Fachartikel: […] optimized and traditional shea butters

Fettsäurespektren, Jodzahlen und Fettbegleitstoffe – hier werden Öle, Buttern und Wachse en detail gewürdigt.

Moderator: Heike

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Fachartikel: […] optimized and traditional shea butters

Ungelesener Beitrag von Heike »

Der folgende mir voliegende Artikel ist bereits von mir zitiert worden; ich möchte ihn kurz in seinen Kernaussagen zusammen fassen:

Physiochemical and microbiological characteristics of optimized and traditional shea butters from Côte d'Ivoire
Rose-Monde Megnanou, Sébatsian Niamke, Jaques Diopoh
Afrika Journal of Biochemistry Research Vol. 1 (4), pp 41–47, 07/2007


In diesem Artikel werden 164 Sheabutter-Proben von verschiedenen Märkten an der Elfenbeinküste gesammelt, mit verschiedenen Methoden analysiert und mit 2 Chargen von Sheabutter verglichen, die traditionell, aber unter optimierten Bedingungen im Labor produziert wurden. Ziel war, qualitätsmindernde bzw. -fördernde Faktoren zu bestimmen. Methoden und Verfahren werden detailliert beschrieben.

Die Proben der Märkte wiesen große Differenzen hinsichtlich Farbe, Geruch und Konsistenz auf:
farblich variierten sie von Gelb über Beige bis Grau, olfaktorisch gab es geruchsdezente (»odorless«), leicht riechende/normale (»moderated«), riechende/duftende (»fragant«) und ranzige (»rancid«) Geruchseindrücke. In der Konsistenz fielen harte und weiche Buttern auf. Im Durchschnitt aller Proben dominierten farblich gelbe (ca. 68 %), ranzig riechende (ca. 34 %) und in der Konsistenz harte (ca. 94 %) Qualitäten.

Die Analysen legten teilweise hohe Werte an Kontaminationen offen; besonders negative Werte wiesen die grauen Qualitäten auf (insbesondere was die Peroxidzahl (POZ), Säurezahl und Wassergehalt betrifft), während sie gleichzeitig nur geringe Mineralstoffwerte zeigten. Besser schnitten die gelben Qualitäten mit hohen Mineralstoffwerten ab (vermutlich durch die mit verarbeiteten Pflanzen, die gleichzeitig die gelbe Farbe bedingen) und hohen Jodzahlen; die beigen dagegen zeigten geringere Restfeuchtigkeitswerte und niedrigere Säurezahlen. Der Anteil an Unverseifbarem war insgesamt auffallend niedrig und lag jeweils unter 2 % – für eine Paradoxa subsp. paradoxa extrem wenig (so wenig haben nur die Niloticas von Haus aus).

Die Restfeuchte bei dem Buttern betrug zwischen 3,36 und knapp 15 (!) % – optimal sind Werte unter 0,2 %. Die POZ-Zahl schwankte zwischen knapp 15 und 31 (!) % – Höchstwert guter Buttern sind POZ von 15, gerne 10.
Die mikrobielle Belastung war durchgehend hoch: Schimmel, Hefen, vereinzelt Salmonellen, keine entsprach dem internationalen Standard eines Lebensmittelfetts.
Hoch war auch die Belastung mit Schwermetallen.

Als Ursache werden die fehlende Kontrolle über den Herstellungsprozess, ungeeignete Lagerung und Verpackung, schlechte Nussqualität und die Vermarktung auf schmutzigen, staubigen Märkten gesehen.

Die optimierte Sheabutter wurde traditionell im Labor hergestellt, eine Charge natur, die andere mit Hinzufügen der Wurzeln von C. tinctorium, was von vielen Frauen traditonell gemacht wird, u. a. weil die enthaltenen Tannine die Haltbarkeit der Butter erhöhen sollen und die Farbstoffe sie gelblich färben. Im Folgenden werden beide Buttern durch ihre Farbe unterschieden: beige ist die naturbelassene, gelb die mit Wurzeln hergestellte.

Optimiert wurde der Herstellungsprozess durch folgende Maßnahmen:

• die frischen Nüsse werden vor Verarbeitung blanchiert und trocknen nur 1 Woche in der Sonne (statt 2, 3 oder 4) (-> Schutz vor Lipolyse und Oxidation sowie vor Schimmelbefall)
• sie werden nur 5 Minuten angeröstet (-> Verminderung der Lipidoxidation, die zu hohen POZ-Zahlen führt)
• sie werden in frischem, sauberem Wasser 1 Stunde gekocht (eine der Chargen in einem Dekokt der Wurzel), das Öl abgeschöpft und 5 Minuten durch Erhitzen dehydriert.
• die Butter wird sauber verpackt und bei 4 °C gelagert.

Insgesamt ist die Erhitzungszeit wesentlich kürzer, die Wasserqualität kontrolliert, Verpackung und Lagerung einem Fett angemessen. Sonne und Sauerstoffeinfluss werden minimiert.

