unschlüssig ob ich mich gleich in den "Rezepte entwickeln" Bereich begebe, habe ich dann doch mal das Einsteiger Unterforum gewählt, da dies mein erster Beitrag ist. Habe mich nach etwas Vorbildung mit Rohstoffen versorgt um nun ein paar eigene Kosmetikprodukte zu rühren, zunächst hauptsächlich zur Körperreinigung. Da ja jeder so seine eigenen Gründe hat, warum er vom fertigen Produkt zum Selbstrühren übergeht, hier mal meine Motive. Ich habe zum Glück recht “normale” Haut und Haare und mich plagen keinerlei Unverträglichkeiten. Dass ich nun ans Selbstmischen gehe, liegt an den folgenden Eigenschaften handelsüblicher Produkte (Naturkosmetik eingeschlossen):
Zum einen gibt es eine Tendenz zu geringen Konzentrationen, die zu Mehrverbrauch einlädt, oder - weniger boshaft - meinetwegen auch als "schonend" interpretiert werden kann. Aber für jeden Hersteller ist Wasser immer noch die billigste Zutat. Ich bin jedoch ein Freund von Konzentraten und sehe mich durchaus in der Lage, ein konzentriertes Produkt entsprechend zu dosieren.
Obendrein beobachte ich - in der konventionellen Kosmetik massiv und in der Naturkosmetik aber teilweise auch - eine Tendenz zu gewissen “Bullshit Features”, also vermeintliche Zusatznutzen, mit denen man sich vom Wettbewerb abheben möchte, die aber kaum einer braucht und die selten halten, was sie versprechen. Für mich muss ein Duschgel nicht einmal “rückfettend” sein. Mein Credo “weniger ist mehr” lässt sich mit Eigenrezepturen sicher am besten umsetzen.
Und schließlich habe ich bezüglich der Düfte einfach viel zu genaue Vorstellungen, als dass ich mich mit dem Angebot aus dem Regal weiter abfinden möchte. Verschlimmert wird dies durch die aktuelle Mode (und auch da zieht die Naturkosmetik mit) von fruchtigen und kulinarischen (“Gourmand”) Düften, die mir überhaupt nicht behagt.
Daraus folgen für mein erstes Duschgel, um das es hier gehen soll, die folgenden Anforderungen:
- So konzentriert wie möglich (und sinnvoll), um mit geringer Dosierung und auch geringer Konservierung auszukommen
- So wenig Zutaten, wie möglich. Es soll mich einfach nur sauber machen.
- Zunächst unparfümiert, um in kleinen Einheiten mit natürlichen, ätherischen Ölen (ÄÖs) parfümiert zu werden
Bezüglich der Konzentration würde ich gerne auf einen WAS Anteil von mindestens 15% gehen. Was spricht dagegen, sogar noch etwas höher, also auf so 17-18% zu gehen? Dass damit dann entsprechend sparsam umgegangen werden muss, um keine austrocknende Wirkung zu haben, ist klar. Aber gibt es Nachteile, von denen ich keine Ahnung habe?
Bei der Wahl der Tenside habe ich mich etwas an den Rezepten von Spinnrad orientiert und habe nun je 500ml Decylglucosid und Betain sowie je 100ml (bzw. g) SLSA, Sanfttensid (Sucrose Cocoate) und Lamesoft PO65 (Coco-Glucoside). Wie ihr seht, sollen Decylglucosid und Betain die Haupttenside werden, was ich den Rezepten von Spinnrad entnommen habe. Dass Betain hier keinen so guten Ruf genießt, oder zumindest von Heike nicht empfohlen wird, las ich erst nach meiner Bestellung. Ich werde es jetzt in meinen Rezepten erstmal einsetzen und habe den großartigen Tensidrechner damit gefüttert:
Für 300 g Duschgel mit 15 % WAS benötigen Sie
6.9 g SLSA (2.3 % im Endprodukt)
38.2 g Decylglucosid (12.7 % im Endprodukt)
8.7 g Kokosglucosid (2.9 % im Endprodukt)
45 g Kokosbetain (15 % im Endprodukt)
3.5 g Sanfttensid (1.2 % im Endprodukt)
Der Tensidanteil setzt sich dann zusammen aus ca.
10 % anionischen Tensiden
60 % nichtionischen Tensiden
30 % amphoteren Tensiden
Das SLSA sollte ursprünglich gar nicht ins Duschgel und ich habe es eigentlich nur mit rein genommen, um auf ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Decyglucosid und Betain zu kommen (bei Einhaltung der Begrenzung von max 30% amphoteren Tensiden). Aus Heikes Artikeln zu den Tensiden ging jetzt nicht eindeutig hervor, wie es zu dieser Begrenzung auf 30% kommt - kann man mir das noch mal kurz erklären? Wenn ich nun das SLSA weg lasse, sollte ich dann auf jeden Fall nur die beiden nichtionischen erhöhen, um mit dem Betain auf 30% zu bleiben?
Zur Konsistenz: Ein Gel mit hohem WAS sollte relativ dick sein, um die erforderliche, geringe Dosierung bewerkstelligen zu können. Als Verdicker habe ich hier Kokosglucosid (Lamesoft PO65) drinnen. Ich weiß, dass ich an der Konsistenz noch Feintuning vornehmen kann, aber sieht das o,g, Rezept erst mal so aus, als könne es einigermaßen hochviskos werden? Dann las ich, dass man mit Salz noch nachdicken kann. Macht man hierzu eine konzentrierte Lösung in Wasser, oder bekommt man mit genügend Rühren auch kristallines gelöst? Ich könnte auch noch mit Xanthan etwas andicken, aber am schönsten wäre es, wenn das Produkt mit den genannten Zutaten dick genug wird. Klappt das?
Schließlich zum Duft: Da ich hier etwas experimentieren muss bzw, möchte, würde ich gerne die ganze Mischung ohne Duft zubereiten und dann kleine 50ml Portionen mit ÄÖs beduften. Meint Ihr, dass ich genügend öllösende Wirkung in der Mischung habe, also die ÄÖs einfach ins fertige Produkt geben kann und dort auch gut verteilt bekomme? Eine Alternative wäre, aus den Tensiden Eine Basismischung zu machen und dann kleinere Portionen mit der Wasserphase und den ÄÖs anzumischen. Hätte auch den Charme, der längeren Haltbarkeit bzw. der geringeren Notwendigkeit von Konservierung. Praktischer wäre aber, eine größere fertige Mischung herzustellen. Was meint Ihr?
So, dass ist jetzt etwas länger geworden. Ich hoffe, ein paar von Euch haben die Muße, es durchzulesen und ich freue mich auf Eure Antworten! Grüße!