lavendelein hat geschrieben:Ich bin ganz schön verunsichert, was die nativen Buttern angeht ... aber gibt es nicht auch Unterschiede bei raffinierter Ware? Vielleicht weniger in Bezug auf Qualität sondern eher in Bezug auf die Verarbeitung?
Es gibt unterschiedliche Raffinationsschritte, das stimmt, und so kann z. B. ein als unraffiert bezeichnetes Öl oder eine Butter durchaus gedämpft sein (mit bis zu 250 °C heißem Wasserdampf behandelt), um z. B. Geruchsstoffe zu entfernen. Raffination bedeutet Lösungsmittel, die sorgfältigst entfernt werden müssen. Auch hier gilt: Laboruntersuchungen testen auf Rückstände und sollten in Zertifikaten bestätigt werden. Ich habe hier Zertis liegen, die besagen z. B. :
»Lösungsmittel-Rückstände: Der pharmazeutische Hilfsstoff erfüllt die Anforderungen nach Ph.Eu … Unabhängig davon werden die lebensmittelrechtlichen Anforderungen erfüllt.«
Im Hinblick auf andere Schadstoffe wie PAK (Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) und Dioxin wird ebenfalls bestätigt, dass die Einhaltung der Höchstgehalte von Kontaminanten sichergestellt wird.
Sagen wir so: ich kenne einen der Hauptlieferanten unserer Händler für raffinierte Öle und Buttern, und
der ist vorbildlich im Qualitätsmanagement.

Auch bei raffinierter Ware gibt es keine 100%ige Sicherheit (je nach Herkunft), aber uns schützt tatsächlich, dass ein Großteil raffinierter Fette auch pharmazeutisch genutzt wird und Ansprüchen nach bestimmten Arzneibüchern erfüllen müssen. Du hast bestimmt schon einmal »erfüllt die Richtlinien nach DAB« gelesen – Deutsches Arzneimittelbuch. Hier sind die Kontrollen schärfer als bei unseren nativen Buttern. Notfalls das Zerti erfragen – der Händler sollte es haben. Wenn nicht – Finger weg.
Da gibt es einen großen Lieferanten aus der Szene, der laut Ausage vieler über aller Kritik steht. Auf der Homepage seines Nilotica-Lieferanten gibt es nur ein 3 Jahre altes Zertifikat; eine Maildresse dieser afrikanischen Webseite ist mittlerweile ungültig. Mich machen solche Dinge nachdenklich. Wenn mir dann ein Händler versichert, er vertraue Lieferant X oder Y einfach, bekomme ich einen dicken Hals. Ein vertrauenswürdiger Lieferant gibt mir als Händler selbstverständlich aktuelle Zertifikate gemäß GMP oder gemäß gesetzlicher Vorgaben (wenn ich z. B. Kosmetika herstelle), ein vertrauenswürdiger Händler kauft ausschließlich auf Basis korrekter Papiere – was soll das?
Bei nativen Ölen ist es relativ gefahrlos, bei den großen Markenfirmen im Bioladen zu kaufen. Dort wird in der Regel nach
GMP gearbeitet, was dem Kunden ein verhältnismäßig hohes Maß an Sicherheit gewährt – 100%ige gibt es nie und nirgends, auch nicht bei Lebensmitteln. Mein persönlicher Anspruch ist jedoch: es muss auch kleineren Anbietern möglich sein, sich auf dem Markt zu behaupten, und das funktioniert auf Dauer nur über Qualität. Daher halte ich an dieser Initiative unbeirrbar fest, trotz vieler Gerüchte über mich, die meines Erachtens gezielt gestreut werden, anonymer Mails und eisernem Schweigen statt fruchtbarem Austausch, wie man Qualität gemeinsam umsetzen kann. Genau die Reaktionen und Nichtreaktionen mancher Zeitgenossen zeigen mir, dass ich in ein Wespennest gestochen habe.
Ich habe letztens ein Muster einer Sheabutter erhalten, die ein Experiment war: eine winzige Charge, von 3 Frauen traditionell produziert, aus
frisch gesammelten Nüssen (üblich sind Pressungen aus Nüssen, die teilweise monatelang irgendwo lagern), unter persönlicher Aufsicht einer Person, die mir von dieser Butter Muster zusandte. Hintergrund waren Gespräche zwischen uns beiden über Möglichkeiten der Qualitätsverbesserung traditioneller Produktion – hier erfolgte z. B. eine Filterung vor Abfüllung, um Fremdkörper auszuschließen – was bei Abfüllung außerhalb der EU mit gewissen Risiken behaftet ist (wenn Du mal Fotos der Produktion gesehen hast). Ich habe diese Butter hier im Forum erwähnt – und prompt ein (nicht personifiziertes) Mail erhalten, ich möge doch bitte das Zertifikat dieser Butter zeigen, ansonsten sei ich unglaubwürdig. Diese Charge ist klein und nicht auf dem Markt, eine Analyse wird erst bei Einfuhr gemacht – wenn die Produktion wirklich einmal im größeren Stil startet. Das Muster war ein persönliches Geschenk an mich, die Sheabutter liebt und glaubt, dass auch Afrikaner Butter produzieren können, die europäischen Ansprüchen genügt. Tja … so sieht es aus. Das Wespennest summt.
Einige Infos zu Ölqualitäten und Begrifflichkeiten rund um Öle bekommst Du auf Olionatura ->
in diesem Beitrag und oben im
Basisartikel.