dieses Fett nachträglich verseift werden. Für 50 g Fett nehm ich also etwa 10 g NaOH, damit dieses verseift wird. Das gebe ich vorsichtig in den Topf und lasse es etwa 5 Minuten köcheln. Weil jetzt aber noch freies NaOH im Topf ist, wird ausgesalzen. Dann trennt sich der Seifenleim vom Wasser und vom NaOH. Die sogenannte Unterlauge bleibt übrig. Vorsicht! Ätzend. Also Handschuhe an und Brille auf. Den Seifenleim kann man mit einem Schöpflöffel noch warm abnehmen, und zur Sicherheit gleich nochmal aussalzen. Damit eventuell noch freies NaOH auch wirklich raus ist. Ich salze zur Sicherheit immer dreimal aus. Der Seifenleim wird mit jedemmal weißer und reiner.

Mit dem Seifenleim kann man dann tolle Sachen machen: Wieder nachträglich Überfetten (macht keinen Sinn, aber mir war langweilig), beduften usw.

Anja

Ungelesener Beitrag von Anja »

Es kommt drauf an, was Du erreichen möchtest, mara. Wenn du eine Kernseife haben willst, dann kommst Du um eine NaOH-Zugabe nicht drumherum. Su-Shee hat den Vorgang mal in einen Artikel gepackt.

Durch das reine Ausalzen, ohne NaOH-Zugabe reinigst Du die Seife von Zusätzen wie Farbe, Kräutern, etc, das Glycerin wird zusätzlich auch mit rausgeschwemmt. Übrig bleibt eine Seife, die glycerin- und (fast) zusatzfrei ist, weiterhin überfettet ist und sich trotzdem auch zum Putzen eignet, aber eben keinesfalls eine Kernseife ist.

Ich spar mir die Zugabe von NaOH regelmäßig und salze nur aus, um die ganzen Zusätze rauszukriegen - macht sich nicht so toll, wenn Du die Seifenflocken zum Wäsche waschen verwendest und da noch Farbe drin ist. :mrgreen:

mara501

Ungelesener Beitrag von mara501 »

hallo,

oh danke -

nach den ratschlägen hab ich gerade jetzt - gut halt beim 2en aussalzen - NaOH aufgelöst dazugegeben . natuerlich ist im nachhinein ein wiegen ausgeschlossen :stupid: aber ca. 2,5 liter vollumen-eimerchen mit seifchen und noch ein paar schnipsel aus der kiste - tja könnte insgesamt 2 kilo sein :lesen: :?: - also ich hab jetzt einfach 35 gramm NaOH rausgewogen, aufgelöst und reingegeben. hmm - es simmert halt auf kleinster flamme - 300 gr. salz und wasser hatte ich schon vorher dabei - lass das nun simmern und es darf wieder absetzten bis morgen. schau ma mal.

denke das "ausschleifen" ist die kunst - was will ich erreichen - hm ? ja - vielleicht die hälfte kernseife und die andere hälfte wieder überfetten aber diesesmal mit etwas lorbeeröl. hmm - suche auch noch nach holzasche - nee vielleicht doch nicht :/ . meine ideen sind doch manchmal sonderlich, aber ich denk da praktisch - warum sollte eine mandelöl&sheabutterseife schlaechter sein als eine reine olive zum weiterkochen ? hmm - tja - gut dass der grill mit der holzkohlenasche :raucher: bei freunden steht. aber jucken täts mich schon irgendwie. achja ...

liebe grüße
mara

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Helga
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Ungelesener Beitrag von Helga »

Hallo Mara,

Respekt, sehr gut dokumentiert. :)

Liebe Grüße
Helga

Anja

Ungelesener Beitrag von Anja »

Kennst Du "Leben auf dem Lande" von John Seymour? Da wird beschrieben, wie das mit der Holzasche funktioniert. Das ist ja auch noch was, was mich mal jucken würde auszuprobieren. Rein interessehalber. Der Begriff "ausgelaugt" kommt ja auch von dieser Art der Seifenherstellung. Die Holzasche wurde so oft übergossen, bis sie "ausgelaugt" war.

