Komedogen - Mythos?

Fettsäurespektren, Jodzahlen und Fettbegleitstoffe – hier werden Öle, Buttern und Wachse en detail gewürdigt.

Moderator: Heike

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TinaWalter
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Komedogen - Mythos?

Ungelesener Beitrag von TinaWalter »

Liebe Community,

ich hätte eine Frage zu dem Thema "Komedogen". Ich bin nämlich etwas verwirrt. Ich habe letztens bei einem sehr soliden Unternehmen aus München einen Post auf Instagram gelesen, dass das Thema "Komedogen" eig. ein ganzer Wirrwarr ist und es keine wirklichen Studien dahinter gibt, die belegen, dass gewissen Öle komedogen oder nicht komedogen wirken. Das Thema sei daher auch nicht bekannt bei Laboren.

Wie gesagt, ich bin verwirrt und bitte um Hilfe:) Ist das ganze ein Mythos oder ist wirklich was wahr daran? Da ich unreine Haut habe, schränkt mich das Thema "Komedogen" natürlich etwas ein bei der Auswahl an Ölen...dh wenn daran wirklich nichts wahr wäre, hätte ich eine viel grössere Auswahl an Rückmöglichkeiten.

Vielen Dank für eure Hilfe im Voraus!

Tina

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Helga
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Ungelesener Beitrag von Helga »

Leider kann ich Dir keine klare, eindeutige Antwort geben :), aber als Mythos würde ich es nicht abtun. Leute in Labors, die Rezepte entwickeln fehlt oft die Praxis, Langzeitbeobachtung, die z. B. ich als langjährige Rührerin schon habe, ich beobachte sehr genau und dokumentiere auch, ich kann heute nachlesen, welches Rezept aus 2014 meiner Haut gar nicht gefallen hat :wink: und was der Fehler war.

Unreine Haut hängt auch oft mit dem Hautzustand zusammen, ob z. B. Talg leicht abfließen kann, ob jemand an Verhornungsstörungen leidet, auch mangelnde essentielle Fettsäuren die der Körper nicht selbst herstellen kann spielen eine Rolle; es sind also nicht alle pauschal anfällig für Komedone :). Wenn anfällig - und das kann man leicht beobachten - dann sind es meistens die Fettalkohole, sowie die gesättigten Fettsäuren (z. B. Stearinsäure, Palmitinsäure) die in einem höherem Anteil - gegenüber anderen Öle/Butter - enthalten sind, die Komedone verursachen.

Unreine Haut ist ein sehr umfangreiches Thema :), da sowohl Hormone die Ursache sein können, als auch nicht zum Hauttyp passende Pflege, beginnend von der Reinigung, Creme bis Gesichtswasser (die 3 gehören zusammen, müssen aufeinander abgestimmt sein um sich zu ergänzen), die Höhe der Fettphase soll nicht zu hoch sein (aber auch nicht zu niedrig) und ja, auch die Auswahl der Öle/Butter ist wichtig :). Es gibt also einiges zu beobachten :) und zu testen.
Hier findest Du sicher viele Rührerinnen, bei denen die Haut sich gebessert hat :) und die Dir Tipps geben können :). Angefangen von Lipodermin in der Pflege, damit der Talg leichter abfließen kann bis über - habe ich neulich hier gelesen - Seidentuch am Kopfpolster, etc.

Manchmal wird auch versucht durch aggressive Reinigung (Seife, aggressive Peelings, etc.) die Haut in Gleichklang zu bringen, das ist leider grundfalsch - denn das Gegenteil wird bewirkt weil der natürliche Säureschutzmantel und deren wichtige Mikroorganismen beeinträchtigt wird und - "tataaa": Keime gut eindringen können, der Schutzwall ist weg, Pickel können entstehen. Da wollte man bloss intensiv reinigen - und es wird schlimmer, zum Heulen.
Schau mal hier:
... Auszug aus Beitrag: klick
.. Dieser Hydrolipidfilm - sofern intakt - fungiert wie ein Schutzschild: Einerseits sorgt er dafür, dass Feuchtigkeit nicht aus der Haut austritt und andererseits bewirkt er, dass Krankheitserreger sowie Schadstoffe aus der Umwelt - die Allergien, Infektionen oder Reizungen hervorrufen können - nicht in die Haut eindringen.
Der Ph-Wert des Hydrolipidfilms beträgt wie wir wissen PH 5,5, ist also sauer. Da sich Viren und Bakterien nur in Milieus mit neutralem oder basischem ph-Wert wohlfühlen, wirkt der leicht saure ph-Wert der Haut somit als natürlicher Abwehrmechanismus. Nur bestimmte Bakterien können in diesem sauren Milieu überleben und es bildet sich die sogenannte "Mikroflora" (Mikroorganismen) auf der Haut, vergleichbar mit einem Ökö-System, in dem ein empfindliches Gleichgewicht herrscht.

Funktionen des Säureschutzmantels/Hydrolipidfilm und der Mikroflora:

Säureschutzmantel/Hydrolipidfilm
* puffert die Wirkung von Säuren und Basen ab (siehe 1),
* verhindert, dass Schadstoffe über die Haut aufgenommen werden,
* wirkt als Gleitmittel gegen Oberflächenreibung,
* reguliert den transepidermalen Wasserverlust.

