Katharina hat geschrieben:Aber sind diese Buttern nicht schlicht und ergreifend gehärtetes Fett, dass recht unschönen Verarbeitungswegen unterliegt?
Heike hat geschrieben:Im Prinzip ja. Die Verarbeitungswege können sehr unterschiedlich sein, seine Geheimnisse gibt kein Hersteller preis. Manche nehmen das reine Öl auls Ausgangsprodukt und hydrieren es, andere nehmen etwas reines Öl und mischen »gehärtetes Pflanzenöl« unbekannter Herkunft (sagen wir: nicht weiter spezifiziertes) dazu, andere ergänzen wieder Begleitstoffe wie Unverseifbares, die vorher durch die Raffination entfernt wurden. Es gibt viele Varianten. […]
Du hast ein pflanzliches Fett mit bestimmten, »konfektionierten« Eigenschaften (was Konsistenz, Fettäsurezusammensetzung usw.) angeht. Das kann Vorteile haben, z. B. in pharmazeutischen Rezepturen, in denen Wirkstoffe ohne Wechselwirkungen mit anderen Inhaltsstoffen aufgebracht werden, wo reizlose Fettgrundlagen gebraucht werden (manche reagieren auf native Öle und Buttern) usw., sie sind immer gleich, was Naturstoffe eben nicht sind, das hat Vorteile für Produkte, von denen Verbraucher immer wieder die gleichen Eigenschaften erwarten.
Was an Eigenschaften zweifellos bleibt, ist ihre Funktion als »Emollentien«, Weichmacher und Rückfetter.
Ich habe über diese Aussagen nachgedacht. Aus dem Bauch und aus dem Kopf heraus kann ich alle Beweggründe, sie als Selbstrührer nicht zu nehmen, durchaus nachvollziehen und akzeptieren. Das ist gar nicht der Punkt.Wilma hat geschrieben:Soweit ich weiß, entstehen trans-Fettsäuren vor allem bei der Fetthärtung (Hydrierung), weniger bei der Raffination. Im Körper wirken trans-Fettsäuren schädlich - sie begünstigen Arteriosklerose und die Folgekrankheiten. Margarine mit gehärteten Fettsäuren ist deswegen etwas in - naja - ich nenne es mal: Verruf geraten. Auf der Haut wirken trans-Fettsäuren der Fluidisierung von Zellmembranen entgegen, ähnlich wie Cholesterol. Diese Effekte sind denen der cis-Fettsäuren entgegengesetzt. Die unterschiedlichen Effekte sind bedingt durch die unterschiedliche räumliche Struktur.
Bei den teilhydrierten Buttern ändert sich auch die Fettsäurezusammensetzung, und die bedingt m.E. (neben den Fettbegleitstoffen, aber die sind bei raffinierten Ölen ja eh weg) die Charakteristik eines Öls. So scheint es, dass z.B. die Palmitoleinsäure vom Avocadoöl in der Avocadobutter weghydriert ist zu Palmitinsäure. Also eine wichtige Fettsäure, die das Avocadoöl auszeichnet, ist futsch. Palmitoleinsäure ist ein besonderes Stöffchen für die Haut, und palmitoleinsäurereiche Öle gibt es wenige. Vor diesem Hintergrund kann ich mich schlecht damit anfreunden, das die hydrierten Produkte die gleichen Eigenschaften haben sollen wie die Ausgangsstoffe. Das beste ist vielleicht noch, dass die Buttern nur teihydriert sind.
Vernünftige Anwendungsgebiete für die Buttern gibt es sicher, Heike hat sinnvolle Vorschläge gemacht. Nur: bei der Verwendung der Buttern würde ich nicht die Charakteristik der Ausgangsöle erwarten, das kann ja gar nicht sein. Dass die Buttern reizarm sind, ist für einige Anwendungen sicher ein Vorteil! Alternativ wäre vielleicht noch zu überlegen, ob eventuell raffinierte, aber nicht hydrierte Buttern (Mango, Shea) anstelle der hydrierten Produkte verwendet werden können, denn dann hat man das Problem mit den trans-Fettsäuren nicht. In den uns vorliegenden Fettsäureprofilen ist der Anteil an trans-Fettsäuren übrigens nicht aufgeführt - und vielleicht auch gar nicht bekannt. Ein Schalk, wer ... usw.
Nun kam mir ein weiterer Gedanke … wie ist das mit hydriertem Lecithin? Dem Lecithin, das Lautenschläger und Co in seine hochgeschätzte DMS-Creme gibt, das die Korneotherapie (-> hier ein Beitrag dazu) stützt … das ist Lecithin mit hydrierten Fettsäuren, mit dem Ziel, das es eben nicht in tiefere Schichten des Stratum Corneum eindringt, sondern in den oberen Bereichen der Hautschicht die Aufgabe der Ceramide übernimmt und die Barriereschicht stabilisiert. (Off topic, aber ich weiß, wo wir das Zeug bekommen. Wir können auch nur 1 kg bekommen, es kostet jedoch 200 Euronen. Off topic Ende).
Müssten wir das nicht streng genommen auch mal unter diesem Gesichtspunkt betrachten? Ich bin da unsicher, weiß noch nicht genau, ob das vergleichbare Prozesse sind; möglicherweise unterscheiden sich Hydrierungen deutlich. Ich denke einfach laut.
Wer denkt mit?