Ergebnis sind helle, beige bis gelbe Sheabuttern von weicher Konsistenz und leichtem Geruch. Die physiochemischen Analysen zeigen Restfeuchtewerte von 0,15 % (!), POZ-Werte von knapp 3 bis knapp 6, hingegen einen Anteil an Unverseifbarem von über 17 % (!) bei beiden Chargen. Auch die Mineralstoffgehalte sind sehr hoch, bei der gelben durch die mitgekochten Wurzeln noch höher, dafür die Kontamination mit Schwermetallen geringst bis 0. Die Buttern sind mikrobiell einwandfrei und entsprechen Lebensmittelstandard.
Liebe Grüße
Heike

ojeoli

Ungelesener Beitrag von ojeoli »

liebe heike,

ich weiss nicht ob das jetzt hier der richtige platz ist, aber ich wollt nur danke sagen, dass du dem forum so viele informationen zur verfügung stellst. aus meiner studienzeit weiss ich was es für arbeit ist einen englischen fachartikel allgemeinverständlich zusammenzufassen. gerade diese "sheadiskussion" hat in mir doch ein umdenken angestossen, nicht nur im rührbereich (das rühren macht ja gerade ne unfreiwillige pause) sondern auch allgemein. ich hab immer gerne bei dem lieferanten gekauft der möglichst günstig ist und schnell liefert, natürlich wenn möglich kba (fürs gewissen??) aber nicht unbedingt. das wird sich in zukunft ändern denn auch ich bin ein mündiger verbraucher. und nur durch das kaufverhalten kann man wirklich was ändern.hab das jetzt fürs erste zumindest wieder auf meinen alltag angewandt!
danke!!

lg, olivia

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Ojeoli, ich danke Dir für dieses Feedback. Ich glaube, es ist sehr wichtig, möglichst viele Informationen zu sammeln, um über sie ins Gespräch zu kommen. Leider kann ich nur englische Quellen nutzen, mangels Sprachkenntnissen sind mir französische (da gibt es sehr viele Artikel zu Sheabutter!) oder spanische verwehrt.

Mir ist wichtig zu betonen, dass die Artikel zum Dialog einladen sollen. Sie sollen ein Spektrum an Perspektiven zeigen, keine unantastbare »Wahrheit«. Bitte fühlt Euch eingeladen, Eure Meinung (auch kontroverse Sichtweisen) zu äußern, andere Quellenhinweise zu ergänzen, kurz – fruchtbar mit Informationen umzugehen, damit wir gemeinsam mündig werden.

Dein »Danke« freut einfach das Herz. Das muss ich an dieser Stelle ganz dringend sagen, Olivia. :-)
Liebe Grüße
Heike

Ninchen

Ungelesener Beitrag von Ninchen »

Hallo Heike,

hast du denn zufällig spanische Quellen, die du mir zukommen lassen koenntest?
Ich hatte in der Schule Spanisch und hatte eh daran gedacht, es ein wenig zu reaktivieren. Allerdings kann ich leider noch nicht sagen, inwieweit ich dieses Semester überhaupt Zeit dazu habe, da ich ausgesprochen viel zu tun haben werde. Aber ich würde mich bereit erklären, mir zumindest einen Text mal anzugucken, und je nachdem wie gut es klappt/ wie ich Zeit habe, dann irgendwann die Ergebnisse zu präsentieren.

Das Thema finde ich sehr interessant, und ich finde es sowas von klasse dass die Themen hier teilweise auch von ihrer wissenschaftlichen Seite betrachtet werden (gerade die Zusammensetzung ist ja das Qualitätsmerkmal schlechthin) und so ist es einfach für mich, mein Hobby und mein Interesse miteinander zu vereinen.

Liebe Grüße, Cathrin

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Ninchen hat geschrieben:… hast du denn zufällig spanische Quellen, die du mir zukommen lassen koenntest?
Über Sheabutter gibt es eine große Anzahl französischer Artikel, die mir leider verschlossen bleiben. Spanische habe ich konkret nicht im Kopf. Es kommt stark auf das Produkt und seine Herkunft an; über Sacha Inchi wird naturgemäß sehr viel in spanischer Sprache veröffentlicht. Du könntest selbst mal googlen: manteca de karité bzw. manteca de shea ist meines Wissens (?) Sheabutter. :-) Mit einem anderen Fachbegriff kombiniert kommen dann auch nicht kommerzielle und seriösere Artikel.
Das Thema finde ich sehr interessant, und ich finde es sowas von klasse dass die Themen hier teilweise auch von ihrer wissenschaftlichen Seite betrachtet werden […]
Ja, das war immer meine Vision. :-) Wissen macht kritisch … und unabhängig.
Liebe Grüße
Heike

wilma

Ungelesener Beitrag von wilma »

Heike hat geschrieben:Bitte fühlt Euch eingeladen, Eure Meinung (auch kontroverse Sichtweisen) zu äußern, andere Quellenhinweise zu ergänzen, kurz – fruchtbar mit Informationen umzugehen, damit wir gemeinsam mündig werden.
Ok, dann traue ich mich mal, eine deutlich andere Sichtweise darzustellen. Ich bleibe eng an dem oben zusammengefassten Artikel. Es ging um standardmäßig hergestellte Buttern im Vergleich zu Buttern, die unter optimierten Bedingungen im Labor hergestellt wurden. Ein paar Dinge dabei möchte ich mal hinterfragen.

- Woher sollen die Menschen in West- oder Ostafrika die Laborbedingungen nehmen? Wer ist bereit, das zu bezahlen? Nicht den Kostenfaktor unterschätzen! Schon in Deutschland kann ein Analysenzertifikat bedeuten, dass sich die Kosten für ein Öl verdreifachen. Da ist die Akzeptanz durch potentielle Käufer sehr niedrig, wie kürzlich hier im Forum nachzulesen war (ich meine, es ging um Traubenkernöl - margit?). In Afrika wären weit mehr Investitionen notwendig als nur die AZ-Kosten. Da geht es um eine tiefgreifende Änderung der Produktionsbedingungen, von der traditionellen Herstellungsweise Umstellung auf Laborbedingungen mit allen Implikationen.

