Heike hat geschrieben:Nach der Spaltung der Öle auf der Haut liegen sie als freie Fettsäuren vor, und diese Spaltung soll – so eine Aussage mit jemandem aus der Kosmetikindustrie vor wenigen Wochen – nahezu sofort beginnen.
Wenn ich nach der oft erstaunlich kurzen Latenz des Wirkungseintrittes gehe, muss diese Aussage stimmen.
Heike hat geschrieben:Ja, auf und vor allem in der Haut. Das ist ja ein Grund für lichtbedingte Hautschäden; in der Haut ist vor allem Linolsäure als Bestandteile von Phospholipiden in den Zellmembranen betroffen.
Es gibt noch einen anderen Aspekt...
Damit die mehrfach ungesättigten Fettsäuren der Wirkstofföle überhaupt zur Wirksamkeit gelangen, bedarf es ebefalls einer Oxidationsreaktion. In unserer Haut gibt es Enzyme wie zum Beispiel die 15-Lipoxygenase, welche Doktor Lautenschläger in seinem
ABC der Fettsäuren erwähnt. Besagte Lipoxygenase katalysiert die Oxidation einer Fettsäure am fünfzehnten Kohlenstoffatom ihrer Kette. Das heißt, dass nicht eine neue Reaktion geschaffen sondern nur eine ohnedies ablaufende gefördert wird, deren Reaktionsrate sich dabei entsprechend erhöht.
Der eben beschriebene oxidative Prozess ist im Fall der Linol-, Alpha- und Gamma-Linolensäure entzündungshemmend. Andere oxidative Prozesse wiederum sind stark zellschädigend. Ich will mit diesem Beitrag darauf aufmerksam machen, dass beim Einziehen einer ungesättigten Fettmischung in die Haut zwei verschiedene Arten oxidativer Prozesse vorliegen: ein erwünschter spezifischer (siehe oben) und ein unerwünschter unspezifischer, dessen Folgeprodukte nicht entzündungshemmend sondern vielmehr zellschädigend sind.
Die Sache hat also zwei Gesichter, und das macht sie für einen Neurodermitiker wie mich zur gleichen Zeit so unverzichtbar wie heikel. Meine Haut mag es nicht, wenn ich sie auf Wirkstoffdiät setze (Ich habe es letzten Herbst probiert - sie war Feuer und Entzündungsflamme), aber oxidativen Stress mag sie auch nicht. Derzeit habe ich einen schönen Mittelweg gefunden - mit, und hier stimme ich in Euren Chor nun ein, deutlich mehr mehrfach ungesättigten Fettsäuren in der Nachtpflege.
Heike hat geschrieben:Hinzu kommt, dass in der Haut keine mehrfach ungesättigten Fettsäuren vorhanden sind. Wenn wir also Öle mit Alpha- und Gamma-Linolensäure auftragen, verändern wir die Fettsäure-Zusammensetzung der Lipide in unserer Haut deutlich.
Wenn ich das bisher zu diesem Thema Gelesene richtig interpretiere, bleiben diese beiden Fettsäuren gar nicht lange intakt. Sie werden zu Hydroxyfettsäuren und diversen Botenstoffen umgewandelt. Das erst macht die Öle, in denen sie enthalten sind, so wertvoll für Menschen mit entzündlicher Haut. Plakativ ausgedrückt: Wäre meine Haut nicht in der Lage, sich das Hanföl zu entzündungshemmenden Folgeprodukten weiterzuverarbeiten (sprich: zu oxidieren), könnte ich mir dieses und andere Öle wirklich nur in meine Haut geben, um es dort in Ruhe ranzig werden zu lassen.
Heike hat geschrieben:Das, was wir der Haut anbieten, ist in der Regel mehr, als sie gerade verarbeiten kann.
Dieses Zuviel habe ich an mir auch bemerken können, stellte aber gleichzeitig fest, dass meine Haut den oxidativen Stress von Ungesättigtem erst bei höheren Dosen verspürt, als es hier im Forum von Menschen mit normaler oder annähernd normaler Haut geschildert und von Dir empfohlen wird.
Darf ich eine Hypothese wagen, die sich gut mit Deiner Empfehlung vertragen könnte, liebe Heike? Meine Vermutung lautet, dass es besonders der ungesättigte Überschuss ist, welcher der Haut oxidativen Stress bereitet - also jener Teil der aufgetragenen Fette, der nicht zielstrebig verstoffwechselt wird. Einer gesunden Haut wird das Wirkstoffangebot aber früher zu viel sein als einer entzündeten kranken.
Das richtige Maß zu finden, das die eigene Haut wirklich braucht, ist daher entscheidend. Gerade im Sommer sollte man sich auch in der Nacht, wenn man mitunter schwitzend im Bett liegt, nicht in allzu großer Sicherheit wiegen. Warm und feucht - Oxidation, was willst Du mehr? Daher habe ich inzwischen eher den Ansatz gewählt, mich öfter, dafür aber mit kleineren Mengen einzuschmieren, damit meine Haut das Angebotene auch verwerten kann und nicht davon kaputtoxidiert wird.