Katharina
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Ungelesener Beitrag von Katharina »

Liebe Mara,
tausend Dank für deine ausgesprochen anregende Dokumentation.
Leider bin ich für Aussalzen nicht der richtige Ansprechpartner, da ich bisher schlicht zu faul dazu war. :kicher:
Dank deiner Beschreibung wird sich das in Kürze ändern. :ja:
Freundlich grüßt
Katharina

mara501

Ungelesener Beitrag von mara501 »

Anja hat geschrieben:Kennst Du "Leben auf dem Lande" von John Seymour? Da wird beschrieben, wie das mit der Holzasche funktioniert. Das ist ja auch noch was, was mich mal jucken würde auszuprobieren. Rein interessehalber. Der Begriff "ausgelaugt" kommt ja auch von dieser Art der Seifenherstellung. Die Holzasche wurde so oft übergossen, bis sie "ausgelaugt" war.
liebe anja -

ja - ja - "das buch" 8) hat mich durch die höhen und tiefen der kochenharten jobs (wenn ich mich recht entsinne) des anlegens von tiefkultur-gemüsebeet, hochkultur-gemüsebeet u.a. auch schafe halten anstatt mähen gebracht (war zwar gottseidank nicht mein eigenes projekt) begleitet - leider vor fast 30 jahren - mittlerweile ist dieses buch verschollen...hm !!!

irgendwie interssant - da ich leider nicht mehr im besitz des buches bin, könnten wir doch mal ein solches holzaschenprojekt machen - wieviel und welche (ich könnte buchenholzasche - wobei es da ja verschiedene aschestadien gibt?) ...ja - wäre eine gute idee. vermutlich geht das alles anders als ichs mir denk - direkt beim verseifen nicht wahr?

liebe grüße
mara

Anja

Ungelesener Beitrag von Anja »

Hihi, der Papst der Aussteiger. :mrgreen:

Aus der Holzasche wird die Lauge zum Verseifen hergestellt. Man bohre in ein Holzfass Löcher in den Boden, lege den Boden mit Stroh aus und streue Buchenholzasche (oder eine anderen Hartholzasche) darauf und übergieße die Mischung ein paar mal täglich mit Wasser. Darunter stellt man ein Auffanggefäß, fängt das Wasser auf und gießt das aufgefangene Wasser dann wieder über die Asche, usw, bis die Asche "ausgelaugt" ist. Ob die Lauge selbst stark genug ist soll man daran erkennen, dass ein rohes, frisches Ei auf der Oberfläche der Lauge schwimmen kann.

Im Naturseifenforum hat das mal jemand ausprobiert und, wenn ich mich recht erinnere, eine Lauge produziert, die wohl nicht stark genug war.

Ist halt keine reproduzierbare Sache, weil man mit dieser Art der Seifenherstellung kein Feintuning betreiben kann, sondern mal eben eine richtig starke Lauge erhält, die eventuell scharfe Seife produziert (Aussalzen nötig!) oder eben eine zu schwache Lauge, die nicht richtig verseift. Aber jucken tät's mich trotzdem mal. ;D

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lavendelhexe
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Ungelesener Beitrag von lavendelhexe »

Liebe Mara,

hier gibts das Kapitel aus dem Buch als pdf: klick :)
Schöne Fotos vom aussalzen sind das.

Ich habe zwar schon ausgesalzen, aber es ist mir inzwischen zu aufwändig. Für die Waschmaschine mahle ich die Seife mit Soda zusammen im elektrischen Zerhacker.
Liebe Grüßlis,
Lavendelhexe

Anja

Ungelesener Beitrag von Anja »

Ah. Genau. Und HIER hat gangkerl aus dem NSF das auch schon ausprobiert.

mara501

Ungelesener Beitrag von mara501 »

hallo,

liebe lavendelhexe ein herzliches danke für den link - genial.

ich denk aber vielleicht ist das ein projekt wenn ich eines tages vieel zeit habe und in pension gehe. hmm - eher nicht für die dachwohnung gedacht . eigentlich schade - tja, :eek: :evil: ideen die da kommen und 8) gehen....