- Ein AZ, welches in Afrika erstellt wurde, ist nicht generell aussagekräftig dafür, dass hier in Mitteleuropa saubere keimarme Ware ankommt. Lila hat es aus eigener leidvoller Erfahrung im Sheabutterthread ausführlich dargelegt - Fremdkörper und Schimmel trotz Traumwerten im AZ! Wieso? Weil die Transportbehälter nicht unbedingt sauber sind. Da kann ne Menge Keime drin wachsen, bis die Ware in Europa angekommen ist. Weiterer Grund: Beschädigung der Transportbehälter während der Reise vom Herstellungsland zu uns. Da können Keime einwandern und haben genügend Zeit, die Sheabutter zu verderben. Ein repräsentatives AZ muss die Beschaffenheit der Ware anzeigen, wie sie hier beim Verbraucher ankommt. Wie die Butter mal war, als sie in Afrika war, das besagt nichts über die Qualität, die wir in die Finger bekommen.

- Wenn es in den Ländern, wo die Sheabutter hergestellt wird, nicht mal sauberes Trinkwasser gibt, wie können wir dann verlangen, dass es ausgerechnet für Sheabutterherstellung benutzt wird?!

- Woher soll das erwähnte Kühlhaus kommen? Wer soll das bezahlen?

- Woher kommt die Energie fürs Kühlhaus? Der Anstieg der Energiekosten in Afrika ist gegenwärtig DER Armutsfaktor - gerade gehört von Leuten, die in Tansania waren. Wenn man sich nicht mal die Energiekosten für die tägliche Mahlzeit leisten kann, wie soll man dann für Einhaltung von 4°C im Kühlhaus sorgen?! Na? Seit Jahrzehnten wird in Afrika für die Essenszubereitung Kerosin verwendet - der Preis für diesen fossilen Energieträger, der importiert werden muss, ist in letzter Zeit in schwindelerregende Höhen gestiegen. Die Nutzung eigener Energiequellen führt zur Umweltzerstörung, da ist kein Baum, kein Strauch sicher, weil Holz als Brennmaterial für die Zubereitung von Mahlzeiten dringend gebraucht wird. Solarenergiegewinnung in signifikantem Ausmaß ist bloße Zukunftsmusik im Moment. Also womit die Energie für Kühlhäuser bereitstellen? Selbst in Ghana ist Energie im Moment Mangelware wegen Trockenheit - die Wasserkraftwerke liefern deshalb nicht ausreichend Energie. Und da noch zusätzliche Energiefresser wie Kühlhäuser fordern, damit westeuropäische Häutchen angemessen verwöhnt werden können?

- Bitte mal in Wikipedia und in den angegebenen Links nachlesen über die REALEN Probleme der westafrikanischen Länder, die Sheabutter produzieren. Es geht um Mangel an Trinkwasser, Energie, HIV ... Schonender Umgang mit den knappen Resourcen wäre eigentlich angesagt. Wie können wir aber fordern, dass die ohnehin knappen Resourcen (Wasser, Energie, Wald ...) ausgerechnet für ein Luxusgut für Westeuropäerinnen verplempert werden?

- Last but not least: Wo bleibt der Respekt vor der kulturellen Identität dieser Länder? Wie kann ich fordern, dass traditionelle Herstellungsweisen zugunsten "optimierter Laborbedingungen" gemäß mitteleuropäischen überzogenen Erwartungen aufgegeben werden, inklusive Bau von Kühlhaus und Verschwendung von Wasser und Energie? Das sind m.E. neokolonialistische menschenverachtende Bestrebungen. Wer einmal einen afrikanischen Markt besucht hat und durch ein afrikanisches Dorf gegangen ist, der wird wissen, wie weit die "optimierten Laborbedingungen" von der westafrikanischen Realität und den realen Nöten der Menschen dort entfernt sind.

Was bleibt also zu tun?

1. Auf raffinierte Sheabutter ausweichen.
2. Auf vorhandene, in Europa erstellte AZ verlassen und gemäß diesen AZ gezielt unraffinierte Shea kaufen, falls man auf unraffinierter Ware besteht.

Dies mal nur so als meine persönliche Meinung, als Denkanstoß und Grundlage für eventuelle weitere Diskussionen.

Grüßle,
wilma

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Ein kritischer, konstruktiver Beitrag, der zum Dialog einlädt – Danke! :-)

Ich unterstreiche alles, Wilma. Mein erster Gedanke war: in den Dörfern gibt es keine Labore und es wird dort auch keine geben. Der zweite war: Kühlmöglichkeiten? Dennoch ist dieser Beitrag sehr, sehr wichtig und und sehr informativ. Intention der Autoren war zunächst, qualitätsmindernde bzw. -fördernde Faktoren zu bestimmen, ich zitiere den Originaltext:

»A comparison was realized between the characteristics of shea butters from local markets in Cote d'Ivoire and optimized shea butters, manufactured in a laboratory, in order to valuate the improvements in quality.«

Interessant ist z. B., wie stark der Gehalt an Unverseifbarem offenbar von einzelnen Produktionsschritten abhängt. Vor Ort spielen diese Untersuchungen aber durchaus eine Rolle; so bin ich mit einem Mann dort in Kontakt, der aus genau solchen Untersuchungen Anregungen zieht, wie er Verbesserungen im traditionellen Produktionsprozess verwirklichen kann. Vergleichbares (d. h. Erkenntnisse aus der Forschung) findet auch Eingang in die Produktion von Arganöl (mit dem ich mich die letzten Wochen intensiver beschäftigt habe). Prof. Charrouf spielt hier die dominante Rolle als Mittlerin zwischen wissenschaftlicher Forschung und nationalem Engagement.

