Ureacreme

In diesem Unterforum erörtern wir Themen rund um die Entwicklung, Herstellung und Optimierung von Hautpflegeprodukten (inklusive Fehlersuche).

Moderator: Helga

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Martha

Ureacreme

Ungelesener Beitrag von Martha »

Hallo an Alle!
Ich bin ganz neu hier und freue mich, dabei sein zu dürfen! Ich habe mich bereits in Heikes Naturkosmetik Buch reingelesen und habe aber dennoch sooo viele Fragen! Nun würde ich gerne die erste Creme rühren. Sie soll für meinen Sohn ( 7 Jahre alt) sein, der wegen seiner Hauterkrankung eine intensive Körperpflegecreme benötigt.
Dieses Rezept habe ich zusammengestellt:

43 % Fettphase ( 43g )
- 20 g Mandelöl
- 7g Jojobaöl
- 7 g Sheabutter
- 4 g Nachtkerzenöl

Emulgator:
- 4 g Lamecreme
- 1 g Lanolin

57 % Wasserphase
Wirkstoffe:
- 4g Urea
- 3 g Glycerin
- 3 g D-Panthenol

Zusatzstoffe
- 1 g Rokonsal
- 1 g Milchsäure ( 80 %)
- 4 g Natriumlaktat ( 50 %)
- 0,5 g äth. Lavendelöl+ Rosengeranienöl

40,5 g dest. Wasser

Meint Ihr, das könnte was werden? Oder ist da etwas völlig unstimmig oder fehlend?
Als Rührwerkzeug habe ich mir dafür den Stabmixer von Gastroback mit Emulgieraufsatz gekauft. Hat jemand hier damit Erfahrung?
Ich habe Glastiegel mit Kunstoffdeckel sowie Kunstoffspatel. Wie werden sie gereinigt vor dem Abfüllen? Mit Alkohol besprühen? Auskochen würde sie doch kaputt machen, oder?
Wenn die Sachen im Dampfgartopf fertig sind, sind sie doch alle nass vom Wasserdampf und müssen erst trocknen. Wie macht Ihr das? Abends zuvor alles vorbereiten? Verkeimt das denn nicht wieder, wenn ein paar Stunden vergehen? Hab da ziemlich großen Respekt davor, weil man es ja der Creme hinterher nicht ansieht, ob oder wie stark sie verkeimt ist.

Ich freue mich auf Austausch und Eure Erfahrungen!

Liebe Grüße und einen schönen Abend,
Martha

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Helga
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Ungelesener Beitrag von Helga »

Martha hat geschrieben:
Dienstag, 8. Dezember 2020, 18:59

Zusatzstoffe
- 1 g Rokonsal
- 1 g Milchsäure ( 80 %)
- 4 g Natriumlaktat ( 50 %)
- 0,5 g äth. Lavendelöl+ Rosengeranienöl
Liebe Martha, kann es sein, dass Du Dich bei Milchsäure und Natriumlaktat verschrieben hast? Die Gesamtmenge des Rezeptes beträgt 100g = 100%;
1g = 1% Milchsäure, das ist die doppelte Menge der Empfehlung. und
4g Natriumlaktat = 4% NaLac sind auch die doppelte Menge einer 50%igen Lösung,
schau mal hier: klick
Auszug aus Rohstoffportrait Milchsäure:
... Je nach Rezeptur bieten sich folgende kosmetisch orientierte Einsatzkonzentrationen an (in der dermatologischen Praxis wird doppelt so hoch dosiert):

0,5 % Milchsäure (80%ig) und 1 % Natriumlaktat (Pulver)
0,5 % Milchsäure (80%ig) und 2 % Natriumlaktat-Lösung (50%ig)
0,5 % Milchsäure (80%ig) und 1,6 % Natriumlaktat-Lösung (60%ig)
Wenn Du mit Rokonsal konservierst musst Du besonders auf den Ph-Wert achten, der darf weder zu tief noch zu hoch sein :), sonst wird er unwirksam.
Schau mal hier: klick
Auszug aus Rohstoffportrait: ... Wirkung: Breitband-Konservierungsmittel im pH-Wertbereich bis pH 5–5,4
Als Rührwerkzeug habe ich mir dafür den Stabmixer von Gastroback mit Emulgieraufsatz gekauft. Hat jemand hier damit Erfahrung?
Such doch mal mit der Suchfunktion unter Gastroback :) Damit kannst Du hochtourig rühren und das ist die Hauptsache :)
Ich habe Glastiegel mit Kunstoffdeckel sowie Kunstoffspatel. Wie werden sie gereinigt vor dem Abfüllen? Mit Alkohol besprühen? Auskochen würde sie doch kaputt machen, oder?
Wenn die Sachen im Dampfgartopf fertig sind, sind sie doch alle nass vom Wasserdampf und müssen erst trocknen.
Die trocknen ziemlich schnell, weil es ja heiss ist, anschließend besprühe ich mich Alkohol. Die Kunststoffdeckel - ich verwende keine Tiegel - ja ich würde sie mit 70%igem Alkohol besprühen :)