liebe grüße
mara

mara501

Ungelesener Beitrag von mara501 »

hallo,

.......nach nochmals 3maligen aussalzen und gute 2 wochen später - eben in handliche stücke geschnitten....

so sieht sie aus....[ externes Bild ]

mit etwas citronell beduftet - und wäscht wie der teufel, gerade probiert für spielplatz"verschmutze" jungsklamotten ideal, also ich bin begeistert, irgendwie doch noch eine kernseife geworden.

liebe grüße
mara

margit

Ungelesener Beitrag von margit »

mara, das hast du so toll gemacht.
Aber ich habe bei weitem nicht die Geduld dazu , das nachzumachen
Und deshalb ist es noch mehr als gut.

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Ungelesener Beitrag von cosmee »

ja, wirklich. hut ab. das ist vorbildliche verwertung!!
hab ich mir auch noch nie angetan, diese arbeit!
Das Leben beginnt mit dem Tag, an dem man einen Garten anlegt.
Chin. Sprichwort
Ich lade Euch ein in meinen Garten www.kraeuterhuegel.at

Anemone

Ungelesener Beitrag von Anemone »

Seh ich wie margit und cosmee. Würde mir gerne mal eine von Dir eintauschen gegen etwas, was Du Dir vielleicht auf meiner Web-Seite aussuchst?

mara501

Ungelesener Beitrag von mara501 »

Anemone hat geschrieben:Seh ich wie margit und cosmee. Würde mir gerne mal eine von Dir eintauschen gegen etwas, was Du Dir vielleicht auf meiner Web-Seite aussuchst?
liebe anemone,
ja - du möchtest mein kernseifchen probieren - gerne doch. km kommt.

liebe grüße
mara

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Rosamunde
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Ungelesener Beitrag von Rosamunde »

mara - ich bin "noch" keine Seifensiederin. Deine Fotos hätten mich eher an eine leckere Schaumspeise denken lassen.
Übrigens gibt´s das Leben auf dem Lande in Neuauflage. Das nur als Tipp. Ich hab das alte noch, aber rein zufällig sah ich dieser Tage ein neues im Buchladen. Da hat doch mein Herz gehüpft, weil ich früher auch danach gegärtnert habe -lang, lang ist´s her.
Grüße Rosamunde
Die Zeit vergeht nicht schneller als früher, aber wir laufen eiliger an ihr vorbei. G. Orwell

mara501

Ungelesener Beitrag von mara501 »

liebe rosamunde,

ach rosamunde, ich wollte nur ein bisschen massageöle mischen - nun bin ich begeisterte :love: seifenköchin und rühre mit der gleichen leidenschaft meine lotionen & co.

soso "john seymors" neuauflage. ... gärtnerst du noch ? ich darf vielleicht auch bald wieder und habs auch schon ewig nicht mehr (denn ein balkon ist letztlich leider doch kein garten).... mein herz würde, glaube ich, auch "hüpfen" wenn ich wieder in dem buch blättern könnt.....


liebe grüße
mara

windspiel

Ungelesener Beitrag von windspiel »

Hallo!

Ich mag auch meinen Senf dazu geben.
Die Art und Weise wie Seymore die Lauge gewinnt (mit dem Faß) funktioniert tadellos. Ich hab mir letztes Jahr eins gebaut.
Jedoch wesentlich besser als Buchenholzasche sind Holzasche von getrockneten Kastanienblättern oder Kakaoschalen. Die Kakaoschalen liegen hier zwar leider nicht rum, aber man kann sie ganz günstig bekommen.
Die Methode, womit er die Laugenstärke mißt (der Stock an dem Stein mit der Makierung) läßt einen doch recht gut die Laugenstärke bestimmen. Bei mir hat es auf jeden Fall funktioniert.
Ich finde, dasss seine Anleitung wirklich die Beste ist, die mir bekannt ist.
Sollte es irgendwann ein Projekt dazu geben, würde ich auch sehr gerne mitmachen, wenn ich darf.
Is zwar viel Arbeit, aber es macht richtig Spaß.

PS deine Seife. Hut ab, die is einsame Spitze geworden.
LG Windspiel

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