Was ich sagen möchte, ist: Afrika möchte verkaufen, u. a. Europa möchte kaufen. Das gilt für Arganöl wie für Sheabutter. In beiden Fällen gilt es, die kulturelle Identität der Menschen vor Ort zu respektieren und Produktstandards zu verwirklichen, die akzeptabel sind. Was daraus umgesetzt werden kann, muss geprüft werden. Kühlhäuser im Dorf … kaum. Laborbedingungen garantiert nicht. Andere Parameter sehe ich als realistisch an. Alleine die kürzeren Röstungszeiten, Kontrollen darüber, dass nicht schmelzpunkterhöhendes Pflanzenmaterial verwendet wird usw. lassen sich gut umsetzen.

In diesem Kontext sehe ich das Experiment in diesem Fachartikel. Deinen Aussagen stimme ich unabhängig davon in weitem Maße zu.
Liebe Grüße
Heike

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Ungelesener Beitrag von Heike »

So, nun bin ich aus der Tierklinik zurück und möchte einzelne Aspekte noch einmal kurz beleuchten oder detaillierter kommentieren. :-)
wilma hat geschrieben:- Woher sollen die Menschen in West- oder Ostafrika die Laborbedingungen nehmen? Wer ist bereit, das zu bezahlen? Nicht den Kostenfaktor unterschätzen! Schon in Deutschland kann ein Analysenzertifikat bedeuten, dass sich die Kosten für ein Öl verdreifachen. Da ist die Akzeptanz durch potentielle Käufer sehr niedrig, wie kürzlich hier im Forum nachzulesen war (ich meine, es ging um Traubenkernöl - margit?). In Afrika wären weit mehr Investitionen notwendig als nur die AZ-Kosten. Da geht es um eine tiefgreifende Änderung der Produktionsbedingungen, von der traditionellen Herstellungsweise Umstellung auf Laborbedingungen mit allen Implikationen.
Ja, das sehe ich auch so. Mich hat der Einwand der gestiegenen Kosten des Traubenkernöls in diesem Kontext auch irritiert, denn der Kosten-Aspekt war bereits mehrfach vorher Konsenz: Qualität kostet, und diese Kosten kann nicht alleine der Händler tragen.
Reine Vision ist dies dennoch nicht, wie – ich wies bereits darauf hin – das Arganöl-Beispiel zeigt. Hier sind es Kooperationen mit Organisationen, die unterstützend tätig sind, investieren, Starthilfe geben. Bei Sheabutter gibt es bereits Vergleichbares; im Internet sind Beispiele zu finden, z. B. die »Ideal Providence Farms«, die Kooperation von WALA, auch die Arbeit von Herrn Höllige.
- Ein AZ, welches in Afrika erstellt wurde, ist nicht generell aussagekräftig dafür, dass hier in Mitteleuropa saubere keimarme Ware ankommt. Lila hat es aus eigener leidvoller Erfahrung im Sheabutterthread ausführlich dargelegt - Fremdkörper und Schimmel trotz Traumwerten im AZ! Wieso? Weil die Transportbehälter nicht unbedingt sauber sind. Da kann ne Menge Keime drin wachsen, bis die Ware in Europa angekommen ist. Weiterer Grund: Beschädigung der Transportbehälter während der Reise vom Herstellungsland zu uns. Da können Keime einwandern und haben genügend Zeit, die Sheabutter zu verderben. Ein repräsentatives AZ muss die Beschaffenheit der Ware anzeigen, wie sie hier beim Verbraucher ankommt. Wie die Butter mal war, als sie in Afrika war, das besagt nichts über die Qualität, die wir in die Finger bekommen.
Das Analysezertifikat der derzeit betroffenen 2 Muster kommt aus einem deutschen Labor, insofern greift in diesem Beispiel Deine Aussage nicht – passieren kann so etwas trotzdem. Steinchen hatte ich übrigens auch einmal in Butter aus Hamburg. Außer diesen beiden Beispielen habe ich allerdings noch keine weiteren Reklamationen gehört, obwohl bei mir viel zusammenläuft, was mit Shea zu tun hat … dürfte sich also um Größenordnungen handeln, die passieren wie gekipptes Rosenhydrolat bei Händler X oder ranzige Sheabutter bei Händler Y oder Grenzwertüberschreitungen von Arganöl bei Firma Z, alles Beispiele aus den letzten Wochen. Es passiert, weil es eben Variablen innerhalb des Gesamtprozesses gibt, die wir nicht alle im Blick und unter Kontrolle haben.
Was bleibt also zu tun?

1. Auf raffinierte Sheabutter ausweichen.
2. Auf vorhandene, in Europa erstellte AZ verlassen und gemäß diesen AZ gezielt unraffinierte Shea kaufen, falls man auf unraffinierter Ware besteht.
Gute Gedanken. Bei näherer Betrachtung löst Vorschlag 1 in keiner Weise die Probleme vor Ort, dennoch ist er natürlich legitim. Fakt ist, dass Sheabutter in hohem Maße in Europa als Rohstoff geschätzt und gekauft wird. Fakt ist, dass die gängige Vermarktung dessen, was hier mangels Qualität raffiniert wird (werden muss), nicht zwingend auf Handelsbeziehungen beruht, die soziale Strukturen vor Ort schützen und faire Bezahlung garantieren. Wer also raffinierte Sheabutter kauft, schützt seine Haut vor mikrobieller Belastung, sollte sich aber nicht dem trügerischen Glauben anheim geben, er habe zwingend faire soziale Prozesse gefördert.

