chaoskoeppsche hat geschrieben: ↑Freitag, 29. November 2024, 21:08
Braucht Cetearyl Alcohol eine höhere Fettphase, weil sonst zu wenig zur Verfügung steht, dem es Konsistenz geben kann?
Stopp!

Hier liegt eine ganz grundsätzliche Fehleinschätzung dieses Rohstoffs vor. Exakt diese Annahme ist grundlegend falsch.
Fettalkohole wie Cetylalkohol, Cetearylalkohol und Co geben nicht in der Fettphase Konsistenz,
sondern in der Wasserphase. Sie dicken die Wasserphase an, indem sie gemeinsam mit dem Emulgator flüssig-kristalline Gelnetzwerke in der Wasserphase bilden und dort einen Teil des Wassers festhalten. Das ist das gebundene Wasser, im Gegensatz zum freien Wasser, das sich außerhalb dieser Gelstrukturen befindet und sofort zur Befeuchtung der Haut zur Verfügung steht.
2008 habe ich das Prinzip in einem kleinen Experiment sichtbar gemacht. Auf Olionatura.de ist das Experiment mit den Bildern im Portrait von
Cetylalkohol eingebunden; das Prinzip gilt jedoch für Cetearylalkohol genauso.
Interessant ist eher: Wie sollte der Anteil von Fettalkohol zu Emulgator in einer
wasserhaltigen Emulsion sein? Antwort: Das kommt – neben dem gewählten Fettalkohol – auf den Emulgator an.

Der Emulgator belegt die Grenzflächen der Öltröpfchen, der Koemulgator bindet mit dem überschüssigen Emulgator Wasser in den flüssig-kristallinen Gelstrukturen und sorgt für Konsistenz.
Ab einer bestimmten Einsatzkonzentration können Emulsionen jedoch wieder flüssiger werden. Der Grund steht in meinem Rohstoffbuch: Dann passen – kurz gefasst – die Fettalkoholmoleküle nicht mehr ins Gelnetzwerk, liegen frei vor und »flutschen« an einander vorbei, was zu einer flüssigeren Konsistenz führt.
Erhöht man den Fettalkoholanteil noch weiter, kristallisiert dieser aus, bildet eine eigene lipophile Gelphase und wirkt dann stark konsistenzerhöhend.
Man muss also diese Punkte im Blick haben – und das geht nur im Praxistest für exakt eine bestimmte Fettphase, abhängig von der Fettphasenhöhe, den gewählten Emulgatoren und ihrer Einsatzkonzentration, der Einsatzkonzentration des gewählten Fettalkohols und natürlich auch der Herstellungsmethode. Denn alleine diese hat bereits großen Einfluss auf die Öltröpfchengröße und damit auf die Größe der Grenzflächen, die der Emulgator belegt usw. …
Meine Empfehlungen für Einsatzkonzentrationen an Fettalkoholen zielen nur auf Haptik und Hautgefühl. Die Konsistenz meiner Formulierungen ist daher eher fluide, macht sie aber geschmeidig und feucht.
Marie macht ein Experiment, das die reinen Fettmassen vergleicht, ähnlich wie man Wachse mit Ölen mischt und schaut, welche Konsistenz herauskommt. Das habe ich mit Beeren- und Bienenwachs gemacht und mit Einsatzkonzentrationen von 5 bis 25 %. Hier spielt jedoch auch der Abkühlungsprozess auf das Endprodukt eine enorme Rolle, denn damit kontrolliere ich die Größe der Kristalle.
Insofern ist Maries Test hier nicht aussagekräftig. Niemand schmiert sich ernsthaft Fettmassen mit 33 % Cetearylalkohol irgendwohin.

Fettalkohole machen Fettmassen mit Buttern pudriger, aber da bringt Stärke einen besseren Effekt. Mit Wasser gemischt gelten die im Test beschriebenen Aspekte »Haptik« und »Konsistenz« dann gar nicht mehr.
chaoskoeppsche hat geschrieben: ↑Freitag, 29. November 2024, 22:08
Bei h&me wurde Olivenöl verwendet, ich habe Rizinusöl genommen - liegt vielleicht da der Hund begraben?
Rizinusöl ist ganz anders, weil viel hydrophiler als unsere »normalen« fetten Öle. Macht auch in Lippenstiften einen großen Unterschied. Und: Deine Fettphasenhöhe ist eher für ein Hydrodispersionsgel oder ein leichtes Fluid geeignet. Ich habe
in dieser Basisformulierung 16 % Fettphase, mit Dermofeel® GSC POF + 0,5 g Imwitor® 375. Es ist fast flüssig, irre, aber absolut stabil … daher hier in einer Pipettenflasche.