...... und herzlich willkommen im Forum :)
Liebe Grüße und noch einen schönen Tag :-)

Helga

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Bellis
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Ungelesener Beitrag von Bellis »

Helga hat geschrieben:Liebe Martha, kann es sein, dass Du Dich bei Milchsäure und Natriumlaktat verschrieben hast? Die Gesamtmenge des Rezeptes beträgt 100g = 100%;
1g = 1% Milchsäure, das ist die doppelte Menge der Empfehlung. und
4g Natriumlaktat = 4% NaLac sind auch die doppelte Menge einer 50%igen Lösung,
Hier möchte ich nochmal einhaken, um mehr Verständnis für Neurührerinnen zu schaffen:
Natriumlaktat kaufen wir fertig als Lösung und zwar als 50%ige (z.B. hier) oder 60%ige in vielen gängigen Shops (z.B. hier oder hier). Insofern müssen wir zur Herstellung unseres Harnstoffpuffers immer genau unser gekauftes Produkt anschauen, weil sich die Mischungsverhältnisse unterscheiden, je nachdem ob wir 50%ige oder 60%ige Lösung eingekauft haben, s. Helgas Beitrag oben. Arbeiten wir mit der 50%igen Lösung ist das Mischungsverhältnis 4:1 Natriumlaktat : Milchsäure.

@ Marthe:
Insofern ist das in deiner Rezeptur vorgeschlagene Verhältnis 4% NaLa : 1% MS grundsätzlich korrekt. Du erhältst damit eine Pufferkapazität von 5%, weil der Anteil der Pufferbestandteile 5% deiner Gesamtmischung ausmacht. Damit wird in Standard-Harnstoff-Apothekenrezepturen grundsätzlich gearbeitet.
Nach Heikes Vorschlag arbeiten wir ebenfalls mit dem Verhältnis 4:1. Aber wir verwenden 2,0 % NaLa und 0,5 % MS. Damit erhalten wir eine Pufferkapazität von 2,5 %, die für unsere frisch und zügig verbrauchte Kosmetik ausreichend ist. Und sie gibt uns damit die Möglichkeit, ggf. weitere wasserlösliche Wirkstoffe einzuplanen.

Wenn du wie angegeben vorschriftsmäßig pufferst, erhältst du einen pH-Wert von ca. 4,2, unabhängig von der Pufferkapazität. Der stellt sich durch den Puffer automatisch ein und sollte optimal nicht weiter korrigiert werden, weil Harnstoff zum Zerfall neigt und dadurch der pH-Wert ansteigen kann. Der Puffer fängt den gefürchteten pH-Wert-Anstieg ab und sorgt damit dafür, dass unsere natürlichen Konservierer weiter ihre Arbeit tun können.

Rokons kannst du verwenden zur Konservierung. Der pH-Wert muss unter 5,4 liegen, sonst ist er unwirksam. Das ist im Rohstoffportrait leider nicht ganz so klar. Heike zielt in ihrem Portrait auf die bevorzugte hautfreundliche Einstellung auf pH-Werte von 5-5,4. Weiter unten im Portrait steht dann wieder optimaler pH-Wert unter 5,4. Rokons schaden lediglich ph-Werte über 5,4, Werte unter 5 schaden nicht!

Mit dem Einsatz von Lamecreme kenne ich mich nicht aus, habe ich bisher nicht selbst genutzt. Lt. Heikes Portrait empfehlen sich 4-6%. Da würde ich sicherheitshalber beim ersten Rühren höher gehen als die von dir eingeplanten 4%. Die 1% Lanolin wirken in deiner Rezeptur eher als Wirkstoff, weniger als Emulgator.

Die 3 % Panthenol könnten zu einer etwas klebrigen Haptik führen. Wenn die Wirkung des Panthenols aus therapeutischer Sicht wünschenswert ist, dann ist das aber Nebensache.

Ansonsten hört sich die Rezeptur für mich rund an.

Zu deinen anderen Fragen:
Glastiegel und Metallteile wie Spatel, Löffel etc. können gut ausgekocht oder dampfsteriliert werden. Die gehen nicht kaputt. Du kannst sie anschließend an der Luft trocknen lassen oder aber du stellst sie in die vorgeheizte Backröhre zum Trocknen. Das verkürzt das Prozedere. Die Kunststoffteile mit 70%igem Alkohol satt einsprühen und an der Luft trocknen lassen. Ich stelle meine Teile dazu auf vorher mit Alk. eingesprühtem Küchenkrepp ab und decke sie nach dem Trocknen damit bis zum Gebrauch ab.