Beides ist vor allem dann möglich, wenn man das Produkt als solches optimiert, Kooperationen aufbaut, Know How weitergibt. Die Gewinnspanne für die Frauen vor Ort ist dann fair, wenn sie ein gutes Produkt zu fairen Preisen verkaufen, und der Markt für gute native Shea existiert. Aus diesem Grund schätze und pflege ich z. B. den Dialog mit Herrn Höllige, der dort unten lebt und dessen Ideal eben die traditonell erzeugte Butter ist – mit der Bereitschaft, Möglichkeiten der Optimierung zu prüfen. Dass dies möglich ist und Früchte trägt, zeigen z. B. die Erfahrungen hier im Forum von unserer schimmel-seismographischen Ute, die diese Butter verträgt, während andere native Buttern zu allergischen Reaktionen geführt haben. Es geht mir nicht speziell um diese Butter oder diesen Mann, aber er ist für mich ein Beispiel für einen Weg, gute Prozesse in Gang zu bringen und eben jemand, durch den ich lerne, weil er die Bedingungen vor Ort gut kennt. Es ist eben gerade nicht so, dass ich nur Fachartikel lese und die Welt mit akademischen Augen betrachte ;-) – der Dialog mit Menschen ist wichtig und ergänzt Aspekte, die man sich nicht anlesen kann. Beides zusammen ist allerdings eine sehr gute Basis.
Liebe Grüße
Heike

margit

Ungelesener Beitrag von margit »

Ich mag es nicht, wenn Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen werden.

Es ging damals um eine Aussage des Winzers, der ein sehr gutes Traubenkernöl herstellt, aber auf Grund der kleinen Menge keine Analyse durchführt.
Natürlich spielen die Kosten da eine Rolle.
Und ich kaufe trotzdem das Öl, weil ich die Qualität der Arbeit und auch sonstige Produkte des Biowinzers kenne.
Es ging mir hier auch in erster Linie um Produkte aus der Nähe.
Da kann mir keiner erzählen wie das Öl hergestellt wird, nein ich kann den Herstellungsprozess verfolgen. Da brauche in kein Zertifikat.

Das jetzt diese Aussage zur Unterstützung einer Theorie von Wilma missbraucht wird,
finde ich nicht angebracht..


Hier gibt es nichts zu vergleichen.
Ja, das sehe ich auch so. Mich hat der Einwand der gestiegenen Kosten des Traubenkernöls in diesem Kontext auch irritiert, denn der Kosten-Aspekt war bereits mehrfach vorher Konsenz: Qualität koste

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Ungelesener Beitrag von Heike »

margit hat geschrieben:Ich mag es nicht, wenn Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen werden. […]

Es ging damals um eine Aussage des Winzers, der ein sehr gutes Traubenkernöl herstellt, aber auf Grund der kleinen Menge keine Analyse durchführt.
Natürlich spielen die Kosten da eine Rolle.
Und ich kaufe trotzdem das Öl, weil ich die Qualität der Arbeit und auch sonstige Produkte des Biowinzers kenne.

Das jetzt diese Aussage zur Unterstützung einer Theorie von Wilma missbraucht wird,
finde ich nicht angebracht..

Hier gibt es nichts zu vergleichen.
Ich kopiere -> Deine Aussage noch einmal hier herein, dann kann jeder es selbst »erlesen« (der Fettdruck stammt von mir und ist der Teil, der mich derzeit irritierte):
margit hat geschrieben:Andere Seite.
Ich habe bisher von einem Biowinzer ein BioTraubenkernöl ohne Zertifikat gekauft. Es war sehr preiswert.
Ich hatte Vertrauen.
Mittlerweile gibt es ein Zertifikat und jetzt könnt ihr raten, wie die Preise gestiegen sind.
Das heißt nicht , dass ich gegen Zertifikate bin, aber das ist eben nur die eine Seite der Medaille.
Wie Heike so schön sinngemäß sagt, es müssen noch mehr Seiten eines Händlers beleuchtet werden.
Und diese andere Seite der Medaille – nämlich dass Qualität kostet und Analysen ein Produkt verteuern – war zu diesem Zeitpunkt der Diskussion zumindest bei uns in der Rührküche bereits Konsenz, dachte ich. Offenbar ist diese Einschätzung falsch gewesen?
Liebe Grüße
Heike

margit

Ungelesener Beitrag von margit »

war zu diesem Zeitpunkt der Diskussion zumindest bei uns in der Rührküche bereits Konsenz, dachte ich.

Liebe Heike,
danke für deine Hilfe, ich habe meine Aussage nicht mehr gefunden.

Die Fakten stehen ganz klar da.
Mit Zertifikat kostet das Öl mehr.
Nicht mehr und nicht weniger.

Ich habe nie behauptet, das ich keine Qualität bezahle.

Aber ich wehre mich dagegen, dass ein Zerfikat ausschließlich Qualität bedeutet..
und ohne Zertifikat gibt es keine Qualität.

Das ist schlichweg falsch und naiv.


Offenbar ist diese Einschätzung falsch gewesen?

Ja

margit

Ungelesener Beitrag von margit »

Im übrigen ist der Preis des Öls fast um das Doppelte gestiegen.

:mrgreen:

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Ungelesener Beitrag von Heike »

margit hat geschrieben:Aber ich wehre mich dagegen, dass ein Zerfikat ausschließlich Qualität bedeutet..
und ohne Zertifikat gibt es keine Qualität.