Mikroorganismen
* tragen zur Senkung des Ph-Wertes bei,
* hemmen das Wachstum schädlicher Keime,
* verstoffwechseln alle Nährstoffe, die an der Hautoberfläche zur Verfügung stehen und erschweren dadurch anderen Keimen das Wachstum.
Ich wünsche Dir, dass Du der Ursache bald auf die Spur kommst und (D)ein ideales Rezept für Dich findest :). Fragen kannst Du jederzeit stellen.
Liebe Grüße und noch einen schönen Tag :-)

Helga

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Judy
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Ungelesener Beitrag von Judy »

:hallihallo:
Schau mal hier.
Es gibt dazu einige, wenn auch ältere, wissenschaftliche Untersuchungen dazu.
Liebe Grüße,
Judy

PS: Der ganze Artikel.
Simplicity is the ultimate sophistication (Leonardo da Vinci)

TinaWalter
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Ungelesener Beitrag von TinaWalter »

Lieben Dank Helga und Judy! Da stöbere ich doch direkt einmal durch:)

LG

TinaWalter
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Ungelesener Beitrag von TinaWalter »

Habe noch diesen Artikel gefunden, der viele Studien zusammenfast und vergleicht. Finde es super spannend:)
klick

LG Tina
Zuletzt geändert von Heike am Mittwoch, 6. Juli 2022, 08:24, insgesamt 2-mal geändert.
Grund: Link korrigiert

Jule
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Ungelesener Beitrag von Jule »

Das Mischverhältnis der Fettsäuren im menschlichen Sebum varieren stark und ist sehr individuell.
Diese Zusammensetzung zum Beispiel entscheidet auch, wie flüßig das Sebum ist und aus den Talgdrüsen schnell oder langsam abfließen kann.
Wenn man also weitere "Zutaten" hinzufügt, entsteht eine neue individuelle Mischung.

Es gibt aber Substanzen und bsw. Öle, die auffällig mehr Leuten Komedonen beschert, als andere Substanzen. Also eine Frage der Wahrscheinlichkeit letztlich.

In meinem Fall bekomme ich sofort Komedonen, wenn ich Marulaöl im Gesicht verwende, wenn ich es jedoch an den rauen Ellenbeugen, wo wenig Talgdrüsen sind, verwende, werden die Ellenbeugen ratzfatz über Nacht butterzart.

Deswegen senden Kosmetikhersteller auch mixed messages und schreiben auf ein Produkt non-comedogenic und wenn Kunden sich dann beschweren, dass sie davon Pickel bekommen, heißt es plötzlich, dass das sehr individuell ist, was für den einen oder anderen comedogenic ist.

Weizenkeimöl und Mineralöl gelten als äußerst wahrscheinlich bei anfälligen Personen Komedonen auszulösen, sicher ausschließen könnte man es nur durch individuellen Test.

Offen gestanden, teste ich mich durch die Hartcorefälle nicht durch, sondern versuche die einfach zu meiden.

Hier haben einige schon wunderbar wissenschaftlich fundierte Artikel verlinkt.

Ich steuer hier einfach einmal eine praktische Liste vom Hautschutzengel bei.

klick

Und ein ganz anschaulicher Artikel von faces of fey:
klick

Cupuacubutter gilt mit dem Wert von 4 (max. Wert für komedogenität liegt bei 5) als relativ komedogen, anders als Sheabutter, dünn aufgetragen in meiner Lieblingsfoundation ist mir noch nichts davon aufgefallen. Vielleicht die niedrige EK? Vielleicht meine spezielle Sebummischung? I do not know.
Zuletzt geändert von Helga am Samstag, 23. April 2022, 15:13, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Links versteckt

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lanolea
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Ungelesener Beitrag von lanolea »

Dieser Sache bin ich jetzt auch schon länger auf der Spur. Gerade wegen den Hasenohrengeschichte habe ich mich auch gefragt, ob das wirklich für meine Haut auch so stimmt. Ich bin auch zum Schluss gekommen, dass man ausprobieren muss.
Weizenkeimöl und Mineralöl gelten als äußerst wahrscheinlich bei anfälligen Personen Komedonen auszulösen, sicher ausschließen könnte man es nur durch individuellen Test.
Dazu kann ich jetzt zb sagen, dass mit abgesetzten Mineralölprodukten nach und nach auch die Komedogene von meiner Nase weg sind, und Weizenkeimöl als Wirkstofföl oder als Vitamin E Konservierer dosiert für mich jetzt überhaupt kein Problem ist.
"Dammi tempo," disse il topo alla noce: "Dammi tempo che ti buco!"

Ginrin
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Ungelesener Beitrag von Ginrin »

Total spannendes Thema.
Je mehr ich lese, desto eher glaube ich auch es gibt nur Tendenzen.

Ich kann genau das unterschreiben, was Lanolea geschrieben hat. Mineralöle machen mir eindeutig Probleme.
Die natürlichen Öle/Buttern was als komedogen ausgewiesen ist, sehr individuell.
Habe echt Probleme mit dem Zyklus und der Ernährung zu rechnen, da bei mir diese Faktoren so stark Einfluss nehmen.

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