Mich würde interessieren, ob Ihr noch mit Reinlecithin arbeitet, nachdem es nun ja Präparate wie Fluidlecithin gibt...und ob es da Vor- oder Nachteile gibt. Ich finde die früheren Experimente von Euch mit dem Vorquellen von Lecithin sehr interessant
Hier noch eine Frage an Heike, ob man so etwas wie das unten kopierte Rezept für ein "Lecithin-Organogel" auch selbst herstellen könnte? Das hatte ich in einem Artikel der Deutschen Apothekerzeitung gelesen, verlinken ging leider nicht.
Kopiebeginn:
Lecithin-Organogele
Ein weiteres interessantes Oleogelsystem stellen die Lecithin-Organogele (LO) dar, die bereits 1988 von Scartazzini und Luisi in der Literatur beschrieben wurden [5]. Sie bestehen aus Lecithin, das die Rolle des Gelbildners übernimmt, einem unpolaren Lösungsmittel, das die zusammenhängende externe Phase darstellt, und einer kleinen Menge an polarer Flüssigkeit, meist Wasser. Zur Herstellung wird zuerst das Lecithin in einer geeigneten lipophilen Flüssigkeit, zum Beispiel einem pflanzlichen Öl, Isopropylmyristat oder Isopropylpalmitat, gelöst. Die Lecithin-Moleküle bilden dabei inverse kugelförmige Mizellen. Durch die Zugabe einer polaren Flüssigkeit, zum Beispiel Wasser, Glycerol oder Ethylenglykol, kommt es nun zur Gelbildung. In der Literatur ist beschrieben, dass es durch den Wasserzusatz zu einem uniaxialen Wachstum der kugelförmigen Mizellen zu zylinderförmigen Mizellen kommt, welche sich überlappen und ein dreidimensionales Netzwerk bilden [7]. Mechanistisch wird davon ausgegangen, dass der Wasserzusatz zur Bildung von Wasserstoffbrücken zwischen den Phosphat-Kopfgruppen benachbarter Phospholipid-Moleküle führt und so die Bildung zylindrischer Assoziate ermöglicht [8]. Dieser Mechanismus und die Struktur der zylindrischen Assoziate sind in Abbildung 3 dargestellt. Das molare Verhältnis von Wasser zu Lecithin ist dabei typischerweise 2 : 10 und variiert abhängig von der chemischen Struktur der lipophilen Phase. Zu große Mengen an Wasserzusatz können zu einer Destabilisierung des Gels führen.
Abb. 3: Darstellung der Bildung des dreidimensionalen Netzwerks aus zylindrischen Mizellen bei der Herstellung von Lecithin-Organogelen [8, 13].
Lecithin-Organogele wurden in etlichen Studien bereits als Carrier für hydrophile und hydrophobe Wirkstoffmoleküle verwendet. Hydrophobe Moleküle werden direkt in der Ölphase gelöst, wohingegen hydrophile Moleküle der polaren Flüssigkeit, die zum Einsetzen der Gelbildung verwendet wird, zugesetzt werden [7]. Bei der Herstellung dieser Organogele sollte noch beachtet werden, dass synthetische Lecithine mit lediglich gesättigten Fettsäuren nicht verwendet werden können, da es hier nicht zur Gelbildung kommt. Zusätzlich sollte der Phosphatidylcholin-Anteil des eingesetzten Lecithins mindestens 95% betragen. Einer der großen Vorteile dieses Oleogels ist die relativ einfache Herstellung basierend auf der Selbstassoziation der Lecithin-Moleküle. Es handelt sich um ein thermodynamisch stabiles System, das unempfindlich für Feuchtigkeit ist. Durch die Balance von hydrophilem und lipophilem Charakter interagiert das Lecithin-Organogel gut mit den epidermalen Strukturen der Haut und verbessert so die Wirkstoffpenetration und den Transport von Wirkstoffmolekülen. Werden pharmazeutisch akzeptierte Hilfsstoffe verwendet, so ist das Gel auch bei langer Anwendungsdauer gut verträglich [9].
Liebe Grüße von Tueftlerin
Reinlecithin noch aktuell?
Moderator: Helga
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Die Fluidlecithine gab es damals, als ich die Experimente mit dem Reinlecithin-Gel startete, auch schon.Tueftlerin hat geschrieben: ↑Samstag, 10. November 2018, 15:21Mich würde interessieren, ob Ihr noch mit Reinlecithin arbeitet, nachdem es nun ja Präparate wie Fluidlecithin gibt...und ob es da Vor- oder Nachteile gibt. Ich finde die früheren Experimente von Euch mit dem Vorquellen von Lecithin sehr interessant

Die von Dir genannten Lecithingele, die Scartazzini und Luisi 1988 beschrieben haben, scheinen ebenfalls auf die Arbeit von Kleinsorgen zurückzugehen, diese ist aus dem Jahr 1981 – es sind die Grundlagen, die wir hier bereits vor über 10 Jahren – siehe Link – thematisiert haben.
Ich liebe hydriertes Lecithin; Reinlecithin habe ich damals nach den Tests irgendwann ad acta gelegt. Hier war einige Zeit noch das etwas hochwertigere Hansa-Lecithin Thema, das deutlich mehr Phosphatidylcholin enthält.
Liebe Grüße
Heike
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Da hast Du/habt Ihr damals ja richtige Pionierarbeit geleistet - schade, nicht dabei gewesen zu sein.
Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort!
Ich habe noch viele Fragen, aber nun werde ich erst mal weiter lesen und v.a. experimentieren!
Liebe Grüße von Tueftlerin
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Ganz unbescheiden: Ja.Tueftlerin hat geschrieben: ↑Samstag, 10. November 2018, 17:35Da hast Du/habt Ihr damals ja richtige Pionierarbeit geleistet - schade, nicht dabei gewesen zu sein.


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Das geht mir aber ganz genau so!
Liebe Grüße von Tueftlerin
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