Das ist schlichweg falsch und naiv.
Du meinst sicher, dass das Öl bereits vorher gut war. :-) Bestimmt, und da Du vor Ort kaufst, kannst Du das »Drumherum« auch besser einschätzen. Leider kaufen wir oft blind, und da ist ein Zertifikat das Aussagekräftigste, was wir bekommen können.
Liebe Grüße
Heike

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Ungelesener Beitrag von Heike »

margit hat geschrieben:Im übrigen ist der Preis des Öls fast um das Doppelte gestiegen.

:mrgreen:
Das glaube ich Dir aufs Wort. Wenn man alle Analysen machen würde, die es gibt, wäre es ein Vielfaches davon. Daher orientiert man sich in der Regel an Standards und beauftragt einige festgeschriebene Eckdaten, die sinnvoll sind.
Liebe Grüße
Heike

margit

Ungelesener Beitrag von margit »

Leider kaufen wir oft blind, und da ist ein Zertifikat das Aussagekräftigste, was wir bekommen können

Nein ich kaufe nicht blind, ich bin sehr qualitäts- und preisbewusst.


Beispiel:

Vor drei Jahren hat man in einigen Foren von einer ganz tollen Shea geschwärmt.
Ich habe sie einmal bezogen.
Sie war grau.
Ich hatte vorher eine helle, von Geruch sehr angenehme natürliche Shea..

Ein Jahr später hatte ich die gleiche Shea mit ganz anderen Eigenschaften.

Sie hatte einen widerlichen Geruch.

Der dritte Händler hatte einen von sich aus getroffenen Lieferstop, mangels
Hygiene im Ursprungsland.

Ich habe mich sehr bemüht um gute Qualität und habe auf viel ausprobiert..

Das hat auch Geld gekostet.

Mittlerweile verlasse ich mich auch nicht auf Zertifikate, sondern verwende die raffinierte Shea.

Aber mir zu unterstellen, ich würde für Qualität kein Geld bezahlen wollen, das ist eben , siehe oben, aus dem Zusammenhang gerissen.

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Ungelesener Beitrag von Heike »

margit hat geschrieben:Aber mir zu unterstellen, ich würde für Qualität kein Geld bezahlen wollen, das ist eben , siehe oben, aus dem Zusammenhang gerissen.
Manchmal kommt etwas rüber, was nicht so gemeint war. :/
Liebe Grüße
Heike

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Ungelesener Beitrag von Heike »

margit hat geschrieben:
Leider kaufen wir oft blind, und da ist ein Zertifikat das Aussagekräftigste, was wir bekommen können

Nein ich kaufe nicht blind, ich bin sehr qualitäts- und preisbewusst.
Vielleicht hier noch eine Erläuterung: mit »blind« meinte ich: wir kennen die Herkunft nicht, anders als bei unserem Winzer oder Bauern vor Ort, an dessen Feldern wir tagaus, tagein vorbeispazieren. Wir kaufen die Packung im Internet von Marke X oder Händler Y, und beide sagen uns nichts außer den wenigen Angaben, die vielleicht dabei stehen.
Liebe Grüße
Heike

margit

Ungelesener Beitrag von margit »

Manchmal kommt etwas rüber, was nicht so gemeint war.
Deshalb ist es besser, darüber zu sprechen.
und im übrigen bin ich kaum nachtragend :evil:

haselmaus
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Ungelesener Beitrag von haselmaus »

Ich bin jetzt vielleicht ein bisschen spät dran, um direkt auf Wilmas Meinung zu antworten, aber als ich es gestern morgen gelesen habe, musste ich dringend aus dem Haus.

Mir ist viel durch den Kopf gegangen und ich finde die Aussagen unfair und diskreminierend. Ich muss das so hart sagen, es ist wirklich nicht persönlich gemeint.
Die Einstellung, dass die Menschen in Afrika ja nichts haben und deswegen auch keine hochwertigen (veredelten) Produkte herstellen können/sollen müssten, ist in meinen Augen ein Grund, wieso sich die Lebensbedingungen nicht verbessern.
Rohstoffe liefern (Shea, die noch raffiniert werden muss; Golderze; Diamanten... ) macht nicht reich. Rohstoffe liefern bringt meist wenig, die Wertschöpfung erfolgt bei der Veredlung und die findet meist in Europa statt. Erst ein verkaufsfertiges Exportprodukt kann helfen die Armut zu lindern. Für minderwertige ranzige Shea bekommen afrikanische Frauen in jedem Fall weniger (und zwar zu recht), als für frische, die direkt verkauft werden kann.
Ich denke auch das viele qualitätssteigernde Arbeitsschritte, die in Heikes Zusammenfassung angesprochen wurden, nicht an mangelden Rohstoffen/Möglichkeiten scheitern, sondern schlichtweg an Unwissen. Ich sehe nicht, wieso man Röstzeiten nicht verkürzen kann, wieso man Nüsse nicht zeitnah einsammeln kann. Es geht ja nicht nur um Kühlhäuser, die jetzt noch utopisch sind. Es geht darum Afrikaner als mündige Menschen zu betrachten, an die man auch Anforderungen stellen kann. Natürlich sind Hilfestellungen nötig, aber nur an Anforderungen kann man wachsen. Und das brauchen die Menschen: Wirtschaftswachstum, das mit der Inflation mithalten kann.

Falsch verstandene Hilfe zB in Form von Nahrungsmittelexporten nach Afrika (nämlich EU-Überschüsse) ruiniert Afrika. Die örtlichen Bauern konnten mit den Umsonstprodukten nicht mithalten und die ohnehin schon schlechte Versorgungssituation wurde desaströs.
Ähnlich fatal sehe ich falsch verstandene Rücksicht. Ein Verständnis für Qualität schaffen, für Produktionsstandards und für diese dann einen fairen Preis zahlen ist die Hilfe, die wir erbringen können.