Ich hoffe, das hilft ein wenig weiter.
"Wer auf einen Baum klettern will, fängt unten an, nicht oben." (afrikanisches Sprichwort)

Martha

Ungelesener Beitrag von Martha »

Liebe Helga und Bellis,
ich danke euch für Eure schnelle Antworten!

Die Menge der Milchsäre und des Natruimlaktats habe ich bewusst in dieser Dosierung gewählt. Dieses Verhältnis habe ich der therapeutischen Creme meines Sohnes entnommen, ebenso die Harnstoffkonzentration, da der Harnstoff für seine Creme von wesentlicher Bedeutung ist!

Bellis, danke für den Hinweis mit dem D-Panthenol. Ich werde es erstmal aufgrund seiner therapeutischen Eigenschaften so belassen. Sollte es aber doch zu klebrig werden, weiß ich, woran es dann liegt und kann es dann ggf. beim nächsten mal reduzieren!

Es ist mir bereits bekannt, daß der PH-Wert wegen des Rokonsals und des Harnstoffs im niedrigen Bereich von 5-5,4% liegen sollte.
Das macht mir auch schon Kopfschmerzen. Ich habe Indikatorpapier und Stäbchen besorgt zum Prüfen des pH-Werts.
Nun schreibst Du, Bellis, daß ich wohl mit meiner Rezeptur bei einem pH Wert von 4,2 lande. Ist das denn nicht zu niedrig für die Haut ???

Tatsächlich habe ich auch schon darüber nachgedacht, ob Lamecreme mit 4 g ausreichen würde. Ich werde nun doch lieber mit 6 g anfangen und schauen, wie es wird.

Die Idee mit dem Backofen find ich gut, sollte mir das trocknen doch zu lange dauern!

Danke für Eure Tips, das macht mir den Start einfacher! Ich werde es heute wohl nicht mehr schaffen, morgen früh geht es aber defintiv los. Ich werde berichten, wie es geworden ist!

Liebe Grüße und einen schönen Tag wünsch ich Euch!
Martha

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

Bellis hat geschrieben:
Mittwoch, 9. Dezember 2020, 09:03
Rokons kannst du verwenden zur Konservierung. Der pH-Wert muss unter 5,4 liegen, sonst ist er unwirksam. Das ist im Rohstoffportrait leider nicht ganz so klar. Heike zielt in ihrem Portrait auf die bevorzugte hautfreundliche Einstellung auf pH-Werte von 5-5,4. Weiter unten im Portrait steht dann wieder optimaler pH-Wert unter 5,4. Rokons schaden lediglich ph-Werte über 5,4, Werte unter 5 schaden nicht!
Danke, liebe Bellis, ich habe die Formulierung im Portrait gerade geändert. Der Hersteller schreibt, je niedriger der pH-Wert, desto besser sei die konservierende Leistung, pH 5,4 wird als höchster Wert genannt, ein Lieferant notiert »pH: 2–5“.

PH 5–5,4 ist ein Bereich, den ich grundsätzlich als Optimum, da er sehr hautphysiologisch ist und gleichzeitigmit unseren naturkosmetischen Konservierern kompatibel ist.
Liebe Grüße
Heike

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Bellis
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Ungelesener Beitrag von Bellis »

Martha hat geschrieben:Es ist mir bereits bekannt, daß der PH-Wert wegen des Rokonsals und des Harnstoffs im niedrigen Bereich von 5-5,4% liegen sollte.
Das macht mir auch schon Kopfschmerzen. Ich habe Indikatorpapier und Stäbchen besorgt zum Prüfen des pH-Werts.
Nun schreibst Du, Bellis, daß ich wohl mit meiner Rezeptur bei einem pH Wert von 4,2 lande. Ist das denn nicht zu niedrig für die Haut ???
Ja, der vorschriftsmäßige Milchsäurepuffer stellt pH-Werte von ca. 4,2 ein. Vorgeschädigte Haut, z.B. atopische Haut kann sogar von einem derart niedrig eingestellten, sauer gepufferten pH-Wert profitieren. Das berichten hier im Forum immer wieder Rührküchenmitglieder aus eigener Erfahrung. Wenn du das in deiner Rezeptur angegebene Mischungsverhältnis aus einer therapeutischen Rezeptur für deinen Sohn entnommen hast, dann sollte die verordnete Creme auch eben diesen niedrigen pH-Wert haben. Verträgt dein Sohn die Rezeptur gut? Dann solltest du genau so rühren, wie du es vorhast, denn das ist immer noch die sicherste Variante, wenn man Harnstoff einsetzen will. Viele Anwenderinnen vertragen das gut bzw. profitieren sogar von diesem Vorgehen.

Viel Erfolg beim Rühren.
"Wer auf einen Baum klettern will, fängt unten an, nicht oben." (afrikanisches Sprichwort)

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