Und die Produkte, die dabei "abfallen" können wir dann auch sorgenfrei ins Gesicht schmieren ;D

wilma

Ungelesener Beitrag von wilma »

Haselmaus, da hast Du mich komplett falsch verstanden.

Wenn in den Herstellungsländern nicht mal ausreichend sauberes Wasser als Trinkwasser vorhanden ist, wie kann ich da verlangen, dass sauberes Wasser ausgerechnet für die Sheabutterproduktion verwendet wird (und eben nicht als Trinkwasser)?

Wenn Energie/Brennstoffe so teuer sind, dass sich die Leut nicht mal ausreichend Brennstoff für die Zubereitung von Mahlzeiten leisten können, wie kann ich da verlangen, dass der knappe Brennstoff ausgerechnet für die Sheabutterproduktion verwendet wird?

Mangel an ausreichend sauberem Wasser und Nöte wegen der heftig angestiegenen Energiekosten sind Tatsachen, es sind keine unfairen und diskriminierenden Behauptungen von mir.

Ich wäre gern bereit, einen erheblich höheren Preis für Sheabutter zu bezahlen. NUR: gegenwärtig reicht das noch nicht einmal, um für ausreichend sauberes Wasser bzw. ausreichend Brennstoff zu sorgen.

Bis dahin bin ich eher bereit, auf raffinierte Sheabutter auszuweichen oder auch unraffinierte Sheabutter zu akzeptieren, die nicht ganz den Idealvorstellungen entspricht - d.h. auch mal eine etwas erhöhte POZ oder FFA hinzunehmen beispielsweise.

Was ich nicht möchte: dass elementare Lebensgrundlagen, an denen in den Ursprungsländern gegenwärtig ein eklatanter Mangel herrscht, für die Produktion eines Luxusgutes verschwendet werden.

Wenn Du kein oder nur dreckiges verkeimtes Wasser zum Trinken hast, dann nützt Dir auch die tollste Sheaproduktion nichts.

Grüßle,
wilma

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Ich sehe es ähnlich wie Haselmaus, und in diesem Kontext lese ich Forschungsarbeiten wie die obige.

Sheabutter ist, vom traditonellen Eigengebrauch als Lebensmittel und Kosmetikum abgesehen, in vielen afrikanischen Regionen eine der Haupteinnahmequellen. Native Sheabutter ist kein Luxusgut für verwöhnte Europäer – das ist eher die Masse an Butter, die raffiniert in die Kessel der konventionellen Kosmetikindustrie wandert, pharmazeutisch eingesetzt wird oder die wir als Kakaobutterersatz oder in Margarine zu uns nehmen. Dagegen dürfte die Menge an nativer Butter – also die, die qualitativ als solche den Analysebestimmungen europäischer Standards genügt – ein Nischenmarkt sein. Ausnahme: Naturkosmetiker wie WALA und vergleichbare Firmen. Kurz: Wertschöpfung bei denen stattfinden lassen, die produzieren, ist der Kerngedanke. Die Verdienstmöglichkeiten sind ungleich höher. Mehr Geld für weniger, aber qualitativ hochwertige Butter bedeutet Resourcenschonung vor Ort an Wasser, Holz, Mensch. Kürzere Röst- und Kochzeiten – um auf den Fachartikel zurückzukommen – zielen in die gleiche Richtung.

Ich sehe keine Alternative. Raffinierte Sheabutter kaufen schont Ressourcen in keiner Weise (im Gegenteil ist sehr viel Energie für die Produktion von Quantität erforderlich; nur die gleicht den geringeren Lohn aus). Dass die Werte im tolerierbaren Rahmen bleiben, garantiert Vermittlung von Know How und Schulung vor Ort. Das geht nur in Kooperation mit den Frauen selbst – und es funktioniert, wie einige erfreuliche Beispiele zeigen.

Nein: Qualität ist der einzige Weg, das ist meine Wahrnehmung. Kühlung, Laborbedingungen … unwahrscheinlich. Offenbar sind akzeptable Werte jedoch bereits schon mit strenger Vorselektion der Nüsse, Produktionsanpassungen und kontrollierter Abfüllung und Lagerung möglich. Dass diese Parameter Einzug ins Bewusstsein der produzierenden Frauen finden, fördern Untersuchungen wie oben beschrieben und Menschen, die diese Kenntnisse weitergeben.
Liebe Grüße
Heike

haselmaus
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Ungelesener Beitrag von haselmaus »

Liebe Wilma,

ich glaube ich habe dich nicht falsch verstanden :D . Ich bin nur anderer Meinung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine lange Kochzeit, die Shea dafacto schlechter werden lässt, mit geringerem Brennstoffverbrauch einhergeht. Außerdem mag schutziges Wasser ein großes Problem sein, aber was hälst du denn davon, wenn der Verkauf hochwertiger Shea das Geld liefert, das benötigt wird, um einen Brunnen in Dorfnähe zu bauen?

Niemand kann freie Menschen zwingen ihren letzten Tropfen Trinkwasser in einen Topf voller Sheanüsse zu kippen - auch nicht, wenn ich bereit bin dafür einen Euro mehr hin zu legen. Aber wenn man die Frauen darauf hinweist, dass sie für Sheabutter, die mit sauberem Wasser hergestellt wurde einen Euro mehr bekommen, lohnt sich auch der Weg zum Brunnen für sie. Und irgendwann reicht es vielleicht auch für einen eigenen Brunnen.

Ich verlange im übrigen auch gar nicht - ich biete etwas an.

Ich biete an für hochwertige Butter mehr zu zahlen. Ob dieses Angebot angenommen wird, liegt daran ob es sich für die Frauen lohnt (und ich glaube ja) und ob das Angebot die Frauen auch erreicht.
Am zweiten Punkt können wir insofern eingreifen, als dass wir auch Produktionsprozesse hinterfragen und fair kaufen.

Mein Fazit:
Wenn es wirklich so wäre, dass die Produktion hochwertiger Shea einen unzumutbaren Aufwand für die Frauen darstellen würde, würde sie es eben nicht tun - basta! Aber das Angebot unterbreiten ist doch das mindeste!

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

Ich habe ab hier den Thread geteilt, da er sich nicht mehr auf den o. g. Artikel bezog. -> Hier geht es zum neuen Thema mit dem Schwerpunktthema »Afrika – Europa: Kritische Aspekte der »Handelsbeziehungen«..
Liebe Grüße
Heike

wilma

Ungelesener Beitrag von wilma »

Ich bin über die Trennung der zwei Threads ziemlich unglücklich, für mich gehören sie unbedingt zusammen.

Warum?

Eben deshalb WEIL in dem genannten Fachartikel kritische Aspekte der Handelbeziehungen berührt wurden - nicht explizit, aber deutlich erkennbar Vorschläge enthalten sind, die massive Eingriffe in die Selbstbestimmung der Produzenten bedeuten können.

Grüßle,
wilma

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Ein Artikel, auf den ich letztens stieß, ist -> dieser hier mit dem Titel »Hilfe durch den heiligen Baum. Sheabutterproduktion holt Frauen in Ghana aus der Armut«, veröffentlicht von der Arbeitsgruppe Friedensforschung der Uni Kassel im Juni 2008.

Ein kurzes Zitat aus dem Gesamttext (Hervorhebungen im Fettdruck durch mich):

»Mittlerweile verdienen bereits 600 000 Frauen am Geschäft mit der Sheabutter. Die UNDP-TICADInitiative sorgt dafür, dass sie ihre Möglichkeiten voll ausschöpfen können. So gibt es Trainingszentren für Frauen, die ihnen den Weg weisen, wie sie hochqualitative Produkte produzieren können. »Die Sheabutter, die wir jetzt herstellen, ist frei von Rückständen. Und sie riecht wesentlich besser, sie ist einfach sehr rein«, sagt Fulera Yakubu, eine von 200 Frauen, die in den Trainingszentren geschult wurden.

Aufgrund der Qualitätssteigerung können die Frauen ihre Produkte inzwischen auf internationalen Märkten anbieten: in Japan, Deutschland, den Vereinigten Staaten, Dänemark oder der Schweiz.«


Interessant ist der letzte Satz:

»Sie wollen ihre Regierung bitten, den Handel mit Sheabutter stärker zu fördern. Außerdem fordern sie eine Vermarktungsbehörde für Sheaprodukte. „Dann können wir Forschung betreiben und die Sheaindustrie noch verkaufsstärker machen."«

Sorry, Link ist korrigiert, ich hatte ein »l« zu viel drin.
Liebe Grüße
Heike

Sommerkind
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Ungelesener Beitrag von Sommerkind »

Genau aus diesen Gründen werde ich demnächst diese Sheabutter bestellen. Ich bekomme ein erstklassiges Produkt und unterstütze Frauen und ihre Familie.
Falls doch einmal etwas nicht so ausfällt wie angegeben, kann ich beim Verkäufer reklamieren. Das passiert uns hier in Deutschland ja auch.
Zitat:
»Sie wollen ihre Regierung bitten, den Handel mit Sheabutter stärker zu fördern. Außerdem fordern sie eine Vermarktungsbehörde für Sheaprodukte. „Dann können wir Forschung betreiben und die Sheaindustrie noch verkaufsstärker machen."«

Diese Entwicklung finde ich sehr positiv.
Viele Grüße
Sommerkind

Anemone

Ungelesener Beitrag von Anemone »

Danke noch mal für die Erinnerung. Habe gerade meine erste Bestellung dafür bei Shea WaLe geordert.

Sommerkind
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Ungelesener Beitrag von Sommerkind »

Liebe Anemone,
ich finde die 2 kg - Körbe so schön. Das wären dann sogar drei gute Gründe ... - aber leider sind zwei Kilo zu viel für mich.
Viele Grüße
Sommerkind

Bini

Ungelesener Beitrag von Bini »

das 1-kg-körbchen ist ja auch irgendwie schick, aber selbst 1 kg ist viel zu viel! :cry:


es freut mich total diesen bericht zu lesen.... ich finde sowas einfach klasse!

sony

Ungelesener Beitrag von sony »

Heike hat geschrieben:
Aufgrund der Qualitätssteigerung können die Frauen ihre Produkte inzwischen auf internationalen Märkten anbieten: in Japan, Deutschland, den Vereinigten Staaten, Dänemark oder der Schweiz.«[/i]
Eine sehr positive zu unterstüzende Entwicklung :gut:
Heike hat geschrieben: Interessant ist der letzte Satz:

»Sie wollen ihre Regierung bitten, den Handel mit Sheabutter stärker zu fördern. Außerdem fordern sie eine Vermarktungsbehörde für Sheaprodukte. „Dann können wir Forschung betreiben und die Sheaindustrie noch verkaufsstärker machen."«

Ich hoffe und wünsche für die Frauen, das sie sich bei der Regierung durchsetzen können! :sumo:

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